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Vergriffene Geschichte: Geschätzte 87 Prozent aller klassischen Videospiele nicht mehr erhältlich

Video Game History Foundation warnt: "Wir sollten ein lebendiges Ökosystem der Konservierung haben."

Eine von der Non-Profit-Organisation Video Game History Foundation in Auftrag gegebene Studio hat ergeben, dass rund 87 Prozent aller klassischen Videospiele, die je in den USA erschienen sind, vergriffen und damit nicht mehr ohne Weiteres erhältlich sind.

Das macht 13 Prozent unserer gesamten Spielkultur, zu der wir einfachen Zugang haben. Ob nun durch eine Wiederveröffentlichung auf zeitgemäßen Plattformen oder durch offizielle Emulationskanäle. Der Rest: Flüchtig und vergänglich, wenn man nicht auf illegale Mittel setzen will.

Ziel der Studie war, zu prüfen, wie viel Spielegeschichte gerade droht, dem Vergessen anheimzufallen, so die Video Game History Foundation. Zugleich wolle man den Beweis antreten, warum es wichtig ist, warum das Archivieren genauso erlaubt sein sollte, wie in anderen Medien.

Die Studie schaute sich über 4.000 Spiele an, die vor 2010 erschienen sind, so die Video Game History Foundation, einschließlich jedes in den USA jemals erschienene Game-Boy-Spiel. Die Vorgehensweise könnt ihr auf der Webseite im Detail ansehen. Im Vergleich sind gut 14 Prozent amerikanischer Stummfilme von 1912 bis 1929 - zum Teil also über 100 Jahre alt und entschieden vor dem digitalen Zeitalter entstanden - noch erhalten. Der Vergleich mit den 13 Prozent an Games, die von den 80ern bis 2010 herauskamen, ist kein schmeichelhafter.

Die Schließung der eShops von 3DS und Wii U letzten März entfernte mehr als die Hälfte der seinerzeit noch zugänglichen Game Boy Spielen, von denen laut Studie nur noch 5,87 Prozent verfügbar sind.

Was eigentlich eine Chance sein sollte, Spiele auf ewig zu bewahren - die zunehmende Digitalisierung - wird nun zum Risiko, wie die Video Game History Foundation warnt: Digitale Stores seien unbeständig. Ein Beispiel dafür ist Google Stadia, das mit seiner Schließung drei Exklusivtitel komplett verschwinden ließ.

"Wir sollten vorausdenken in Richtung der benötigten Infrastruktur, um die aktuellen und künftigen Probleme zu lösen, schreibt die Video Game History Foundation auf Twitter. "Zugang zur Geschichte der Videospiele sollte nicht nur den hingebungsvollsten und beschlagendsten Fans möglich sein."

Auf Twitter forderten die Leiter der Video Game History Foundation, Kelsey Lewin und Frank Cifaldi die Industrie und den Gesetzgeber zu Reformen auf, die eine bessere Erhaltung von Videospielen ermöglichen.

Gute Initiative: Es wird Zeit, dass Videospielgeschichte eine Lobby erhält, die nicht allein von Markenrechtsgedanken und Profitmotiven getrieben ist.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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