Unknown 9 Awakenings Anya Chalotra ist wie ein Magie-Magnet
Behagliches im Unbehaglichen finden
Am 18. Oktober erscheint Bandai Namcos neues Action-Adventure Unknown 9: Awakening, das sich Ana bereits für euch angeschaut hat. Ich hatte kurz vor Verkaufsstart des Spiels noch die Gelegenheit, mich mit Schauspielerin Anya Chalotra (“Yennefer” aus Netflix’ The Witcher) über den Unterschied zwischen Theater- beziehungsweise Filmschauspiel und der Schauspielerei für ein Videospiel zu unterhalten - und darüber, warum sie sich zu magischen Rollen hingezogen fühlt.
Eurogamer: Worin besteht für dich der Unterschied zwischen Schauspielerei für Bühne und Bildschirm und dem für Games?
Anya Chalotra: Oh, ich glaube, das Theater hat mich gut auf die Rolle von Haroona und für Motion-Capture vorbereitet. Am Theater lernt man, sich selbst nicht zu ernstzunehmen, Behaglichkeit im Unbehaglichen zu finden. Und es war mir zu Beginn tatsächlich unbehaglich, denn ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte und wie. Zum Glück hatte ich eine Menge kluger Leute um mich herum, von denen ich lernen konnte und dafür bin ich sehr dankbar.
In dieser Hinsicht war ich [durch das Theater] gut darauf vorbereitet, mich hier hineinzustürzen, mich ein wenig zum Affen zu machen, gewissermaßen wieder Kind zu sein. In diesem Raum hat man kein Make-up auf, trägt eine Kamera auf dem Kopf, einen Einteiler voller Punkte und Klettstreifen, mit denen man an allem hängenbleibt und man muss sich die komplette Welt vorstellen. In The Witcher hatte ich ein Set, eine Welt, die für dich [die Schauspieler] gemacht wird. Das hier war entschieden anders. Alles muss man sich selbst vorstellen.
In The Witcher hast du vermutlich zum Teil auch vor einem Greenscreen gestanden, ist das vergleichbar?
Chalotra: Ja, aber nicht so oft, denn als Yennefer hatte ich es nicht mit so vielen Monstern zu tun. Meine Monster waren in der Mehrheit menschlich [schmunzelt].
Wie unterscheidet sich das Drehbuch von dem eines Films oder einer Serie?
Chalotra: Es ist nicht so deutlich anders und ich bin vermutlich genauso überrascht wie du darüber [lacht]. Hier wir dort bekommt man das Drehbuch und ich studiere es auf dieselbe Weise. Ich starte bei der Wahrheit, dem, was auf der Seite steht, und versuche, mit bestimmten Emotionen zu resonieren. Und dann fordern mich die Situationen und Umstände dieser Figuren heraus. Ja, es ist nicht wahnsinnig anders.
Dann ist da noch die Regie im Volume, wie man das im Motion-Capture nennt, und das ist dann deine Bühne. Die Regie gibt dann Anweisungen, wie in den anderen Medien auch.
Inwieweit bist du als Schauspielerin an der Entwicklung des Charakters beteiligt?
Chalotra: Nun, ich stelle Haroona dar, das ist auf jeden Fall eine Kollaboration. Ich bin sehr empfänglich für die Dinge, die Haroona geschehen, und immer sehr nah an ihrer persönlichen Entwicklung. Aber im Grunde ist mein Job, sie von den Seiten des Drehbuchs zu befreien und ihr eine Stimme zu geben.
Lass’ uns über Haroona sprechen. Wie ist sie so?
Chalotra: Sie ist klug und selbstbewusst. Ihr Selbstbewusstsein ist auf ihre Herkunft zurückzuführen. Sie fühlt eine Macht in sich, die immer mit ihr ist. Auch, wenn sie nicht genau weiß, wozu sie wirklich fähig ist. Sie ist robust und lustig, aber nicht so sehr von sich selbst getrieben, sie denkt stets an das große Ganze.
Nach Yennefer spielst du mit Haroona nun schon zum zweiten Mal einen magischen Charakter (sofern sich Haroonas Kräfte letztlich als Magie im Wortsinne herausstellen). Ist das etwas, von dem du dich angezogen fühlst?
Chalotra: Ich glaube, Magie fühlt sich von mir angezogen. Ziemlich eindeutig [lacht]. Mir bleibt da kaum eine Wahl. Aber ich bin froh, dass es so ist, weil es so viel Spaß macht, das zu spielen. Ich liebe es, das [auf den Bildschirm] zu übersetzen. Ich liebe Bewegung, daher ist es schön, mit diesen Kräften zu arbeiten.
Bist du an die Entwickler herangetreten oder sie an dich?
Chalotra: Sie kamen zu mir, es hätte aber auch andersherum sein können. Ich bin so froh, dass sie es getan haben. Es war, als hätte sich [ein Wunsch für mich] manifestiert. Ich wollte schon immer mal Motion-Capture machen, war schon immer inspiriert von Imaginarium Studios, Andy Serkis, Planet der Affen. Ich hätte es geliebt, ein Affe dafür gewesen zu sein [lacht]. Also ja, diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.