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Two Worlds II

Das bessere Gothic

Zauber haben zu Beginn einfach zu wenig Wumms. Wer in Magierrobe Feuerbälle schleudert, sieht sich schnell mit einer ausweglosen Situation konfrontiert. Hier hilft nur Zermürbungstaktik, viel laufen oder eben der gute, alte Haudrauf-Prügel. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich heraus, was euch am besten liegt und ihr lernt nicht nur, per Linksklick auf die Gegner einzudreschen, sondern auch mal einen Spezialschlag anzuwenden. Wer Skill-Bücher sammelt und die entsprechenden Fertigkeiten trainiert, darf später Fallen stellen und so weiter.

Doch egal ob Zweihänder, Einhänder, zwei Einhänder gleichzeitig, Bogen oder Zauberstab – über zwei Schnellwahltasten habt ihr die Möglichkeit, zwischen drei Outfits eurer Wahl hin und her zu wechseln. An sich praktisch, nur im Menü etwas unübersichtlich, da man sich merken muss, was der Held auf der anderen Position nutzt, um es nicht aus Versehen zu schreddern.

Auf Konsole funktionieren die Ausflüge ins Menü trotz Controller-Steuerung recht passabel. Kein Vergleich zu Dragon Age: Origins, dem man nicht nur optisch ansieht, dass es in erster Linie für PC ausgelegt ist. Two Worlds II macht hier eine gute Figur, obwohl natürlich im Vergleich zu guten PCs Details fehlen und einige Texturen blitzen.

Nimm das, du Mumie!

Um die Aufgabe, ein Lösungsbuch zu diesem Mammutwerk zu schreiben, ist wirklich niemand zu beneiden. Lasst ihr den Verräter laufen oder tötet ihr ihn? Helft ihr dem Dokumentenfälscher oder doch lieber seiner Frau? Oder lasst ihr die Typen links liegen und versucht euer Glück über einen alten Schmugglerpfad? Two Worlds II bietet jede Menge alternativer Lösungswege für eure Heldenprobleme.

Die laufen zwar an bestimmten Punkten wieder zusammen, doch euch vermittelt es das Gefühl, wichtige Entschlüsse treffen zu können. Zusätzlich rund 200 Nebenmissionen zuzüglich diverser Gildenaufgaben birgt das Spiel laut Hersteller. Das ist brutal viel. Bei den Grafiken für die Kellergewölbe hat den Entwicklern von Reality Pump deswegen mit Farm 51 (Necrovision) sogar ein zweites Studio unter die Arme gegriffen. Unter 20 bis 25 reinen Spielstunden dürfte wohl kaum jemand den Abspann erreichen. Wer alles sehen und erleben will, multipliziert diese Zahl mit seinem Forscherdrang. Und selbst danach geht es für Online-Spieler mit sieben Mehrspieler-Kapiteln weiter. Die ließen sich allerdings mangels Mitspielern noch nicht testen.

Das Spiel teilt sich für Einzelspieler in fünf Kapitel zuzüglich Prolog und Epilog auf. Bereits in Kapitel 1 bekommt ihr das Gefühl, dass dieses Abenteuer ewig dauern könnte. Es gibt derart viele Orte zu erkunden, Pflanzen zu sammeln und Aufgaben zu erledigen, dass ihr vermutlich Wochen damit zubringen könntet. Ende nicht in Sicht. Nach der orientalisch angehauchten Savannen-Landschaft der Insel Erimos, in der euch Nashörner, Geparden und Strauße am Wegrand das Leben schwer machen, gelangt ihr in Dschungel-, Sumpf- und Mittelalter-Abschnitte – um nur ein paar zu nennen. Nur eine Winterlandschaft sucht ihr vergeblich, die heben sich die Entwickler wohl für den bereits in Arbeit befindlichen Serien-Ableger „Flying Fortress" auf, der nach ein paar Download-Zusätzen kommen soll.

Erworbene Skillpunkte verteilt ihr auf Fertigkeiten.

Auch unter der Erde toben in Gewölben die Golems, Mumien und Riesenskorpione. Es gibt nahezu alles, was das Abenteurerherz begehrt und Oma mit dem Besen jagen würde. Legt ihr es darauf an, hängt nur ein Bruchteil eures Zeitvertreibs damit zusammen, eure Schwester zu retten. Wenn ihr dringend Geld braucht, kauft etwa ein Instrument samt einem Satz Noten und spielt am Wegesrand ein Mini-Spiel im Stil von Guitar Hero. Genau wie das große Vorbild mit wohl platziertem Druck auf die Tasten, allerdings mit deutlich weniger Pepp.

Doch greift ihr auf der Harfe zu „Spuren im Sand" dauernd in die falschen Saiten, erntet ihr weder Applaus noch Auras. Vielleicht lohnt es sich in dem Fall, auch auf ein leichteres Instrument wie Trommel umzusteigen. Oder ihr lasst es ganz, denn mehr als ein gut gemeinter Gag ist die hakelige Geschichte ohnehin nicht. Dennoch zeigt es, wie tief ihr in die Welt von Two Worlds II eintauchen könnt.