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Urban Trial Freestyle - Test

Es ist kein Trials. Aber was ist das schon?

Der offensichtlichste Grund, warum jemand Urban Trial Freestyle spielen sollte, ist, dass er keine Xbox oder einen PC zum Spielen hat. Trials HD und sein Nachfolger Evolution sind nun mal Xbox-/PC-exklusiv und so trägt wirklich jeder außerhalb von Microsoft Kreisen tiefe Trauer. Es sind schließlich zwei fantastische, simple und langfristig spaßige Spiele, die einer einfachen Formel folgen.

Dass diese nicht ganz so einfach zu kopieren ist, wie es zunächst den Anschein haben mag - Strecke, Bike, Sprünge, wie schwer kann es sein? - wird beim Spielen von Urban Trial Freestyle klar. Dass es eine ziemlich direkte Kopie der Idee von Trials ist, wird nicht nur beim Titel deutlich, das gesamte Konzept wurde relativ direkt übernommen. Ihr habt ein Bike und müsst durch eine chaotische, holprige Umgebung von A nach B fahren. Das Ganze passiert auf einer zweidimensionalen Ebene, sodass nur die Sprünge und das Tempo kontrolliert werden müssen. Alle paar Hopser gibt es einen Speicherpunkt, zu dem es per Knopfdruck ohne auch nur eine Sekunde Verzögerung zurückgeht, um eine schwierige Stelle noch mal zu meistern oder weil euer Biker einfach aus dem Sattel fiel. Kommt vor. Sehr, sehr oft.

Und das ist es auch schon. Klingt wie Trials? Kein Wunder. Ist es so gut wie Trials? Nein. Wie genau Trials seine Physik und seine Strecken austariert hat, wie genau die Balance der verschiedenen Motorräder funktioniert, das wird einem erst so richtig klar, wenn man etwas wie Urban Trials spielt. Die Strecken und Hindernisse, die Sprünge und absurden Stürze sind nicht schlecht und auch hier gibt es immer einen perfekten Weg, diesen Sprung zu nehmen. Aber das Gefühl, der Flow, der sich bei Trials so einmalig ergibt, wenn ihr die Steuerung beherrscht, er will sich bei Urban Trial einfach zu selten einstellen. Es gehört mehr dazu, als die Hindernisse zu verteilen und sich coole Sprünge über aberwitzige Szenarien auszudenken, es ist eine Kunst, sie zu platzieren und eins mit den Möglichkeiten des Spielers werden zu lassen. Wie sehr das wahr ist, zeigt sich erst durch diesen nun direkt möglichen Vergleich. Gleiches gilt für die Physik des Fahrens. Sie funktioniert - auch wenn das Motorgeräusch schwer nach kaputter Vespa klingt.

Das heißt jetzt nicht, dass Urban Trial keinen Spaß machen würde. Es ist nicht so gut wie sein sehr direktes Vorbild, aber das Grundprinzip ist stark genug, um ein paar schlechte Hüpfer abfedern zu können. Eine nette Idee dabei sind die überall verstreuten Markierungen, an denen die Sprungweite oder -höhe gemessen wird, wie schnell ihr wart oder wie genau ihr an einem bestimmten Punkt landen könnt. Diese speziellen Punkte wurden mit Bedacht entworfen und erlauben viel Raum für genau den Spaß an der Optimierung des Ablaufes eines kleinen Abschnitts, an dem Trails jede Sekunde feilt. Hier läuft Urban Trial zur Hochform auf, und da jede Strecke ein paar davon bietet, ist das eine Menge wert.

Die Streckenauswahl - etwa 40 Abschnitte auf einem halben Dutzend Strecken - entspricht dem Titel und zeigt eine Menge städtischen Wahnsinn, der zwar einiges an Chaos in Parks, Riesenkarambolagen auf Autobahnen, Baustellen und Achterbahnen bietet, dabei jedoch im Vergleich zum Vorbild fast bodenständig bleibt. An keiner Stelle finden sich die ganz außerweltlichen Sprünge über gefühlte Kilometer oder gänzlich Weltfremdes, wie etwa das Land der Riesen. Das ist ein wenig schade, schließlich erlaubte dieser Verzicht auf jeglichen Realismus einige der besten Trials-Momente, die Urban Trial nun abgehen. Technisch jedoch ist es ein durchaus hübsch anzuschauendes Spiel. Sicher, die Farbpalette hätte gerne etwas poppiger sein dürfen, es wirkt alles ein wenig trist, aber die zahlreichen Details und stimmigen Hintergründe, die dem Blick Tiefe geben, machen das wett. Dass sich die wenigen Strecken ziemlich oft in leichten Variationen wiederholen, fällt jedoch beim Spielen etwas zu früh auf. Hier hätten es gerne ein paar mehr sein dürfen.

Nachdem sich Urban Trials dermaßen viel vom Vorgänger lieh, fällt es kaum ins Gewicht, dass es auch das Vorankommen über zu erfahrende Sterne abkupfert. Auf jedem Kurs holt ihr bis zu fünf davon, wobei die ersten zwei oder drei fast immer möglich sind, solange die Strecke geschafft wurde. Den Vierten gibt es auch noch vergleichsweise leicht und der Fünfte ist fast unmöglich. Fast. Letzteres gilt auch zu einem gewissen Grad für die letzten Abschnitte. Bis dahin hat das Spiel einen sehr eleganten Anstieg der Kurve des Schwierigkeitsgrades zu bieten, dann haut sie plötzlich nach oben durch die Decke ab.

Das Upgrade- und Customizing-System ist so grundlegend, wie es nur wird. Ein paar neue Klamotten für den Biker, das war es auch schon mit den optischen Dingen. Für das Bike schaltet ihr jeweils drei neue Reifen, Motoren und Rahmen frei. Dass sich die Strecken mit dem Feuerstuhl in jeder Ausstattung fahren lassen und mehr grundsätzlich besser ist, zeigt, dass der Aufbau weit schlichter bleibt als das Original, das auch eine gewisse Überlegung bei der Wahl des Untersatzes abforderte.

Urban Trial Freestyle versucht nicht einmal, zu verstecken, aus welcher Ecke es kommt. Es ist schon ein wenig grenzwertig, wie nah man sich im Ablauf und Aufbau am Original bewegt. Aber hey, dem Spieler soll es recht sein, wenn es nur auch so viel Spaß macht. Das ist halt der Haken. Das Konzept selbst ist zwar nicht unverwüstlich, aber doch stabil genug, als dass sich immer ein wenig Spielfreude daraus ziehen lässt und das ist auch bei Urban Trial der Fall. Die Strecken sind herausfordernd, schön anzuschauen und immer wieder durch kleine Herausforderungen im Verlauf einer Strecke unterhaltsam. Man spielt es flüssig und gern, ohne jedoch einmal in den Rausch zu verfallen, den das perfekt ausgetüftelte Trials bietet. Als spaßiger, kleiner Überbrücker zum dritten Teil dieser Serie und als Erinnerung daran, wie gut Trails wirklich ist Urban Trial Freestyle willkommen.

6 / 10

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