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Two Point Hospital: In Theme Hospitals Fußstapfen zu wandeln, ist nicht einfach

Im Gespräch mit den Machern von Theme Hospital über ihr neues Projekt.

In einer Zeit, in der mein "pile of shame" im Grunde nicht existent war, gab es wenige Spiele, mit denen ich mich länger beschäftigte als mit Theme Hospital. Es war die Anfangszeit, als ich auf dem PC in Kontakt mit dieser Branche kam, die sich zu meinem Hobby und zu meinem Beruf entwickelte. Damals vertrieb ich mir die Zeit mit Spielen wie Command & Conquer, Wing Commander, dem Bundesliga Manager und eben Bullfrogs Krankenhaus-Simulation.

Letzteres versprühte einen eigenwilligen, nie übertriebenen Humor und - ho ho - ansteckenden Charme. Gleichzeitig bot es nach zahlreichen Stunden noch immer einen hohen Wiederspielwert. Wie lässt sich das Krankenhaus effizienter gestalten? Wie die Patienten besser heilen? Und fließt genug Geld aufs Konto? Die Verwaltung des Krankenhauses war eine schwieriger werdende Aufgabe, die absurden Krankheiten sorgten für regelmäßige Lacher.

Daran anknüpfen möchten Mark Webley und Gary Carr, zwei der ursprünglichen Theme-Hospital-Entwickler, mit ihrem neuen Projekt Two Point Hospital. Darin beaufsichtigt ihr ebenfalls ein Krankenhaus, baut es aus und kümmert euch um die verrückten Beschwerden eurer Patienten. Ein spiritueller Nachfolger, zumindest ist das eine Bezeichnung, die häufig zu lesen ist.

"Ich möchte einfach sagen, dass der Begriff 'spiritueller Nachfolger' nicht von uns kam", sagt Two Point Studios' Gary Carr im Gespräch mit Eurogamer.de. "Ehrlich gesagt war mit Vergleichen zu rechnen. Wir blicken nicht zurück auf unsere frühere Arbeit. Mark und ich hatten einen großen Einfluss darauf, was Theme Hospital zu dem Spiel machte, das es ist. Es ist ein Teil von uns und daher lässt es sich nicht vollständig ignorieren. Es ist unvermeidlich, dass die Leute eine Verbindung zwischen beiden Spielen sehen."

Einer der Patienten hat eine leuchtende Birne.

Die Idee zu Two Point Hospital reifte in den Köpfen der Entwickler über viele Jahre hinweg: "Mark und ich sprachen im Laufe der Jahre viele Male darüber, zurückzugehen und einige der Ideen aufzugreifen und weiterzuspinnen, die wir in unseren Bullfrog-Tagen hatten. Es ist 21 Jahre her, seit wir gemeinsam dort arbeiteten. Durch unsere Arbeit bei Lionhead und meine Arbeit bei Muckyfoot Productions dauerte es so lange, um das zu verwirklichen", erklärt er.

Dass viele Spieler Two Point Hospital als geistigen Nachfolger zu Theme Hospital ansehen, schürt die Erwartungen und den Druck. Carr stört sich daran nicht: "Mir gefällt der Druck... dadurch bleiben wir aufrichtig", betont Carr. "Ja, es gibt einige Bedenken, zum Beispiel in Bezug auf die Erinnerungen der Spieler und dass sie das, was wir zuvor machten, durch die rosarote Brille betrachten. Dass einige Leute denken, wir hätten es lieber ruhen lassen sollen, ist unvermeidlich. Aber diese Spiele sind ein Teil von uns. Und als Männer mittleren Alters ist es an der Zeit, die Dinge zu machen, die wir machen möchten, solange wir es noch können!"

Webley ergänzt, dass das Team daran denkt, vor der Veröffentlichung so viele Leute wie möglich Two Point Hospital spielen zu lassen. Durch dieses Vorhaben möchten die beiden sicherstellen, mit dem Spiel ins Schwarze zu treffen und nicht zu vergessen, was die Spieler früher liebten und hassten.

Geister und Mumien sind in diesen Krankenhäusern kein ungewöhnlicher Anblick.

Für Carr waren der Charme und der Humor von Theme Hospital und anderen Bullfrog-Spielen ausschlaggebend dafür, dass sie eine große Zielgruppe erreichten. Sie hatten Tiefgang und sprachen zugleich viele Spieler an, weshalb Bullfrog-Fans aus dem Casual- und dem Core-Gaming-Bereich kamen. Webley ergänzt, dass er damals die Arbeit in einem kleinen, dynamischen Team schätzte, das neue Ideen schnell umsetzen und ausprobieren konnte.

Probleme bereitet den Entwicklern das Ausdenken der Krankheiten nicht, dafür scheinen sie Carr zufolge ein Faible zu haben. Das gesamte Team macht sich Gedanken über verrückte Ideen und Szenarien rund um fiktive Erkrankungen und ihre Heilmethoden.

"Wenn wir über eine Idee lachen, ist das ein guter Anfang. Lässt sich dieser Gedanke weiterentwickeln, ist das ebenso ein guter Hinweis darauf, dass es im Spiel landen könnte. Einige schaffen es nicht und das ist in Ordnung. Ich habe Spaß daran, mir Gedanken über diese Ideen zu machen. Das alles ist nicht wirklich durchdacht. Wir schicken einfach Ideen durch unser Büro. Es erinnert mich ehrlich gesagt daran, warum wir Spiele machen: um Spaß während des Kreativprozesses zu haben."

Es gibt zahlreiche Patienten, um die ihr euch kümmern müsst.

Im Vergleich zu Theme Hospital ist Two Point Hospital mit einer rotierenden Kamera ausgestattet. Das klingt nach einem simplen Feature, ist in Wahrheit aber komplexer als ihr denkt: "Es war eine knifflige Angelegenheit, das richtig hinzubekommen und wir arbeiten weiterhin am Feinschliff. Eine feste, isometrische Kamera zu haben, machte es uns in Theme Hospital einfach, da keine Entscheidungen hinsichtlich der Kamera zu treffen waren. In Two Point Hospital neigt, zoomt und dreht ihr die Kamera und es geht darum, den Spielern das zu vermitteln", erklärt Webley.

Carr fügt hinzu: "Die Spieler erhalten mit der freien Kamera mehr Spielraum, um eine abwechslungsreichere und interessantere Welt zu bauen. Es war immer ein wenig frustrierend, wenn damals Wände viele der Möbel und Charakterinteraktionen verdeckten."

Spielerisch erwartet euch hier ein Titel mit unbestimmtem Ende. Wie Webley erläutert, besteht das Ziel darin, eine erfolgreiche Gesundheitsorganisation zu errichten. Den Spielern gibt das Team eine Richtung vor und währenddessen möchten sie euch mit Aufgaben und Herausforderungen beschäftigen. Unterschiedliche Arten von Spielertypen möchten sie mit den verschiedenen Aspekten von Two Point Hospital ansprechen. Es ist zum Beispiel möglich, früher errichtete Krankenhäuser erneut zu besuchen und die Dinge, die ihr im Spielverlauf gelernt habt, bei diesen umzusetzen.

Wie in Theme Hospital baut ihr euer eigenes Krankenhaus auf.

Im Kern ist Two Point Hospital ein Einzelspielertitel. Die Entwickler haben zusätzlich ein "sozialeres Spielerlebnis" integriert, dessen Gestaltung eine "interessantere Herausforderung" war. "Wir sind hier einen interessanten Weg gegangen", verspricht Webley. "Wir sprechen mehr darüber, wenn alles final ist."

Früher waren nach Theme Hospital Spiele wie Theme Prison oder Theme Resort geplant, die ein ähnliches Spielprinzip aufgreifen sollten. Zu einer Umsetzung dieses Gedankenspiels kam es nicht, mit Two Point Hospital greifen die Entwickler diese Vision erneut auf.

"Wir beide verließen Bullfrog kurz nach der Fertigstellung von Theme Hospital. Mark ging vor mir, um die Lionhead Studios mitzugründen. Ich schloss mich später Muckyfoot als Director an. Obwohl EA mit dem Franchise noch eine Weile weitermachte, gaben sie unsere Pläne für die Serie nach unserem Weggang auf", erklärt Carr. "Nach Two Point Hospital? Ich kann dir keinen umfassenden Einblick in unsere zukünftige Arbeit geben, aber wir planen definitiv weitere Spiele in unserer fiktiven Welt von Two Point County."

Verschiedene Bereiche dienen zur Untersuchung und Behandlung der Patienten.

Früher noch ein beliebtes Genre, sind Simulationen wie Theme Hospital über die Jahre in der Versenkung verschwunden und stellen heute eine Nische dar. Für Carr sind Spiele zyklisch, daher sei es vielleicht an der Zeit für mehr Spiele in diesem Genre. Gleichzeitig denkt er nicht, dass sie das Genre wiederbeleben, da andere Studios weiterhin tolle "God Games" entwickelten.

"Ich glaube nicht, dass Theme Sims unterrepräsentiert waren. Sie stehen nicht mehr so im Rampenlicht wie früher", führt Two Point Studios' Ben Hymers aus. "Zuletzt gab es einige großartige Sim-Spiele, vor allem von kleineren, unabhängigen Entwicklerstudios. Sie sind toll. Es mangelt ihnen am Budget, um sie angemessen zu vermarkten. Oder um durch Feinschliff ein qualitatives Niveau zu erreichen, mit dem sie die Zielgruppe finden, die sie verdienen."

Mit Sega haben die Macher einen starken Partner gefunden, der dabei hilft. Die Entwicklung des Publishers in den vergangenen Jahren mit einem verstärkten PC-Fokus machte die Zusammenarbeit für die Two Point Studios interessant.

Ist der Clown ein Patient oder ein Angestellter? Wir erfahren es noch in diesem Jahr.

"Segas Wandel im Hinblick auf den PC ist uns nicht entgangen, aber zu sagen, dass wir sie auswählten, wäre gelogen. Im Grunde kamen sie auf uns zu. Wir zogen den Selbstvertrieb in Betracht. Ben Hymers (Gründer/Partner) hatte Kontakte bei Sega und so kam es zu einem Treffen. Unser Glück war, dass Sega nach einem Team suchte, das ein qualitativ gutes Sim-Spiel entwickeln konnte. Das machte es uns einfach", verrät Carr.

Die Veröffentlichung von Two Point Hospital ist derzeit für Ende 2018 auf dem PC geplant. Ob weitere Plattformen folgen? "Abwarten und Tee trinken!" ist alles, was die Entwickler dazu sagen. Das klingt nicht nach einem Nein und macht Hoffnung auf Umsetzungen für Konsolen.

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