Ultimate Marvel vs. Capcom Vita - Test
Kloppen wie die Großen
Vor ein paar Tagen hat sich Kollege Bohn mit Fug und Recht über die exorbitanten Ladezeiten des ansonsten eigentlich ziemlich gelungenen WipEout 2048 (https://www.eurogamer.de/articles/2012-02-15-wipeout-2048-test) echauffiert. Bis zu 40 Sekunden Wartezeit bei einem Spiel, das nicht einmal von einem optischen Medium laden muss? Das lässt sich nur durch Optimierungs-Desinteresse seitens der Entwickler erklären. Den nötigen Beweis dazu tritt nun Capcom an. Die Jungs und Mädels aus Osaka haben mit Ultimate Marvel vs. Capcom 3 einen grafisch ähnlich intensiven Titel wie WipEout am Start. Pro Kampf wollen nicht nur ein üppiger 3D-Hintergrund, sondern auch gleich drei aufwendig modellierte und detailliert animierte Kämpfer geladen werden.
Nur dauert das hier halt nicht 40 Sekunden. Gut, vor Spielbeginn werden natürlich ein paar Daten geschaufelt. Aber zwischen der Wahl eurer Figuren und dem Kampfbeginn vergehen gerade mal sechs bis sieben Sekunden, und die werden noch geschickt mit der kurzen Vorstellung eurer Gegner kaschiert. Im Hause Capcom weiß man eben, dass nichts dem Spielspaß so diametral entgegen steht wie zu lange Ladezeiten - eine Lektion, die die Japaner zu PSone-Zeiten bereits gelernt und verinnerlicht haben.
Überhaupt merkt man Ultimate Marvel vs. Capcom 3 in jedem Moment Capcoms gewaltige Kampf-Erfahrung an. Zwar ist die Balance alleine schon aufgrund der gewaltigen Menge an Kämpfern nicht so makellos wie bei SEGAs Virtua Fighter, trotzdem sind die Matches sehr ausgeglichen und für jede Art von Spieler ist etwas geboten. Wer gerne grob drauf haut, der holt sich Wolverine oder den Hulk ins Team, Kombo-Künstler werden Dante und seine Kollegen lieben und Freunde komplexer Exoten steuern sofort Rittersmann Arthur, Großkopf M.O.D.O.K. oder Staranwalt Phoenix Wright an und machen sich auf eine steile Lernkurve gefasst.
Besonders Marvel vs. Capcom 3 kommt der große Bildschirm der Vita extrem entgegen. Keine Frage, auch auf dem 3DS wäre eine ansprechende, wenn auch grafisch nicht ganz so vorlagengetreue Umsetzung des Klopp-Krachers möglich gewesen. Aber auf dem weitaus kleineren 3DS-Bildschirm hätte sich die breite Action des HD-Vorbilds sehr beengt und möglicherweise fast schon klaustrophobisch angefühlt. Nicht so aber auf der Vita: Auf dem großzügig bemessenen Display haben die großen Figuren ordentlich Platz und mehr als genügend Raum zum Atmen und auch im wildesten Effektgewitter behaltet ihr die Übersicht.
Auch spielerisch funktioniert der Crossover-Prügler prima auf der Vita. Das Steuerkreuz ist überaus präzise und exakt, auch die Supermoves gehen so prima von der Hand - kein Vergleich zur schwammigen 360-Controller-Katastrophe. Auch die Knopfbelegung ist einwandfrei. Mit den vier Symboltasten löst ihr die vier Grundattacken aus, über die Schultertasten wird die aktive Figur gewechselt. Anfänger entscheiden sich für die vereinfachte Steuerung, über die Spezialattacken automatisch in eure Kombos integriert werden. Und ist euch selbst das noch zu komplex, dann hat Capcom noch eine ganz besondere Neuerung eingebaut.
Eine der zentralen Neuerungen der Vita-Umsetzung ist die optionale Touchscreen-Steuerung. Aktiviert ihr die, könnt ihr eure Figuren durch Fingerbewegung auf dem Bildschirm steuern, den Gegner attackiert ihr durch Antippen. So kann selbst der aller blutigste Anfänger innerhalb kürzester Zeit die brachialsten Manöver starten, selbst der eigentlich gar nicht mal so einfache Endgegner stellt in diesem Modus kaum noch ein Hindernis da. Natürlich verliert das Spielgefühl dadurch einen guten Teil seiner Präzision und der Anspruch sinkt auch ein ganzes Stück, aber so als experimenteller Kontrollmodus sind die Touch-Optionen durchaus interessant. Und wer Ultimate Marvel vs. Capcom 3 "ernsthaft" online spielt, der muss sich ohnehin keine Sorgen machen, auf Wunsch werden Touchscreen-Kämpfer automatisch vom Matchmaking-System ausgefiltert.
Unterm Strich kann man zur Vita-Version von Ultimate Marvel vs. Capcom 3 das Gleiche sagen wie zum großen Heimkonsolen-Bruder. Die herrliche Hauerei besticht mit feiner Grafik, exzellenter Spielbarkeit und einem wunderbar abwechslungsreichen Kämpfer Line-Up. Die Grafik wurde bis auf ein paar fehlende Stage-Animationen praktisch eins zu eins auf die Vita übertragen und sieht gerade für ein Handheld-Spiel fast schon unanständig gut aus. Schade ist nur, dass die beiden Download-Figuren Shuma Gorath und Jill Valentine nicht endlich ihren Weg ins "reguläre" Kämpferfeld geschafft haben und nach wie vor extra erworben werden müssen. Trotzdem: So stellen wir uns einen guten Handheld-Prügler vor. Schön gemacht, Capcom!