uDraw GameTablet und Pictionary - Test
Einstieg mit Potential
Das Camp bietet schließlich eine Sammlung von Mini-Spielen, die so simpel sind, wie man es in diesem Zusammenhang erwarten kann. Malen nach Zahlen, Ausmalen oder Alien-Insekten mit dem Stylus erwischen. Nichts davon dürfte sonderlich lange faszinieren, daran ändert auch die Tilt-Funktion des Boards nichts. Wackel-Puzzles sind nie sonderlich spannend und auch wenn sich das Camp Mühe gibt, gegen das vergleichsweise mächtige Malprogramm, das in Instant Artist steckt, haben diese Mini-Games keine Chance und werden nach dem ersten Antesten wohl nur selten wieder ausgegraben.
Was ich mir gewünscht hätte, wäre eine Funktion gewesen, die Kunstwerke gleich per Mail zu verschicken, aber stattdessen müssen sie auf Worldofudraw.com hochgeladen werden, eine Art Mini-Cloud mit Freigaben für Freunde. Funktioniert gut, aber letztlich ist es halt doch ein Zwischenschritt. Dafür aber kann man sich anspornen lassen, indem man schaut, was für Bilder ein paar mehr oder weniger renommierte Künstler aus der Klein-Auflösung 768 x 612 in PNG herausholen können. Eine höhere Auflösung gibt es leider (noch?) nicht, was angesichts der 1080p-Möglichkeiten etwas erstaunt.
Trotzdem, Instant Artist ist zusammen mit uDraw ein eleganter und gar nicht mal so leistungsschwacher Einstieg in die Welt der Zeichen und Grafik-Programme. Von der etwas mageren Auflösung abgesehen führt es gut an die Möglichkeiten des On-Screen-Künstlerdaseins heran und hält für eine Weile bei Laune. Dann endet entweder das Interesse oder der Wunsch nach leistungsfähigeren Werkzeugen wächst. Für Anfänger jedoch, seien es nun Kinder oder einfach nur Interessierte, gibt es kaum einen launigeren Einstieg als Instant Artist.
Mehr Software: uDraw Pictionary
Ich will ehrlich sein: Wenn mir hier etwas an Pictionary nicht gefällt, dann ist es die Tatsache, dass es getrennt verkauft wird. Statt der dusseligen Mini-Games im Instant Artist hätte Pictionary in der Box liegen sollen oder gleich mit die Disc gehört. So sind 35 Euro extra ein nicht ganz lockerer Kurs für einen Brettspielklassiker.
Die Umsetzung teilt sich in drei Spielvarianten und die Erste ist das, was man erwartet. Zieht über das Brett und malt, was euch aufgegeben wird, während der Rest der Bande im Raum versucht, es zu erraten. Die einzige Frage, die ich mir dabei im Vorfeld stellte, war, wie man wohl verhindern kann, dass alle die Mal-Aufgabe auf dem Screen sehen können. Sehr simpel, wie sich herausstellt. Alle außer euch selbst gucken mal kurz weg, ihr haltet kurz die Taste gedrückt, um die Aufgabe zu sehen und los geht es. Kennt man, mag man und wird durch uDraw in einer nicht ganz so videospielaffinen Runde kein Stück lustiger als das Original. Im Gegenteil, da man sich doch erst ein wenig an das Brett gewöhnen muss und neue Spieler, gerade aus dem Familienkreis höheren Alters viel lieber einfach einen Stift in der Hand halten. Kommen jedoch alle gut mit dem uDraw-Brett klar, dann bleibt es Pictionary, ein nettes, kleines Brettspiel.
Die weit interessantere Version ist der "Mania"-Modus. Das Grundkonzept ist das gleiche, zwei bis vier Teams ziehen über das Brett, aber fast jedes Feld hält eine Extra-Herausforderung bereit. Malt praktisch blind auf einem schwarzen Screen und hofft, dass der Partner etwas draus machen kann, wenn das Licht wieder angeht. Versucht nur mit Rechtecken zu malen, weil alle anderen Werkzeuge weggeschaltet sind. Wie sieht es aus, wenn alles seitenverkehrt gezeichnet wird. Hier kommt die Hardware ins Spiel und uDraw macht einen Unterschied. Sogar einen sehr Spaßigen. Ich würde nicht soweit gehen, dass dies die ultimative Version von Pictionary ist und eine gute Runde wird mit Stift und Papier nicht weniger Spaß haben, aber als kleine Erweiterung rechtfertigt es fast den Preis des von uDraw Pictionary.
Eine gute Idee, bei der ich jedoch nicht ganz sicher bin, warum es als dritter Modus gehandelt wird, ist der Family-Modus. Hier könnt ihr Zeitlimits, Regeln und viele Optionen definieren, um euch Pictionary genau nach euren Vorstellungen zurechtzubasteln. Weniger ein eigener Modus, da es keine neuen Spielelemente gibt und eigentlich hätte es als Options-Menü in die anderen beiden Modi gehört, aber besser so als gar nicht.
Eine Art Fazit
Pictionary ist ganz sicher nicht die Killer-App für das uDraw, aber das Spielkonzept ist unverwüstlich und harmoniert gut mit der Hardware. Kauft oder verschenkt ihr uDraw, solltet ihr definitiv einplanen, es dazuzulegen, da es sicher besser ist als alles, was das Spiele-Abteil von Instant Artist zu bieten hat. Das eigentliche Herz, das uDraw derzeit am Leben hält, ist jedoch das Instant-Artist-Zeichenprogramm als spielerischer und sehr gelungener Einstieg in die Welt von Gimp, Photoshop & Co. Wer den Nachwuchs vorsichtig in diese Richtung schubsen möchte, ist hier wunderbar aufgehoben, bis man dann eines Tages doch das richtige Wacom kaufen muss. Mit solchen Hintergedanken ist uDraw ein echter Geschenktipp für Weihnachten.
Ob die Investition als eigene Spiele-Peripherie sich darüber hinaus auszahlt, lässt sich derzeit unmöglich sagen. Auf der Wii kam nicht viel, aber angesichts der Qualität des uDraw-Bretts wäre es schade, wenn man die Hardware erneut verhungern lassen würde.