Mage Knight Apocalypse
Fünf Freunde und ein fieser Drache.
Man möchte fast meinen, es steckt Methode dahinter: Fantasy-Reiche neigen bekanntlich dazu, von irgendeiner dunklen Bedrohung heimgesucht zu werden. Das ist soweit nichts neues. Aber es trifft sich gar nicht gut, wenn zwei zur gleichen Zeit kommen. So ergeht es Euch, als Ihr Euren Job in Mage Knight Apocalypse antretet. Denn kaum seid Ihr hochtrabend als so genannter Wächter in Amt und Würden eingeführt, taucht ein fünfköpfiger Drache auf und verkündet kurzerhand die Apokalypse. Dummerweise ist gleichzeitig eine Dämonenarmee im Anmarsch. Ausreichend Probleme für ein Action-Rollenspiel Made in Korea, das Deep Silver hierzulande veröffentlicht.
Rollenspiele sind meist nichts für Entscheidungsschwache. Spätestens bei der ersten Verteilung der Skillpunkte auf verschiedene Eigenschaften sollte man eine ungefähre Ahnung haben, was für einen Helden man spielen will. Aber es geht auch anders: In Mage Knight Apocalypse bestimmt Ihr durch Eure Spielweise, wie sich der Held entwickelt. Wer fleißig Äxte schwingt, wird es darin bald zur Meisterschaft bringen. Freunde des gepflegten Pfeilschusses verursachen nach und nach mit Bogen oder Armbrust immer mehr Schaden. Und die Sprüche der Magier werden durch häufiges Anwenden effektiver. Generell legen die Entwickler viel Wert auf eine intuitive Steuerung und versprechen, dass Ihr alle Feinheiten während des Abenteuers spielend lernt - ohne Handbuchstudium versteht sich.
Fünf Freunde das sind wir ...
Allerdings kommt man ganz ohne Entscheidungen auch nicht aus. Zu Beginn schnappt Ihr Euch einen von fünf Helden. Das Repertoire ersteckt sich vom kanonenbewehrten Zwerg, über die schnetzelnde Amazone, eine Blutsaugende Vampirin, einen flügelbewehrten Feuermagier bis hin zum magiebegabten Elfengardisten. Jeder kann sich in drei Gebieten weiter spezialisieren. So wird der Zwerg auf Wunsch zum Experten im Handgranatenweitwurf, und die Vampirella mutiert zur mächtigen Zombiebeschwörerin, die ganze Heerscharen von Untoten herbeirufen kann.
Sehr stolz sind die Entwickler auf ihr Mage-Stone-System. Damit kann man alle gefundenen Gegenstände per Magie veredeln und kräftig aufwerten - schöne Grüße vom Diablo-Horadrim-Würfel. Von »hunderttausenden« Kombinationsmöglichkeiten ist die Rede. Wie weit sich Items, Waffen und Rüstungen aber tatsächlich spielerisch unterscheiden, bleibt natürlich abzuwarten. Interessant dabei: Jeder getragene Gegenstand soll auch am Körper des Helden zu sehen sein.
Wer nicht gern alleine kämpft, darf mit vier Freunden gemeinsam loslegen. Dabei ist sich nicht jeder selbst der Nächste. Stattdessen gibt es Angriffsboni bei speziellen Gruppenattacken, wie man sie aus beispielsweise Everquest 2 kennt. Um einen hohen Wiederspielwert zu bieten, spaltet sich die Story in mehrere Handlungsstränge auf - alternative Entwicklungen der Geschichte inklusive. Gespräche führt der Held nicht im Kleingedruckten. Die Unterhaltungen finden als opulent aufgemachte, voll vertonte Zwischensequenzen statt.
Runde Gesichter, kantige Körper
In Sachen Effekte und Animation der Charaktere spielt Mage Knight schon jetzt in der oberen Liga. Vor allem die Gesichter, Rüstungen und Waffen sind sehr plastisch und lebensecht, wenngleich die Heldenkörper die eine oder andere Polygonkante nicht verleugnen können. Allerdings wirkt die Landschaft, als wäre sie der Playstation 2, na gut, eher Xbox (und zwar der alten) entsprungen. Die Gegend sieht bei der aktuellen Konkurrenz wie Oblivion oder dem zeitgleich erscheinenden Gothic 3 deutlich besser aus. Spielerisch setzt Mage Knight viel stärker auf Action als auf Rollenspiel. Monsterhorden lauern hinter jedem Hügel, ein flinker Finger auf der linken (und natürlich rechten) Maustaste ist oberste Heldenpflicht. Ob und wie stark sich die Charakterentwicklung auf den Spielverlauf auswirkt, klärt hoffentlich eine Vorabversion, auf die wir bereits sehnsüchtig warten.
Mage Knight Apocalypse erscheint am 20. Oktober 2006.