Urlaubsfeeling, Abenteuer, gutes Sushi: Dave the Diver solltet ihr nicht verpassen!
Klatschnasser Tausendsassa.
Dave the Diver ist die Sorte Titel, bei der man als Redakteur aufpassen muss: Dieses Spiel – aktuell noch im Early Access auf Steam – exakt entlang der Gräten seiner Features zu schildern, ergäbe eine ellenlange Aufzählung, die niemand lesen wollen würde. Es ist ein simples, aber dennoch vielschichtiges Spielchen vieler netter, erbaulicher Kleinigkeiten. Diese zu entdecken, ist eigentlich euer Job, nicht meiner. Ich bin nur hier, um euch zu sagen, ob sich der Sprung ins Wasser lohnt – oder vielleicht, um euch den letzten Tritt zu geben.
Und dazu bin ich hier schwer geneigt, denn Dave the Diver ist ein wahnsinnig sympathischer Titel – wenn man das pixelig-stilisierte Harpunenfischen exotischer Meeresbewohner zu gastronomischen Zwecken nicht allzu zynisch findet. Dieser Genre-Mix überrascht insbesondere dadurch, dass er sich ständig verändert, euren Fokus verschiebt und euch damit im Unklaren hält, wohin die Reise überhaupt geht. Wo sie anfängt, ist aber auch schon erhellend…
Als beleibter Taucher Dave erhaltet ihr einen Anruf von eurem Kumpel Cobra, der sich am Blue Hole niedergelassen hat, einem Fleckchen Meer, das sich mit jedem Tauchgang zu verändern scheint. Am Strand der Lagune hat er mit Sushi-Meister Bancho ein Restaurant eröffnet, zu dem ihr die Zutaten liefern sollt. Ihr taucht also mit Unterwassergewehr und Harpune in der Seitenansicht in die Tiefe, achtet auf euren Sauerstoffvorrat und Zuladung an Fisch und Fundsachen und schleppt – wenn euch die Luft ausgeht – alles aufs Boot.
Der Tank auf eurem Rücken dient dabei als Lebensenergie, Attacken durch gefährliche Meeresbewohner kosten statt Gesundheit Luft und so wird ein als sicher erachteter Tauchgang plötzlich doch zur Zitter(aal)partie, wenn auf einmal euer Atemgerät Alarm schlägt. Ist der Kanister leer, werdet ihr ohnmächtig und müsst gerettet werden. Alles, was ihr bis dahin gesammelt habt, verliert ihr, bis auf einen Gegenstand. Quest-Gegenstände und Entdeckungen, die die Handlung vorantreiben, sind davon aber klugerweise ausgenommen.
Stellenweise gibt es sehr kurze QTEs, wenn es darum geht, eine bestimmte Waffenfähigkeit auszulösen, einen widerspenstigen Fisch schneller zu fangen oder den Kiefern eines Haies zu entwischen. Aber das ist alles recht nett gemacht und lockert das Geschehen tatsächlich ein wenig auf. Dadurch, dass es je nach Situation immer anders ist, wirkt es tatsächlich kein bisschen aufdringlich, und das, obwohl ich QTEs schon lange nicht mehr mag. Zwei Tauchgänge, einen am Morgen und einen am Nachmittag, dürft ihr täglich machen, bevor es an das übrige Drittel von Dave the Diver geht.
Und das ist eben das Management des Restaurants und das Bewirtschaften der Gäste. Ihr stellt Bedienungen und Köche ein, stellt täglich frisch die Karte zusammen, schickt Leute auf Fortbildungen, kauft neue Einrichtung und so weiter. Alles in simpler Manier, wenige Klicks, wenig lange nachdenken, aber doch mit genügend Tiefe, dass man sich nicht wünschen würde, dass man es automatisieren könnte. Und dann sperrt man die Türen auf und spielt ein Bedienungs-Minispiel, das zwar extrem einfach gestrickt, aber doch schweißtreibend ist.
Tee ausschenken, fertige Gerichte ausliefern, Teller abräumen, Wasabi raspeln und vor allem: den Überblick behalten, was zuerst zu tun und machbar ist. Alles recht flach gehalten, klaro, aber dauert auch selten länger als zwei Minuten. Und je besser ihr es macht, desto mehr Geld wandert in die Kasse, mit dem ihr wieder Upgrades fürs Tauchen kaufen könnt. Es ist sehr klug strukturiert, wie sich die verschiedenen Teile des Spiels gegenseitig fordern und fördern.
Und so kommt dann die Spirale immer besser ins Rotieren. Alle paar Minuten kann man wieder eine Aufgabe erfüllen, etwas verbessern und dadurch wieder mehr Geld verdienen. Oder man erhält endlich genügend gute Bewertungen auf Cooksta, um einen zweiten Koch einzustellen. Man darf sogar die Posts der Besucher liken. Und immer und immer wieder kommen kuriose Charaktere mit Anfragen, neuen Werkzeugen oder frischen Handlungsbögen auf euch zu.
Es macht extrem süchtig und ist schwer beiseitezulegen, weil man ständig kleine Meilensteine erreicht. Zumal das Spiel auch mit Details nicht geizt: Die Fische haben an sich schon eine unterschiedliche Seltenheit, aber auch, wie brutal oder sanft ihr sie fangt, scheint einen Einfluss auf die Qualität eures Fangs zu haben. Und ich bin noch nicht ganz sicher, ob es stimmt, aber es würde mich wundern, hätte das Wetter nicht auch einen Einfluss auf bestimmte Dinge. Warum sonst sollte Dave auf seinem interaktiven Handy eine Wetter-App haben?
Eine weitere Komponente, die das Spiel interessant hält, ist die Geschichte, die ein paar wilde Haken schlägt und optisch bisweilen sehr hübsch und teils gar imposant präsentiert ist. Was als Geschicklichkeitsspiel beginnt, lädt zunehmend zu abenteuerlicher Erkundung ein, bei der man gespannt voran paddelt und sich fragt, was man noch alles zu sehen bekommen wird. Hier möchte ich aber nicht zu viel verraten. Alles in allem besticht vor allem der Stil, der farbenfrohes, frühes 3D mit ansehnlichen Sprites für die menschlichen Charaktere vereint und einfach sonniges Urlaubsgefühl versprüht. Die Musik entspannte bis anspannende ist ein willfähriger Komplize. Über Wasser ist alles relaxt, unter Wasser wird’s dann schön mysteriös.
Ihr habt’s vielleicht gemerkt: Ich mag Dave the Diver. Sehr sogar. Tauchen und das Erkunden der blauen Tiefen an sich ist ohnehin schon immer eine meiner Lieblingsmechaniken gewesen und wie das hier mit einer Mystery-Geschichte und schlankem, humorigem Restaurant-Management vermengt wird, das ist frisch und große Klasse. Trotz Early Access spielt sich der Titel bereits sehr rund und fühlt sich nach gut fünf bis sechs Stunden relativ komplett an. Klingt der Mix für euch anregend, empfehle ich euch, den Sprung zu wagen.