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50 Spiele zum Preis von einem (halben) - UFO 50 ist der beste Deal des Jahres

Nostalgie für eine Konsole, die es nie gab.

UFO 50 ist ein kleines Wunder. Nun, zunächst einmal ist es ein Wunder, dass es überhaupt mal erschienen ist, nachdem diese Collection ursprünglich für 2018 angekündigt war. Aber es ist auch mehr als nur erstaunlich, dass diese Sammlung von sage und schreibe 50 8-Bit Spielen nun so gut geworden ist. Im Grunde ist das eigentlich kaum möglich. Kompletter Wahnsinn geradezu. Aber ok, was sechs Jahre Verspätung manchmal ausmachen können…

Überhaupt geht das komplette Konzept einfach wahnsinnig gut auf: Ebenso einzigartig wie spannend zeichnen Derek Yu (Spelunky) und seine Kollaborateure mit UFO 50 die Geschichte einer Konsole nach, die in einer besseren Welt zwischen 1982 und 1989 existiert hätte: Das auf 3,5 Zoll Disketten setzende LX, mit seinem integrierten Monitor. Diesem komplett ausgedachten System schneiderten sie also satte 50 Games auf den Leib, mit Achtzigerjahre-Sensibilitäten, aber auch smarten Zugeständnissen an heutige Spielgewohnheiten.

Neue, alte Games fürs 21. Jahrhundert

So speichern viele dieser neuen, alten Spiele automatisch, bringen Highscores mit und locken mit sammlungsübergreifenden Achievements: “Gold Disks” für normal Leute, die “Kirsche” für eine besondere Herausforderung – und Highscores mit. Außerdem setzen sie insgesamt auf entschieden griffigere Steuerung, als die echten alten Titel sie kannten. Cool sind insbesondere die Infotexte im Auswahlmenü, die nicht nur das Erscheinungsjahr, die Spielbeschreibung und eine kurze Historie des Titels herbei lügen. Sie erklären zum Beispiel auch, dass Ninpek, der Ninja-Titel aus dem Jahr 1983 (wer kennt ihn nicht!) als das “erste LX-Spiel Scrolling bot” oder dass Magic Garden ein Jahr später “ein frühes LX-II-Werk” war, das “mehr Farben pro Sprite erlaubte”. Das läuft schon alles schön nostalgisch parallel zu unserer echten Spielehistorie.

Zugleich belassen es Mossmouth und der Rest der Bande nicht dabei, uns die LX Contras, Castlevanias und Marios zu geben, sondern erdachten originär interessante Konzepte. Ein Jump and Run etwa, bei dem jedes Leben unweigerlich mit einem Opfer gipfelt, um dem nächsten “Mortol” den Weg zu ebnen. So zementiert man sich an Ort und Stelle zum Steinquader oder schießt sich als menschliche Lanze in eine Wand, um dort als Männchenplattform aus dem Putz zu ragen. Mooncat unterdessen ist ein Jump and Run, das sich ohne Not fragte, ob man unbedingt ein Steuerkreuz beim Spielen braucht und ob eine Steuerung allein über zwei Buttons nicht der Hüpfspiel-Weg für die Zukunft sein sollte.

UFO 50 im Launch Trailer

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Verquere und täuschend simple Taktikspiele sind als mein persönliches Katzengras ebenso dabei, wie offensichtlich von Außerirdischen designte Golf-Varianten. Ein Titel namens Warptank spielt auf anregende Art mit der Schwerkraft, während Velgress als hammerharte Klettertour einen Turm aus zerfallenden Plattformen hinauf zu gleichen Teilen motiviert und an den eigenen Fähigkeiten zweifeln lässt. Kurzum: Hier steckt wirklich fast jede Sorte Spiel drin. Direkt am zweiten Titel blieb ich fast zwei Stunden hängen: Einem rundenbasierten Taktikspiel namens Bug Hunter, in dem man einer Alien-Insektenplage beikommen muss, während man schwitzend mit seinen Zügen haushaltet.

Da durchweg längst nicht alles eingehend erklärt wird, ist das Herausfinden der Mechaniken der nur mit D-Pad und zwei Tasten gesteuerten Spiele ein ebenso spannender Teil des UFO-50-Erlebnisses, wie die eigentliche Safari von einem Titel dieser fingierten Spielehistorie zum nächsten. Außerdem ist schön, wie Spiele Quasi- oder tatsächliche Fortsetzungen von anderen in der Sammlung sind und dann mal eben das komplette Spielprinzip oder die Art-Direction austauschen. Ganz so, wie es in den Achtzigern oft war, als dieses Medium noch auf der Suche nach seiner Sprache war.

Pure Liebe

UFO 50 wirkt wie authentische, gelebte Geschichte, auch, wenn sie nie stattgefunden hat. Dieses Spiel schafft es, mich nostalgisch für eine Konsole und ihre Spiele zu machen, die nie jemand besessen hat. Ein rundheraus faszinierender Effekt, den dieses Werk erzeugt. Dass so gut wie alle Spiele dieser erstaunlichen Sammlung auch noch sehr gelungen sind, ist die größte Errungenschaft von UFO 50 – gewissermaßen eine ganz eigene “Kirsche” für Mossmouth, die sich hiermit wirklich ein Denkmal gesetzt haben.

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