Unity will von Entwicklern künftig Geld pro Spielinstallation, die sind aber wenig begeistert davon
Eine erste Kehrtwende. (Update)
Update vom 13. September 2023: Es gibt eine erste Kehrtwende von Unity in dieser Angelegenheit.
Wie das Unternehmen gegenüber Axios mitteilt, hat man sein Vorhaben in bestimmten Punkten überdacht.
Anfänglich war geplant, eine kleine Gebühr für jede Installation eines Unity-Spiels zu erheben. Nun soll das nur noch für eine erstmalige Installation gelten. Damit würde man auch Bedenken über ein mögliches Review-Bombing – oder in dem Fall "Install-Bombing" – aus dem Weg räumen. Für eine Installation eines Spiels durch denselben User auf mehreren Gerät wäre aber immer noch jeweils eine Gebühr fällig.
All das ändert aber nicht viel an der grundsätzlich ablehnenden Haltung vieler Entwicklerinnen und Entwickler.
Eine weitere Sorge war, dass dies besonders Auswirkungen auf Studios haben könnte, die ihre Spiele zum Beispiel über den Xbox Game Pass anbieten. Hierzu teilte Unity nun mit, dass man in solchen Fällen die entsprechende Gebühr vom Anbieter des Dienstes einfordern würde, beim Xbox Game Pass also von Microsoft. Was Microsoft dazu meint, ist noch nicht bekannt.
Die vielen Indies da draußen sind weiterhin wenig begeistert und halten sich auch mit Kritik nicht zurück.
"Diese Entscheidung bringt uns und zahllose andere Studios in eine Position, in der wir möglicherweise nicht in der Lage sind, die Verwendung von Unity für unsere zukünftigen Titel zu rechtfertigen", heißt es in einem Statement von AggroCrabGames (Another Crab's Treasure).
"Wenn diese Änderungen nicht rückgängig gemacht werden, werden wir ernsthaft in Erwägung ziehen, unsere über die Jahre angesammelte Unity-Expertise aufzugeben und mit einer neuen Engine von vorne anzufangen. Und das möchten wir wirklich nicht tun."
"Im Namen der Entwickler-Community fordern wir Unity auf, diese jüngste in einer Reihe von kurzsichtigen Entscheidungen rückgängig zu machen, die anscheinend die Aktionäre gegenüber den tatsächlichen Nutzern ihres Produkts bevorzugt behandelt."
"Dies würde nicht nur uns schaden, sondern auch anderen Spielestudios aller Budgets und Größen", teilt wiederum Among-Us-Entwickler Innersloth mit. "Wenn das durchgeht, würden wir Inhalte und Features verschieben, die unsere Spieler eigentlich haben wollen, um unser Spiel auf eine andere Plattform zu portieren (was andere auch in Betracht ziehen)."
Erstmeldung vom 13. September 2023: Unity nimmt einige einschneidende Änderungen an seinem Engine-Geschäftsmodell vor. Oder zumindest ist das der aktuelle Plan, von dem aber nicht viele Entwicklerinnen und Entwickler begeistert sind.
Besagter Plan sieht vor, ab dem 1. Januar 2024 eine neue monatliche Gebühr für Entwicklerinnen und Entwickler einzuführen, die sich durch die Zahl der Spielinstallationen berechnet.
Mehr Ausgaben für Studios
Zwischenzeitlich hat Unity klargestellt, dass der "Großteil" der Unity-Editor-User wahrscheinlich nichts bezahlen muss, die neue Gebühr betreffe lediglich die größten und erfolgreichsten Projekte.
Ebenso werde man diese Gebühr nicht rückwirkend erheben, sondern für jede neue Installation nach dem 1. Januar 2024.
Dabei geht es zwar um Summen im Cent-Bereich, was sich aber natürlich je nach Zahl der Installationen summieren kann. Zudem gibt es Bedenken darüber, wie es mit Installationen von raubkopierten Spielen aussieht oder wenn jemand einfach immer und immer wieder ein Spiel installiert, was rein theoretisch in diese Zählung mit einfließen könnte.
"Wir verfügen bereits über Verfahren zur Betrugserkennung in unserer Ads-Technologie, die ein ähnliches Problem löst, sodass wir dieses Know-how als Ausgangspunkt nutzen werden", sagt das Unternehmen zu entsprechenden Kommentaren.
Laut Unity werden Studios auf Basis eigener, interner Einschätzungen von Unity hinsichtlich der Zahl der Installationen, die man für realistisch hält, zur Kasse gebeten. Diese Angaben beruhen demnach auf einem "proprietären Datenmodell", das man zwar nicht näher erläutern möchte, aber man sei überzeugt davon.
Wie Axio's Stephen Totilo schreibt, gilt die Gebühr wirklich für jede Installation, jedes Mal, wenn sich ein User entscheidet, ein Spiel zu deinstallieren und neu zu installieren. Auch unterschiedliche Geräte zählen dazu. Wenn ihr also ein Spiel auf zwei oder drei Geräten installiert, zählt das dementsprechend auch so oft.
Wie erwähnt, sind die Reaktionen auf diese Änderung vielfältig, aber insgesamt negativ. Einige haben sogar schon angekündigt, die Engine zu wechseln.
"Das ist eine verdammte Katastrophe", sagt zum Beispiel Dan Marshall (The Swindle, Lair of the Clockwork God) gegenüber unseren englischen Eurogamer-Kollegen. "Ich werde zu Unreal wechseln, sobald ich kann. Die meisten Indies haben einfach nicht die Ressourcen, um sich mit dieser Art von bescheuerter Logistik zu befassen. Und es wird unwahrscheinlicher, dass Publisher Unity-Spiele übernehmen, da es nun mit weiteren Kosten verbunden ist."
"Die Art und Weise, wie das nachverfolgt wird, ist sehr vage und wirkt halb durchdacht. Es scheint offen für Review-Bombing-Exploits zu sein, aber auf eine Weise, die die Entwickler tatsächlich etwas kostet. Wenn jemand ein Spiel auf Steam kauft und es auf drei Rechnern installiert, sind die Entwickler dann für drei Zahlungen verantwortlich? Wenn ja, ist das ärgerlich. Der Game Pass bereitet einem plötzlich massive Kopfschmerzen... ich könnte die Liste noch fortsetzen."
"Das ist alles ganz furchtbar, und sie müssen das sofort rückgängig machen, oder jeder Entwickler, den ich kenne, wird wahrscheinlich morgen das Schiff verlassen."
"Ich habe gerade ein paar Projekte in Unity laufen und sie sind weit genug fortgeschritten, dass ein Wechsel der Engine nicht in Frage kommt. Ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich nur daran denke. Eine entsetzliche Politik, die sich vermutlich die Geldmänner ausgedacht haben. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich wütend. Ich benutze Unity seit über zehn Jahren, das ist eine große Investition in ein System, das ich bald wie einen heißen Stein fallen lassen werde."
Unity selbst sagt, man höre seiner Community aktiv zu und will Fragen entsprechend beantworten. Es sollte euch aber vermutlich auch nicht überraschen, wenn man in den nächsten Tagen eine 180-Grad-Wende vollführt. Wir werden sehen.