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Valkyria Chronicles Remastered - Test

Auch acht Jahre später ein grandioses Taktik-Abenteuer.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Wunderschön, charmant und teilweise bockschwer. Valkyria Chronicles Remastered gehört in die Sammlung eines jeden Taktik-Fans.

Ich gebe zu, Valkyria Chronicles zur Erstveröffentlichung 2008 wenig beachtet zu haben. Der schicke Anime-Look im Buntstift-Stil gefiel mir überaus gut und auch die positiven Kritiken ließen ein hervorragendes Spiel vermuten, allerdings hielt mich irgendwas vom Kauf ab. Erst Jahre später, nachdem sich kaum noch jemand an den Titel erinnerte, stieß ich zufällig auf ein gebrauchtes Exemplar und wurde anschließend für die nächsten 30 Stunden in eine fantastische Welt gezogen.

Seitdem zählt Valkyria Chronicles für mich zu den besten Taktikerlebnissen überhaupt und dieser Eindruck hat sich durch meine Zeit mit der wunderhübschen Remastered-Version nur noch gefestigt. Grafisch sind zwischen den beiden Fassungen zwar kaum Unterschiede zu erkennen, aber die höhere Auflösung sorgt zusammen mit der konstant hohen Bildrate von 60 FPS für eine bessere Erfahrung. Im Prinzip erwartet euch hier nüchtern gesagt nichts anderes als eine Umsetzung der PC-Version inklusive aller DLC-Kampagnen.

Sooo schöööööööön!

Was man in der Remastered-Version verständlicherweise nicht verbessern konnte, sind die teils ziemlich schaurigen Charakteranimationen. Besonders in Zwischensequenzen bewegen sich die Figuren sehr hölzern und auch der Wechsel zwischen Gesichtsausdrücken mag vor allem aus heutiger Sicht lächerlich wirken. Ebenso unfreiwillig komisch sind die Ragdoll-Animationen getöteter Soldaten. Stürmen diese gerade auf euren Trupp zu und werden dabei erschossen, fliegen sie ein paar Meter nach vorne und sacken dabei schlagartig in sich zusammen. Es sind bloß kleine Schönheitsfehler, die auf keine Weise vom Spielgeschehen ablenken, jedoch merkt man hier am stärksten das Alter des Titels.

Diese kleinen Schönheitsfehler sind aber schnell vergessen, sobald man in eines der taktischen Gefechte eintaucht. Denn hier brilliert Valkyria Chronicles auf ganzer Linie. Statt Bewegungen auf den Wechsel zwischen quadratischen Feldern zu beschränken, dürft ihr jede Einheit per Third-Person-Steuerung an den gewünschten Ort bringen. Dazu stehen euch eine Menge Stamina-Punkte zur Verfügung, sodass selbst größere Areale innerhalb eines Zuges durchquert werden können. Sogar die mehrfache Auswahl desselben Charakters ist in der jeweiligen Runde möglich, nur solltet ihr die dadurch eintretende Reduzierung eurer Fähigkeiten beachten. Ein guter Nahkämpfer kann theoretisch mehrere Male hintereinander attackieren, um im Alleingang ein feindliches Lager zu säubern. Allerdings ist es in den meisten Fällen wesentlich effektiver, alle Truppen gleichermaßen zu nutzen.

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Manchmal kann es sich auch lohnen, die Runde frühzeitig zu beenden, um wertvolle Aktionspunkte für eine spätere Großoffensive zu sparen. Jede Nutzung einer Einheit kostet euch einen dieser Punkte, wobei Panzer oder aufgeputschte Soldaten sogar zwei verbrauchen. Ich liebe dieses System, da mich das Spiel niemals zu den im Genre häufig vorkommenden sinnlosen Aktionen zwingt. Wenn ich beispielsweise pro Runde jeden Charakter einmal benutzen muss, selbst wenn dieser momentan total unnütz ist und ich seinen Zug stattdessen lieber auf eine für die aktuelle Situation wesentlich geeignetere Einheit übertragen möchte. Valkyria Chronicles gibt mir die Freiheit, jederzeit eigene Strategien zu verfolgen und erlaubt eine ganz persönliche Spielweise. Dazu verhilft vor allem die Aufteilung der fünf stark unterschiedlichen Charakterklassen. Jede besitzt ihre eigenen Stärken und Schwächen, die innerhalb der Gefechte auf verschiedene Arten genutzt werden können.

Lobenswert ist zudem die Integration des Panzers. Dieser kann nicht nur durch schwere Geschütze aufgehalten werden, sondern besitzt an der Hinterseite eine kleine Schwachstelle. Dort angebracht ist ein blau leuchtender Energiekern, an dem selbst schwächere Klassen ordentlichen Schaden verursachen können. Da feindliche Einheiten während eurer Bewegungen ein tödliches Dauerfeuer starten, sobald ihr den Sichtradius der Gegner betretet, müsst ihr gerade bei Panzern auf die korrekte Positionierung eurer Truppen achten. Ansonsten ballert euch der Metallhaufen so schnell zu Brei, dass selbst die schnellsten Reaktionsfähigkeiten nicht vor einem plötzlichem Ableben des Charakters schützen.

Damit einher geht der teils knackige Schwierigkeitsgrad, weshalb ihr die hilfreiche Speicherfunktion so oft es geht nutzen solltet. Denn wegen der geringen Einsicht der Karte - ihr seht nur Gegner, die auch eure Truppen wahrnehmen - verwandeln sich einige Auseinandersetzungen trotz leer erscheinender Umgebung innerhalb eines Zuges in brutale Schlachten. Häufige Neustarts sind die Folge. Und da die Aufstufung eurer Charaktere von den Missionsergebnissen abhängig ist, solltet ihr bei einem verpatzten Manöver lieber den alten Spielstand neu laden. Glaubt mir, es macht die späteren Aufträge umso angenehmer.

Ja, der Cast beinhaltet auch ein Schwein namens Hans. Überrascht?

Wirklich bemängeln kann ich nur ein paar Dinge, doch gerade weil sie in dieser Neuauflage problemlos hätten bereinigt werden können, betrachte ich sie negativer als im Original. Warum darf ich beispielsweise nicht die Züge meiner Gegner überspringen? Erst recht, wenn ich den Anfang einer Mission wiederhole und die Aktionen meines Gegenübers vorhersagen kann, will ich mir nicht jede einzelne Bewegung ansehen. Genauso wäre eine kurze Mitteilung über die Verfügbarkeit neuer Fähigkeiten nett gewesen. Nach jeder Mission unnötig Zeit in den Menüs zu verlieren, nur um anschließend nichts Neues zu finden, ist nervig.

Wesentlich ärgerlicher ist jedoch die teils stupide Gegner-KI, die zwischenzeitlich vollkommen unerwartet in die eigenen Reihen spurtet und sofort niedergemetzelt wird. Nur hätte zur Ausbesserung davon wahrscheinlich wesentlich mehr am Spiel verändert werden müssen, was ich bei einer derart günstig angebotenen Remastered-Version natürlich nicht verlangen kann. Ein Kritikpunkt bleibt es dennoch.

Auch in der neuen Auflage sorgt Valkyria Chronicles Remastered trotz einer mageren Anzahl von Verbesserungen für jede Menge Freude. Die Handlung mit ihren Anime-Klischees und der seltsamen Kombination aus Weltkriegsszenario sowie übertriebenen Fantasy-Elementen mag den einen oder anderen sicherlich abschrecken, doch selbst dann lohnt sich die Reise für die überragende spielerische Vielfalt. Gerade dank des günstigen Preis von läppischen 25 Euro ist Valkyria Chronicles Remastered Pflichtprogramm für alle Freunde taktischer Schlachten.

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