UFC Undisputed 2010
Der Metzger im Schwitzkasten
Mehrmals im Jahr zieht Deutschlands Spielejournalie aus, sich gegenseitig den Hosenboden zu versohlen. Der Anlass: Der Release irgendeines Sport- oder Action-Titels. Diverse Publisher veranstalten sogenannte Media-Championships. Sie laden die Redaktionen des Landes ein, um sich in Titeln wie Mario Kart Wii, Super Street Fighter IV oder wie dieses Mal bei UFC Undisputed 2010 bis auf die Unterhose zu blamieren – wirklich kein schöner Anblick.
Denn anstatt vernünftige Wettkämpfe in wirklich „coolen“ Genres wie Shootern oder Strategie zu veranstalten, müssen Sport-Noobies wie ich sich an komplexe Simulationen wie UFC Undisputed heranwagen. Ein Experiment, das erfreulicherweise nicht auf dem letzten Platz endete.
Des Austragungsort diesmal: Eine schummrige, nach Blut, Schweiß und Tränen riechende Sporthalle in Hamburgs Norden. Ein Lokaltermin der ungewöhnlichen Art, denn neben einem Dutzend blassgesichtiger Bürohengste war außerdem Dennis Siever anwesend, der einzige deutsche Sportler im Rooster der Hardcore-Prügelsimulation. Als Besonderheit konnte man sich vorher anmelden und sich in einem Showfight von Dennis das Gesicht umdekorieren lassen. Und nein, ich muss euch enttäuschen, ich habe mich nicht freiwillig gemeldet, diese grandiose Blamage habe ich dem Kollegen von MTV Game One überlassen.
Doch zurück zur Turniervorbereitung. Bevor ich mich in dieses einmalige Event stürzte, wagte ich mich Zuhause auf dem bequemen Sofa an das Tutorial von UFC Undisputed 2009. Keine einfache Angelegenheit. Man braucht fast eine Stunde, um sich durch die Kurzanleitung zu prügeln. Verstanden habe ich danach trotzdem nur die Hälfte. Meine ersten Fights gegen den Computer habe ich anschließend verloren und schleuderte nach zwei Stunden den Controller in die Ecke. Ich musste wohl oder übel auf die Unfähigkeit meiner Gegner hoffen und wurde überraschenderweise belohnt.
Bis auf zwei Kollegen waren wirklich alle Teilnehmer genauso unfähig wie ich. In der ersten Partie konnte ich meinen Kollegen mit ein paar blitzschnellen Schlägen und Tritten schon in der ersten Runde weichklopfen. Das Spielgeschehen ist dabei deutlich schneller und angeblich auch taktischer als in UFC Undisputed 2009. Es gibt endlich ein Kontersystem, man kann Schlägen ausweichen und sich auf der Matte auch aus harten Situationen befreien.
Für meinen ersten Kontrahenten genügten aber ein paar gut gezielte Treffer, um ihn nach und nach weichzuprügeln. Immer wieder landete die Faust und färbte damit den Bildschirm grau. Er war angeschlagen, aber ich hatte keine Ahnung mehr, wie ich den Bodenkampf einleitete. Also weiter draufkloppen und zwei Minuten später sank er in die Seile. Glück gehabt.
Während ich dabei zusah, wie der schmächtige MTV-Redakteur von Dennis erst durch den Ring gescheucht und anschließend in den Schwitzkasten genommen wurde, befasste ich mich etwas intensiver mit der Move-Liste. Deckung? Check. Bodenkampf einleiten? Check. Aus Griffen befreien? Check. Entsprechend gut gerüstet stürzte ich mich in das nächste Gefecht.
Wichtig dabei: Vorher die eigene Überlegenheit hinausposaunen und den Gegner mit psychologischer Kriegsführung mürbemachen. Eine Taktik, die hervorragend funktionierte. Bei unserem Schlagabtausch sah mein 19jähriger Konkurrent kein Land. Schon nach 90 Sekunden landete ich einen Lucky Punch, der ihn schwanken ließ. Ich sofort hinterher, draufgesetzt und mit Ground and Pound eine offene Gesichts-OP vorgenommen. Ein Wunder! Ich war im Halbfinale.
In der Pause bestaunten wir dann zwei recht attraktive Promoterinnen, wie sie sich erst im Ring mit Wattebällchen.. äh.. ihren Mini-Fäusten beharkten und sich anschließend mit Buttonmashing in UFC bekriegten. Und ja, die dunkelhäutige Dame auf dem Foto hat gewonnen. Doch zurück zu unserem brutalen Redakteursgefecht. Im Halbfinale traf ich auf einen Kollegen von der MMA-Spezialseite Ground&Pound. Zumindest theoretisch ein Non-Videogamer, der aber jede freie Minute mit dem UFC-Titel verbringt.