Und das beste Game of Thrones-Spiel ist … Ein Mobile Game!
(Guckt es euch bitte, bitte trotzdem an, es ist wirklich gut!)
Neulich auf dem Klo: Die Erkenntnis, dass Telltale's Game of Thrones doch nicht das beste Spiel zu George R.R. Martins Fantasy-Sensation ist. Klar, ich war damals gefühlt ohnehin der einzige, der mit der Umsetzung durch den mittlerweile geschlossenen Adventure-Experten etwas anfangen konnte - der Perspektivwechsel durch den Tod gewisser Blickwinkel-Charaktere war einfach ein wunderbar passender Zug, einige der Figuren fantastisch geschrieben - aber was der englische Entwickler Nerial mit Reigns: Game of Thrones ausgerechnet auf dem iPhone aus der Lizenz herausholt, ist wahrlich beachtlich.
Klar, die Reigns-Reihe ist Mobile-Usern - auch am PC und auf Switch sind Ableger erhältlich - nicht neu und das Gameplay denkbar simpel: Als Herrscher über ein Reich müsst ihr durch simple Ja-Nein-Entscheidungen, symbolisiert durch ein Wischen nach links oder rechts, angemessen herrschaftliche Beschlüsse treffen. Die Schwierigkeit ist dabei natürlich die, die jede Monarchie vermutlich zu Recht zu schaffen macht ... irgendwer will immer euer blaues Blut sehen.
Vier Gruppen gilt ist, angemessen zufrieden zu halten. Allerdings auch nicht zu zufrieden. Am oberen Bildrand seht ihr ihre Symbole: Armee, Kirche, Volk und die Staatskasse. Jede Entscheidung wirkt sich auf eine oder mehrere von ihnen aus, ein Punkt darüber - entweder klein oder groß - zeigt an, wie stark - jedoch nicht, ob positiv oder negativ. Das müsst ihr nach sorgfältiger Lektüre der Anfragen eurer Bittsteller selbst abschätzen.
Der Clou, den ich zugegebenermaßen zuerst nicht begriff: Jede der Anzeigen muss sich in der Mitte bewegen, wird die Fraktion zu unzufrieden, setzt es einen Staatsstreich: Kopf ab - oder Schlimmeres. Gebt ihr euch ihnen gegenüber willfährig, und erfüllt ihr jeden ihrer Wünsche, wird das als Zeichen der Schwäche gedeutet. Ebenfalls: Kopf ab - oder Schlimmeres.
Viel passender könnte ein Spielmechanismus im Grunde nicht zugeschnitten sein auf Game of Thrones. Diverse hypothetische Szenarien bilden den Hintergrund für diesen auf hohen Wiederspielwert ausgelegten Titel. Ihr startet als Daenerys und schaltet nach und nach durch das Erfüllen von Herausforderungen andere Westeros-Prominenz frei. Doch auch wenn ihr euer Leben lasst und mit derselben Figur von vorne beginnt, verläuft das Szenario nicht gleich, stellen euch eure Gegner und Gefolgsleute immer wieder vor andere Forderungen und Vorschläge.
Auch der Ton ist bestens getroffen. Das Kauderwelsch, das die Figuren sprechen, bringt jede einzelne der Figuren sehr gut auf den Punkt und die Texte sind zwar immer kurz - im Sinne des Spielflusses - aber Mal um Mal toll geschrieben. In aller Kürze deuten sie im Hintergrund immer wieder eine größere Geschichte an, die ja eigentlich nicht da ist.
Das Ziel ist natürlich, den nahenden Winter zu überleben und nicht den Gegnern von Außen und aus dem Innern zu erliegen. Mir ist das bis jetzt noch nicht gelungen und ich will nicht leugnen, dass es daran lag, dass ich einige Konsequenzen meiner Entscheidungen nicht wirklich abschätzen konnte. Hier und da habe ich das Gefühl, dass ich raten muss, was nun die richtige Entscheidung ist. Aber ich nähere mich jeder meiner vier freigeschalteten Figuren trotzdem immer häufiger dem Ende des Winters, ohne das Spiel auswendig zu lernen.
3,49 Euro kostet Reigns: Game of Thrones in Apples App Store, 3,99 sind's auf Steam. Es gibt teurere Spiele, um seine Toilettensitzungen ins Endlose zu verlängern, die weniger Spaß bringen, als diese Vorlagen-gerechte, gestalterisch hübsche und geschmackvoll aufs Wesentlichste heruntergebrochene Herrschaftssimulation.
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