Joint Task Force
Das Gespenst des Terrors.
Die "Kofferbomber", die kürzlich verheerende Anschläge auf Züge der Deutschen Bahn verüben wollten, machen eines deutlich: der weltweite Terror ist gerade dabei, eine neue Dimension zu erreichen. Es ist für die Geheimdienste nicht mehr damit getan, organisierte kriminelle Fanatiker wie Al Qaida zu observieren. Einzeltäter, die bislang unbescholten und unauffällig unter uns lebten, handeln mittlerweile auf eigene Faust. Ihre Beweggründe: vielleicht die Mohammed-Karikaturen, vielleicht aber auch … wer weiß das schon. Die Bedrohung bleibt - ob Al Qaida nun tatsächlich geschwächt ist oder nicht. Und es bleibt schwierig, Terroristen aufzuspüren und dingfest zu machen.
"Joint Task Force" greift genau dieses Szenario auf - mit einem bemerkenswerten Gespür für aktuelle politische Entwicklungen. Das im Herbst erscheinende Echtzeitstrategie-Werk von Most Wanted Entertainment baut nicht auf die üblichen, mittlerweile arg strapazierten "Zweiter-Weltkrieg"-Szenarien, sondern befasst sich mit der Gegenwart, die uns alle angeht. Hautnah.
Die fünf Kampagnen von "Joint Task Force" mit ihren insgesamt 20 Missionen spielen sich im Jahr 2007 ab. Den Ausgangspunkt bildet die Situation, in der wir uns gerade befinden: Die internationale Staatengemeinschaft steht dem Terror teilweise ratlos gegenüber. Keine Großmacht sieht sich in der Lage, die permanente Bedrohung einzudämmen. Weder UN noch NATO können Patentlösungen gegen extremistische Anschläge präsentieren. Alle Hoffnung lastet auf einer neu ins Leben gerufenen Eingreiftruppe aus erfahrenen Spezialisten im Kampf gegen den Terror: der "Joint Task Force".
Die Einsatzgebiete der Anti-Terror-Einheit sind vielseitig und real: Mal gilt es, in einem Bürgerkrieg im Iran für Ordnung zu sorgen, dann verschlägt es die Friedenskämpfer in ein weit verzweigtes Tunnelsystem in Afghanistan und in die Wüste Somalias. Im kolumbianischen Dschungel müssen sie sich ebenso bewähren wie im tief verschneiten Bosnien. Dabei beschränken sich die Unterschiede der Einsatzorte nicht nur auf die Grafik, sondern stellen den Trupp auch taktisch vor ganz individuelle Herausforderungen. Neben den Eigenheiten der Landschaft spielt für die Taktik auch die Mentalität der einheimischen Bevölkerung eine wichtige Rolle.
Man merkt dem Gameplay von "Joint Task Force" an, dass hier erfahrene Profis am Werk sind: die Entwickler rekrutieren sich zu einem großen Teil aus ehemaligen Stormregion-Leuten, die für innovative Titel wie "Codename Panzers: Phase 1" verantwortlich zeichneten. Sie verstehen es, die durchgehende Story, die zwischen den Missionen durch Videosequenzen mit fiktiven Nachrichtensendungen weitererzählt wird, bis zum letzten Moment mit knisternder Spannung zu erfüllen. Ihre Kunstkniffe sind dabei einfach, aber wirkungsvoll:
"Joint Task Force" verzichtet auf den zeitintensiven Basisbau und eröffnet Euch gänzlich neue Wege der Ressourcengewinnung. Hier geht´s nicht um Tiberium, Gold, Stein oder Holz, sondern einzig und allein um Kohle - das Zahlungsmittel, versteht sich. Die Friedenstruppe, deren Kommandant Ihr seid, muss seine Sache gut machen, Terroristen effizient ausschalten und dabei "Kollateralschäden" (schreckliches Wort!) in der Zivilbevölkerung tunlichst vermeiden. Wer Zivilisten tötet oder deren Häuser zerstört, bekommt im wahrsten Sinn des Wortes eine schlechte Presse. Denn wie in modernen Kriegen sind auch die Auseinandersetzungen in "Joint Task Force" Medienereignisse - Journalisten und Kameramänner sind überall dabei und registrieren jeden Fehler. Die Folge: je mehr Unschuldige durch Euch in Mitleidenschaft gezogen werden, desto schlechter wird Euer Ruf. Und das bedeutet weniger Kapital zum Aufstocken Eurer Streitkräfte. Schafft Ihr es jedoch, Eure Missionen punktgenau zu erledigen, sind die Nationen mit ihrer finanziellen Unterstützung wesentlich freigiebiger. Weitere Möglichkeiten, die Kriegskasse zu füllen, bieten die zahlreichen Nebenaufgaben, in denen Ihr beispielsweise humanitäre Leistungen wie die Wiederherstellung der Wasserversorgung erbringt.
Nach den ersten Kämpfen trennt sich die Spreu vom Weizen. Einige Kämpfer erweisen sich als besonders tapfer und wagemutig. Ihr habt nun die Möglichkeit, die Besten unter ihnen zu fördern. Sie werden zu Offizieren, die über spezielle Fähigkeiten verfügen und ihre Truppe daran teilhaben lassen. Wie in einem Rollenspiel sammeln diese Helden durch ihre Aktionen Erfahrungspunkte und können so an den Aufgaben wachsen. Über den implementierten "Skill Tree" legt Ihr fest, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll.
Das Map-Design von "Joint Task Force" bietet Spannung pur. Zu Beginn einer Mission seht Ihr stets nur den kleinen Teil der Karte, der mit Eurer aktuellen Aufgabe in unmittelbarem Zusammenhang steht. Habt Ihr den Auftrag erledigt, "brennt" es plötzlich woanders und ein weiterer Abschnitt der Map wird sichtbar. So wird die Karte nach und nach häppchenweise aufgedeckt und Ihr wisst nie, welche Überraschung als nächstes auf Euch wartet.
Ihr seht: "Joint Task Force" ist durchdacht, durchdacht bis ins Letzte. Selbst die Infanterie, die in den meisten Echtzeitstrategie-Titeln vornehmlich als Kanonenfutter herhalten muss, hat in diesem Spiel eine wichtige Funktion. Soldaten können sich in Gebäuden verschanzen, dem Gegner im Wald auflauern oder sich unbemerkt durchs hohe Gras anschleichen. Ins Design mit eingeflossen sind dabei die realen Kriegserfahrungen von Mitgliedern des Entwicklerteams.
Auf ihre Kosten kommen beim virtuellen Krieg gegen den Terror nicht nur Einzelkämpfer. Bis zu acht Spieler können sich via Netzwerk oder Internet gemeinsam auf den anspruchsvollen Karten tummeln. Und grafisch wird "Joint Task Force" ein echter Leckerbissen, so viel lässt sich jetzt schon sagen. Werft dazu doch einfach mal einen Blick auf die Screenshots!
"Joint Task Force" ist nicht "just another real-time strategy game", in dem man halt statt dem Zweiten Weltkrieg mal aktuelle Geschehnisse als Szenario gewählt hat. Das Spiel zeichnet sich durch einen sehr ernsthaften und verantwortungsvollen Umgang mit der Gegenwartsgeschichte aus und liefert dem Genre viele neue Impulse: z. B. durch die Art des Ressourcenmanagements oder das spannungsgeladene Missionsdesign mit den nach und nach aufgedeckten Maps. Grafik- und Physik-Engine leisten Beeindruckendes - alles sieht so realistisch aus, dass einen beim Spielen das beklemmende Gefühl beschleicht, selbst tatsächlich voll und ganz in die Kampfhandlungen involviert zu sein.