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Two Worlds

Teil 1: Von Statisten und fehlendem Zielwasser

Nach der dreißigsten Gesprächssequenz, bei der der namenlose Held merkwürdig schielend durch die Gegend blickt und sich aus dem gleichen Text-Pott bedient (Pro Ort: drei Fragestellungen inkl. Handel, ein Abschied), keimt dann ein Hauch von Eintönigkeit auf. Und auch Unverständnis: Muss man wirklich zwingend mit jedem Hansel - Gretels gibt's bislang irgendwie nicht - sprechen? Hätte es nicht voll und ganz genügt, einfach ein paar Spaziergänger mit kurzen Kommentaren einzufügen? Zumal sich hier und da Patzer beim Sound und der Synchronisation einschleichen.

Des Nachts wandern besiegte Gegner als angriffslustige Geister umher.

Schnell ist man somit geneigt, den oft ähnlich anmutenden Statisten den Rücken zu kehren und sich denen zuzuwenden, die scheinbar mehr auf dem Kasten haben. Oder im Kasten - je wie man es nimmt. Sicherlich keine allzu effektive Vorgehensweise, um an notwendige Hintergründe zu gelangen, aber man will schließlich nicht nur stupide vor sich quasseln. Und auch hier tauchen Ungereimtheiten auf: Ein Wirt hinter einem Tresen, der keinerlei Waren anbietet. Sich sogar dahingehend äußert, gar kein Händler zu sein. Im Gegenzug führen zwielichtige Gesellen in Seitengassen und Häuserschluchten einen "unsichtbaren" Stand und veräußern zahlreiche Gegenstände. Von dem Hehler, der in den Ladebildschirmen erwähnt wird und Dietriche verkaufen soll, fehlt jegliche Spur.

Doch so sehr diese Unstimmigkeiten an der glaubwürdigen Fassade kratzen und dem Abenteuer ein Stück weit die Atmosphäre mopsen, so sehr blendet einen der Blick in die Weiten von Antaloor. Bäume wiegen sanft im Wind, Hasen und Füchse springen durch Gras und Geäst, am Himmel ziehen unvermittelt düstere Wolken auf und Regen setzt sein. Ein gleißender Blitz, ein grollender Donnerschlag, sämtliche Sinne sind wieder hellwach. Fast greifbar zeichnet sich in der Entfernung ein Turm am Horizont ab und der Drang zu Erkunden, die riesige Welt in ihren Einzelheiten zu erforschen, ist allgegenwärtig.

Resident Evil.

Man rennt durch Täler und Wälder, erklimmt mit einiger Schwierigkeit Gebirgshänge (rutscht selbstständig runter), überquert Felder und saftige Wiesen. Seen spiegeln auf ihrer Oberfläche die am Ufer befindlichen Tiere wider. Dass die Ränder des Gewässers etwas kantig sind und sich keine kleinen Schaumkronen bilden, wirkt bei der ansonsten sehr realistisch bedachten Kulisse schon etwas seltsam. Schlichtweg störend drängen sich hingegen die heiligen Stätten ins Bild, die Anderwelt verkörpern sollen. Mit einem Mal verschwimmt das Szenario zu einem unscharfen und farblosen Gebilde, bei dem augenscheinlich die Texturen auf die niedrigste und der Gamma-Regler auf die höchste Stufe gedreht wurde. Vielleicht muss das so aussehen, vielleicht liegt auch ein Grafik-Bug zugrunde....hoffentlich letzteres.

Reihen sich alsbald die Kämpfe mit Getier (Bären, Wildschweine, Wölfe) und Gesindel (Groms, Orks, Banditen, Zombies, Ghouls, etc.) kettenartig aneinander, tritt ein besonderer Anreiz auf den Plan: Die Gier. Man durchsucht die Kadaver nach besseren Ausrüstungsgegenständen, um den Helden für bevorstehende Abenteuer zu wappnen. Füllt das automatisch sortierbare Inventar mit Kräutern, Tier-Innereien und diversen Kleinoden zur Aufwertung der Waffen. Und jagt Erfahrungspunkten hinterher, die sich in einer freien und absolut lobenswerten Charakterentwicklung ergießen. Das Diablo 2-Syndrom greift zu.

Das Quest-Tagebuch ist unübersichtlich. Ein Klick auf die farbigen Bubble in der Karte geben mehr Aufschluss.

Binnen mehr oder minder kurzer Zeit sind die ersten zehn bis fünfzehn Level gemeistert, etwaige Bösewichte (mit teils komischen Aussetzern) über und unter der Erde getilgt und ein optisch ansprechendes Outfit an den Mann gebracht. Und ehe man sich versieht, schlägt die Experimentierfreude ihre Krallen vollends ins Fleisch. Steigere ich erst dieses oder jenes Talent? Welchen Booster (reduzierter Manaverbrauch, Erhöhtes Spruchlevel, Mehr Schaden etc.) nutze ich für Heilung, welchen für die Schadensprüche? Verkaufe ich das gefundene Schild beim nächsten Händler oder warte ich, bis ich ein gleichwertiges zur Aufwertung finde? Was für einen Trank mische ich als nächstes? Eine schiere Fülle von Möglichkeiten, die allzu leicht von der eigentlichen Reise ablenkt. Denn oftmals erwischt man sich dabei, wie man mehr Zeit mit Basteln und Abgrasen verbringt, als sich mit den eigentlichen Aufträgen zu befassen. Nun gut, von Punkt A nach Punkt B rennen, Gegenstände abgeben oder kurz ein paar Gegner ohne große Anstrengung um die Ecke bringen, ist auch wenig verlockend. Aber wer betreut einen relativ unbekannten Söldner schon mit wichtigen Sachen? Eben!

Resümee des ersten Tages Bislang hinterlässt Two Worlds einen eher zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite liefert der Titel eine riesige Spielwiese, reizt mit hübscher Umgebungsgrafik und einer (leider nur in den Höhlen) gelungenen Musikuntermalung. Die Charakterentwicklung, das Alchemie-System und die Aufwertungs-Schiene bringen Spaß mit sich und wuppen die noch fehlende Motivation zumindest etwas nach oben.

Auf der anderen Seite greift die Story aber zum jetzigen Zeitpunkt (Level 21) nicht. Was natürlich auch daran liegen mag, dass durch den Verlust des Intros kein rechter Bezug vorhanden ist und der Erkundungsdrang im Wege steht. Aber warum müssen die Kämpfe so unspektakulär sein? Schlicht draufhauen oder mit Feuersalven zudröhnen, entbehrt jeglichen Reiz. Wieso so viele eineiige Zwillinge unter den Bewohnern hausen und die Gespräche oft nur belangloses Zeug liefern, ist mir ebenso ein Rätsel. Gleiches bei den KI-Aussetzern mancher Schergen: Ich stehe in der Nähe eines Banditenlagers, eine Truppe kommt angerannt, dreht genau eine Armlänge vor mir wieder ab, kommt wieder angerannt, dreht wieder ab und so weiter und so fort. Das Ganze erstreckte sich über geschlagene 15 Minuten, weil der automatische Zielsucher schließlich auch noch zickte und lieber weiter entfernte Gegner ins Visier packte, anstatt Gesellen aus der Gruppe zu markieren. Solche Probleme hatte ich in der Beta-Phase 2 eigentlich nicht zu bekunden, was die Sache noch enttäuschender macht.

Vorläufige Prognose: Mittelmaß. Der Titel ist optisch meist Top, zeigt unterhaltende Ansätze, aber auch genauso viele Unstimmigkeiten.

Satte 83 Bilder aus der Verkaufsversion findet Ihr hier irgendwo.

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In diesem artikel

Two Worlds

Xbox 360, PC

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