Uncharted 3: Drake's Deception - Test
Der größte Sommerblockbuster des Winters
Die anderen beiden Koop-Modi haben es mir weniger angetan, aber ich bin auch bei Gears nicht so der Horde-Spieler. Endlose Gefechte gegen anrennende Gegnermassen können mich hier auch nicht locken, aber wer so etwas mag, wird es kompetent umgesetzt finden. Viel Spaß! Die Schatzjagd ist dann wieder etwas reizvoller. Zwei Spieler verteidigen Schätze - und haben noch ein paar KI-Henchmen dafür herumstehen -, zwei Spieler wollen die Schätze klauen. Klingt ein wenig wie Capture the Flag und spielt sich auch nicht groß anders. Unterhaltsam, aber halt kein Adventure.
Ein schöner Zug ist der Hardcore-Modus für den Vs.-Multiplayer. Wer seine Shooter puristisch mag und wem das ganze Hochgelevel und die Perks auf den Keks gehen, der richtet einfach eine Runde Hardcore ein und schon wird all das ignoriert. Ich dagegen liebe Hochleveln und Perks - schneller zu klettern ist mein Favorit, da Bewegung hier eigentlich immer Pflicht ist - und gerade die riesigen, gut designten Karten von Drake's Deception geben euch endlos viele Möglichkeiten, diese Vorteile einzusetzen.
Egal, ob man lieber auf Distanz geht oder nah heran, euer Wissen aus der Kampagne über die zahlreichen Waffen und die Beweglichkeit der Helden eröffnet euch alle Möglichkeiten, die ihr braucht, um schnell und gut in diesen Multiplayer hineinzufinden, selbst wenn ihr ihn in Uncharted 2 vielleicht noch ignoriert haben solltet. Probiert hier wenigstens ein paar Runden Team Deathmatch mit drei Teams zu je zwei Spielern aus. Mehr spontane Verbrüderung gefolgt von sofortigem Verrat findet ihr fast so selten wie den hier gebotenen Splitscreen mit zwei unterschiedlichen PSN-Profilen. Wenn ihr danach noch nicht überzeugt seid, dann... spielt ihr eben nochmal die Kampagne. So wie man einen guten Film eben auch gleich mehrfach schauen kann.
Ich habe nicht erwartet, dass es Naughty Dog mit dem dritten Uncharted gelingt, den Blitz und Donner des Vorgängers noch überbieten zu können und sollte damit recht behalten. Aber es gewittert schon ganz nah dran. Drake's Deception macht einem mit perfektem Einsatz aller Mittel und einer immer noch verblüffenden Qualität klar, wie schade es ist, dass sich das Pulp-Adventure-Kino zum Sterben zurückzog. Es zeigt mit scheinbarer Leichtigkeit und Eleganz, wie viel Spaß dieses Genre machen kann, wenn man es so kompetent, so sympathisch, so unglaublich unterhaltsam umsetzt, wie es mit diesem Spiel gelang. Zwölf Stunden sitzt ihr gespannt an der Kante der Couch, so wie Drake sich zwölf Stunden an den Fingern baumelnd von einer mitreißenden Szene zum nächsten wundervollen Schauplatz hangelt, ballert und rätselt. Alle Elemente passen erneut zusammen und mit Uncharted 3: Drake's Deception erlebt ihr Abenteuer, wie es sein muss.
Man kann natürlich nicht leugnen, dass man das schon vorher zweimal im Spielablauf ziemlich identisch getan hat. Es ist ausdrücklich nicht die Linearität des Ablaufs, die ich hier kritisiere, sondern der fehlende Mut, ein neues Element in das Abenteuer einzuflechten. So etwas birgt Risiken, aber es kann auch eine große Bereicherung sein. Welches Element? Verschiedene Enden? Alternative Kampfmechaniken für einzelne Szenen? Doch freieres Erkunden an einigen Punkten, um Rätsel zu lösen? Ich bin mir nicht sicher und vielleicht ist es auch besser, dass nicht experimentiert wurde. Nichtsdestotrotz kann man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass Drake's Deception ein wenig auf der Stelle steht. Auf einer wundervollen, noch lange nicht ausgetreten Stelle, aber trotzdem.
Das gilt aber nur für die Kampagne und es ist ganz klar der Multiplayer, der hier entscheidend erweitert wurde, vielleicht nicht zuletzt mit Blick auf den lukrativen Download-Markt. Der Mehrspieler-Modus erreicht auch schon fast die Qualität der ganz großen Konkurrenten in dem Bereich und gerade die Koop-Betonung mit kleinen Story-Schnitten und Splitscreen geht noch einmal über den Vorgänger hinaus.
Am Ende bleibt, rückblickend auf die Perfektion eines Uncharted 2, bei Drake's Deception das Gefühl, dass dies nicht der beste Teil der Serie sein dürfte. Aber das ging zumindest mir bei Indiana Jones 3 auch so und trotzdem ist er immer noch einer meiner absoluten Lieblings-Abenteuer-Filme, den ich immer wieder mal sehen kann. So wie auch Uncharted 3 sich immer noch als die perfekte Weiterführung dieses Genres mit den Mitteln des Videospiels beweist. Ein wundervolles Stück Pulp-Adventure-Nostalgie, umgesetzt mit modernsten Mitteln und ein Spiel, von dem man sich nach wie vor mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen trennt und sich wünscht, dass es doch noch ein kleines bisschen länger gewesen wäre. Selbst wenn man insgeheim weiß, dass Drake's Deception genau das richtige Maß traf.
Uncharted 3 ist ab dem 2. November in der Standard-Ausführung und als Special-Edition zu haben. Die große Kiste mit der Explorer-Edition scheint bereits im Vorfeld ausverkauft zu sein, beeilt euch also, wenn ihr davon eine haben wollt.