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Vanguard: Saga of Heroes

Da ist noch mehr drin...

Sofern Ihr vom Kämpfen die Nase voll habt, dürft Ihr Euch mit dem Zusammenbauen neuer Gegenstände beschäftigen. Je nach Wunsch erlernt man einen von drei Grundberufen: Handwerker, Schmied oder Ausrüster. Doch damit nicht genug. Jeder Pfad bietet zwei weitere Spezialisierungen an, bei denen Ihr Euch für eine davon entscheidet müsst. Der Schmied konzentriert sich entweder auf Waffen oder Rüstungen, der Ausrüster wählt zwischen Schneider sowie Lederverarbeiter und der Handwerker wird zum Schreiner beziehungsweise Steinmetz.

Ein Rezept für Salami ist mir bisher nicht aufgefallen.

Für welchen Beruf Ihr Euch auch immer entscheidet, Rezepte gibt es mehr als genug. Generell erinnert das Crafting-System sehr an das von EverQuest 2, unterscheidet sich aber doch in einigen Punkten. Für jeden Herstellungsprozess habt Ihr beispielsweise eine bestimmte Zahl an Aktionspunkten zur Verfügung, die gut eingeteilt werden müssen. Reduziert sich die Anzeige mittendrin auf Null, dürft Ihr nochmals von vorne beginnen. Wenig Aufmerksamkeit vorausgesetzt, trägt man dabei sogar Verletzungen davon. Je nach Produkt verlangt der Arbeitsvorgang verschiedene Rohstoffe und Werkzeuge. Die bekommt man entweder vom Händler oder sammelt sie selbst ein. Mit den entsprechenden Teilen werden später sogar eigene Schiffe und Häuser gebaut. Letztere lassen sich frei in der riesigen Welt platzieren. Eigene Spielerstädte sind ebenfalls möglich.

Eure selbst erstellten Gegenstände bringt Ihr anschließend ganz einfach an den Mann oder die Frau. In größeren Ortschaften findet sich nämlich ein Makler, bei dem jeder seine Waren anbieten kann. Sobald das Angebot platziert wurde, kümmert Ihr Euch wieder um wichtigere Dinge. Kauft ein Mitspieler etwas aus Eurem Repertoire, trudelt der Erlös bequem per Post ein und muss lediglich noch am Briefkasten in Empfang genommen werden. Viele der von Gegnern fallen gelassenen Items sind jedoch relativ nutzlos und stoßen somit bei anderen Spielern auf wenig Interesse. Diese verscherbelt man dann bei einem normalen NPC-Händler.

Löblich: Solltet Ihr dabei versehentlich mal einen wichtigen Gegenstand verkaufen, dann ist dieser keinesfalls gleich im Datennirvana verschwunden. Stattdessen dürft Ihr ihn zum gleichen Preis wieder zurück kaufen.

Zur Abwechslung mal reden

Auftraggeber erkennt man ganz einfach am Symbol über ihrem Kopf.

Die meisten Online-Rollenspiele glänzen nicht unbedingt mit Innovationen. Sigil Games hat Vanguard aber zusätzlich zu den bewährten Spielmechaniken noch ein neues Element spendiert: Die Diplomatie. Das System ähnelt dabei dem eines Sammelkartenspiels. Neben Euren normalen Kampfskills könnt Ihr solche Karten entweder erlernen oder verdient sie Euch durch Quests. Allerdings sollten vor einem Gespräch die Voraussetzungen bedacht werden, die je nach NPC variieren. Dazu packt Ihr die fünf Karten, die Euch für die Unterhaltung am sinnvollsten erscheinen, in die dafür vorgesehene Leiste und könnt sie dann beliebig oft verwenden.

Für einen erfolgreichen Dialog müssen sämtliche zur Verfügung stehenden Handlungspunkte aufgebraucht werden. Wer das als Erster schafft, der triumphiert selbstverständlich. Durch die Diplomatiegespräche erhöht Ihr einerseits Euer Ansehen bei den verschiedenen Fraktionen. Andererseits lassen sich aber auch verschiedene Buffs aktivieren, die Euch in der jeweiligen Zone positiv beeinflussen. Gerade zu Beginn kann einem das System durchaus etwas unverständlich vorkommen. Aber umso mehr Ihr Euch damit beschäftigt, desto besser klappt es mit jedem weiteren Versuch.

Bug or feature?

Einmal Orkisches Geschnetzeltes, bitte.

Wer Vanguard spielen möchte, der sollte einen starken Rechner besitzen. Die wahre Grafikpracht des Spiels entfaltet sich nämlich nur auf High-End Maschinen, wenn auch nicht immer frei von Rucklern. Verwendet wird übrigens die Unreal Engine 2.5 von Epic. Während die großen Flächen bis auf einige Ausnahmen eher langweilig und steril wirken, sieht es in den Städten schon anders aus. Diese unterscheiden sich je nach gewählter Rasse nämlich ziemlich gewaltig. So tummeln sich Waldelfen verständlicherweise in gewaltigen Baumhäusern. Die Stadt der Dunkelelfen zieht sich im Vergleich dazu in den Boden beziehungsweise in einen Berg hinein.

Einen Rekord stellt Vanguard wohl mit dem benötigten Festplattenspeicher auf. Satte 17 GB verlangt das Spiel von Euch. Nicht auszudenken, was da noch durch mögliche Add-Ons hinzukommt. Bei dem vielen Platz könnte man nun meinen, dass sämtliche NPCs vertont wurden und die Musik an Abwechslung kaum zu überbieten ist. Falsch gedacht. Der Soundtrack klingt in den Städten zwar schön, allerdings wiederholt sich das Stück immer und immer wieder. Ansonsten ist die Musik eher unauffällig. Einige der Questgeber sprechen zwar ein paar Worte, aber in EverQuest 2 klang das schon wesentlich besser.

Kommen wir zum leidigen Thema Fehler. Wer mir ein Online-Rollenspiel nennen kann, dass zum Start ohne Bugs auskam, der möge bitte die Hand heben. Vanguard macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil, das Spiel musste sogar unfertig veröffentlicht werden. Entwickler Sigil Games ging nämlich, trotz größter Bemühungen von Sony Online Entertainments Präsident John Smedley, das Geld aus. Anstatt dies jedoch zu verschweigen, teilte man es der wartenden Community einfach mit. So etwas ist keinesfalls selbstverständlich. Freilich beinhaltete dieses Geständnis auch das Versprechen, Vanguard fleißig mit weiteren Bugfixes, neuen Features sowie frischem Content zu versorgen. Nur musste eben dazu erstmal wieder Geld in die Kasse kommen.

Trotz dieser Ansage bleibt Vanguard aber unfertig. Da wir keine Noten für Versprechen vergeben, muss also der jetzige Zustand des Spiels berücksichtigt werden. Und da gibt es doch recht viele Bugs, Ungereimtheiten und Ärgernisse, die sich negativ auf den Spielfluss und -Spaß auswirken.

Vanguard: Saga of Heroes könnte ein sehr gutes Spiel sein. Mit seiner offenen Welt orientiert sich der Titel eher an Star Wars Galaxies, was ich persönlich zwei Jahre lang äußerst gerne gespielt habe. Dennoch will der Funke hier bei mir nicht überspringen. Die eher spärlich vorhandene Geschichte lässt mich schlicht kalt. Zudem stoßen Spiele mit 08/15 Fantasy-Szenario derzeit eher weniger in eine Marktlücke. Wo bleiben, abgesehen von der Diplomatie, die frischen Ideen? Hardcore-Rollenspieler mit viel Zeit wird Vanguard sicherlich ansprechen, allerdings verweilt die breite Masse wohl eher bei World of WarCraft. Um sich gegen die drohenden Konkurrenten Herr der Ringe, Warhammer und Age of Conan behaupten zu können, bedarf es jedenfalls noch eine Menge Arbeit und Feintuning von Sigil Games.

Vanguard: Saga of Heroes ist seit Ende Januar in der englischen Version erhältlich. Eine eingedeutschte Fassung erscheint am 30. März.

6 / 10

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