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Until Dawn oder wie es auf PC heißen sollte: Until Fertigstellung

Dunkel war's, das Haar schien helle...

Until Dawn… das Spiel mit dem sich Entwickler Supermassive Games als ein Studio etablierte, das nicht nur Ableger und Umsetzungen kann, sondern auch komplett eigene Produktionen stemmt. Wer es nicht kennt: Stellt euch Heavy Rain oder Detroit: Become Human als Horror-Trip vor. Dann wisst ihr, was euch dabei erwartet.

Denn auch Until Dawn ist ein stark verzweigtes Filmspiel, das zum großen Teil von selbst läuft und in dem man nur gelegentlich kurz eingreift, um gefährliche Situationen zu meistern oder die Weichen für Verzweigungen in der Story zu stellen. Wobei es hier vor allem um die Frage geht, welche Charaktere das Ende des Spiel-Films erleben. Das liegt nämlich allein an euch.

Schon der Weg dahin kann aufgrund der abweichenden Entscheidungen sehr individuell aussehen. Wobei es mich nach wie vor ärgert, dass man auch in diesem komplett neu programmierten Remake des PlayStation-4-Originals keine Szenen überspringen darf – was ich schon deshalb gerne getan hätte, weil manche Checkpunkte seltsam weit entfernt liegen, ohne dass man sieht, wann zuletzt gespeichert wurde. Mit etwas Pech muss man nach einer Pause deshalb mehrere Minuten wiederholen, anstatt nahtlos an der letzten Sitzung anzuknüpfen. Schade, dass die Neuauflage ausgerechnet diesen Motivationskiller aller Supermassive-Games übernimmt!

Überhaupt ist „schade“ hier mein Stichwort. Ich kann mir jedenfalls schon denken, warum wir bis zur Veröffentlichung des Spiels keinen Key der PC-Version erhalten haben. Ganz rund läuft die nämlich nicht. Was vor allem deshalb bedauerlich ist, weil das mit Unreal Engine 5 inszenierte Until Dawn stellenweise richtig beeindruckend aussieht, wenn man sämtliche Details aufdreht.

Denn wie sich fahles Mondlicht durch dichte Baumwipfel zwängt oder in einer finsteren Berghütte zwischen glaubwürdigen Schatten verliert, kann sich mehr als sehen lassen. Außerdem wurden die ursprünglichen Aufnahmen der eindrucksvollen Darstellerriege (Rami Malek, Hayden Penettiere, Peter Stormare u.a.) auf neue Charaktermodelle übertragen und eine Reihe an Szenen neu geschnitten oder aus neuen Perspektiven eingefangen.

Until Dawn: Alter Film, neuer Film - und ein leicht unfertiges Spiel.

Dadurch kommt das überarbeitete Until Dawn zwar nicht an die ganz großen filmisch inszenierten Abenteuer gerade auf Sony-Konsolen heran. Es wirkt aber deutlich moderner und sieht stellenweise richtig eindrucksvoll aus. Gruslige Momente und auch einige der Jump Scares funktionieren dadurch sogar um einiges besser als anno 2015 – Letztere haben mich doch glatt mehrmals in die Rückenlehne gedrückt.

Leider haben die Entwickler des Remakes (das britische Studio Ballistic Moon zeichnet dafür verantwortlich, nicht Supermassive Games) an anderen Stellen allerdings so wenig am Spiel modernisiert, dass mich das altbackene Spielgefühl ehr ablenkt als ins Geschehen zieht. Obwohl sich die Kamera jetzt etwa wie in einem zeitgemäßen Third-Person-Abenteuer sehr nah hinter dem jeweils spielbaren Charakter befindet, schiebt man die Charaktere trotz neuer Physik und Umgebung unangenehm träge und schwammig umher.

Wobei… das Spiel nutzt diese moderne Perspektive ja nicht immer, denn oft schaltet sie nach einer Interaktion in den Resident-Evil-Gedächtnismodus mit starrer Kamera, obwohl man sie an derselben Stelle gerade noch frei bewegt hat. Und dann gibt es auch Sequenzen, in denen man die Figur – warum auch immer – nur gerade nach vorn bewegen, aber die Taschenlampe frei schwenken darf. Das sind alles seltsame Wechsel, die in meinen Augen keinen spielerischen Sinn ergeben. Sie sorgen lediglich dafür, dass dieses Until Dawn aus der Zeit gefallen scheint, obwohl es gar keine Retro-Ambitionen verfolgt.

Aber gut. Unterhaltsam ist der Teenie-Horror ja trotzdem. Das will ich ihm gar nicht absprechen. Wer genau das sucht, wird hier seinen Spaß haben. Zumal sich Supermassive damals sehr genau angeschaut hatte, wie diese Art Achterbahnfahrt funktioniert, und das Konzept erfolgreich in die digitale Welt übertragen hat.

Es soll an dieser Stelle aber wie gesagt um die Besonderheiten des Remakes gehen und im Speziellen um jene der PC-Fassung, denn die hätte gut und gerne noch ein, zwei Monate in der Qualitätskontrolle verbringen können. Wobei sie vermutlich selbst dann nicht auf dem Steam Deck laufen würde; aber das nur der Vollständigkeit halber.


Until Dawn ist sowohl im PlayStation Store als auch bei Steam und im Epic Games Store für knapp 70 Euro erhältlilch. Eine physische Version verkauft Sony ebenfalls und entgegen anderslautender Meldungen ist das PS4-Original auch weiterhin im PlayStation Store verfügbar.
  • Steam
  • Epic Games Store
  • PlayStation Store
  • Amazon

  • Es ist natürlich klasse, dass man Until Dawn selbst unter Windows mit DualSense, also Gyro-Sensor und adaptiven Triggern, sowie Auflösungen für verschiedene Monitorformate genießen kann. Ärgerlich finde ich nur, dass das Touchpad meines Controllers nicht erkannt wird. Ich kann diese Funktion im Menü zwar aktivieren, wenn ich an den entsprechenden Stellen drüber streife, passiert allerdings nichts.

    Ärgerlich ist zudem, dass man zwar die Frame Generation von FSR 3 aktivieren kann, die im Moment aber gar nicht funktioniert. Dabei verlangt das Gruseln der Hardware spätestens dann einiges ab, wenn man Virtual Shadow Maps nutzt – und das sollte man, wenn die Beleuchtung zu ihrer vollen Stärke auffahren soll.

    Weiterhin gibt es Situation, in denen die Haare mancher Protagonisten je nach Lichteinfall entweder tiefdunkel oder schneeweiß aussehen. Und was ist eigentlich mit der Umsetzung einer PS4-spezifischen Funktion, bei der man den Gyro-Controller ruhig halten muss, um im Spiel keine Aufmerksamkeit zu erregen? An deren Stelle kann man jetzt ein System aktivieren, bei dem man eine Markierung per Analogstick bewegt – bloß dass die sich in meinem Spiel völlig unabhängig vom Stick-Ausschlag noch kein einziges Mal auch nur einen Millimeter bewegt hat.

    Das ist also noch nicht ganz rund, was Sony da veröffentlicht hat. Und ich bin noch nicht mal über jenen Fehler gestolpert, bei dem die Charaktere buchstäblich aus ihrer Haut fahren. Zwar sind das weitgehend Kleinigkeiten; gerade in einem filmischen Spiel stören sie das Erlebnis aber auf recht ärgerliche Weise. Ich mache deshalb jetzt erst mal Pause und warte darauf, dass Ballistic Moon ausreichend Zeit bekommt, dieser Neuauflage den letzten Schliff zu verpassen. Das hat der unterhaltsame Horror-Trip bei seiner PC-Prämiere nämlich durchaus verdient!

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