Skip to main content

Valve verklagt: Die Firma soll die Marktführerposition von Steam ausgenutzt haben

Preiswettbewerb sollte verhindert werden.

  • Auf Valve kommt eine Sammelklage aus Kalifornien wegen Meistbegünstigtenklauseln zu
  • Diese sorgten dafür, dass Spiele auf anderen Plattformen als Steam nicht günstiger angeboten werden durften
  • Das stärkte wohl zusätzlich die Marktführerposition von Steam

Eine neue Klage wirft Valve vor, die Marktmacht von Steam zu missbrauchen, um einen möglichen Preiswettbewerb zu verhindern.

Erst kürzlich war Valve im Gespräch wegen Vorwürfen vonseiten der EU-Kommission. Nun ereilte das Unternehmen eine neue Sammelklage von fünf Leuten aus Kalifornien, eingereicht bei der Anwaltskanzlei Vorys, Sater, Seymour and Pease LLP. Der Vorwurf lautet, Valve hätte einige Publisher dazu gezwungen, eine Meistbegünstigtenklausel (auf Englisch "Most Favoured Nation") anzunehmen und dadurch die eigene Marktführerposition gestärkt.

Diese Meistbegünstigungsklausel zielt auf den Einzelhandel ab. Darin verpflichten sich Anbieter, Kundschaft nicht nachteilig zu behandeln oder zu bevorzugen. Gleichbehandlung... klingt doch eigentlich gut, oder? In einigen Fällen sorgt das aber dafür, dass Preiswettbewerbe automatisch unterbunden werden. Eben diese Meistbegünstigungsklauseln stehen deshalb unter starker Beobachtung durch Behörden, darunter auch der Europäischen Kommission.

In der Klage gegenüber Valve heißt es, dass Entwicklerstudios oder Publisher gezwungen sind, eben dieser Klausel zuzustimmen. Dadurch müsse der Preis eines Titels auf Steam stets derselbe sein wie auf jeglichen anderen Plattformen. Laut der Klage verbiete Steam also den Firmen, ihre Spiele woanders günstiger anzubieten.

Dadurch kann Valve sich natürlich die Vormachtstellung als bedeutendste Spiele-Streaming-Plattform sichern. Der Klage zufolge würde Steam mit der Klausel vorsorgen, dass andere Plattformen wie der Epic Games Store oder der Microsoft Store nicht mit den Preisen runtergehen können.

Erklärend heißt es dazu: "Wenn ein Markt wie dieser hoch konzentriert ist, kann ein neuer Marktteilnehmer den Verbrauchern Vorteile bringen, indem er die Preise des etablierten Unternehmens unterbieten kann. Die Fähigkeit, den Verbrauchern PC-Spiele zu niedrigeren Preisen anzubieten, ist eine Möglichkeit, wie ein Unternehmen oder ein neuer Marktteilnehmer Marktanteile gewinnen könnte. Wenn dieser Markt ordnungsgemäß funktionieren würde - d. h. wenn die Meistbegünstigungsklausel von Steam nicht existieren würde und die Plattformen in der Lage wären, über den Preis zu konkurrieren - wären Plattformen, die mit Steam konkurrieren, in der Lage, den Spieleentwicklern die gleichen (oder höhere) Gewinnspannen zu bieten und gleichzeitig den Verbrauchern niedrigere Preise zu ermöglichen."

Valves Vorgehen geht also logischerweise nicht nur auf Kosten anderer Plattformen, sondern auch auf die der Verbraucher, wie die Klage herausstellt. Diese nutzt interessanterweise unter anderem ältere Aussagen des Epic-Chefs Tim Sweeney, um ihre These zu untermauern. In einem Tweet von 2019 heißt es zum Beispiel, Steam habe ein "Veto-Recht", um über Preise zu entscheiden:

Dass Valve sich eben so eine Klausel herausnimmt, deutet sich auch in der Steamworks-Dokumentation an, die die Geschäftspraktiken umreißt: "Wir verlangen, dass Sie Steam-Kunden nicht schlechter behandeln als Kunden, die das Spiel außerhalb von Steam erworben haben", heißt es dort und weiter: "Beachten Sie bitte, dass Steam-Produktschlüssel nur dann extern verkauft werden dürfen, wenn das betreffende Produkt auch auf Steam käuflich zu erwerben ist, und zwar zu keinem höheren Preis als in den externen Verkaufsstellen."

Klingt also, als wären die Methoden von Valve hier sogar sehr offensichtlich, aber das soll nun rechtswidrig sein? Eben das will die Klage nun erreichen. Genauer gesagt heißt es in der Beschwerde, dass so eine Nutzung der Meistbegünstigtenklausel "wettbewerbswidrig ist und eine illegale Monopolisierung und Monopolaufrechterhaltung darstellt" - das möchte man vor Gericht durchbringen.

Interessanterweise trifft die Klage aber auch einige Entwicklerstudios und Publisher, darunter Ubisoft, CD Projekt, Rust, kChamp Games, LLC und Devolver Digital. Die werden laut Eurogamer.net mitbeschuldigt, Steams umstrittener Meistbegünstigungsklausel zugestimmt zu haben.

Eine vollständige Einsicht in die Vorwürfe findet ihr beim Hollywood Reporter. Erst kürzlich haben wir über die Anschuldigungen der EU-Kommission berichtet, die Valve sogenanntes "Geoblocking" vorwirft - in unserer News zum Thema findet ihr weitere Details zur besagten Anklage und zur Strafe für das Spieleunternehmen.

Schon gelesen?

Judith Carl Avatar
Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
Verwandte Themen