Viewfinder – Wenn ihr mal ganz buchstäblich in Erinnerungen schwelgen wollt
So geht Picture-in-Picture!
Wenn man die Physik auf den Kopf stellen kann, die Realität auf eine so absurde Art verändern, dass man erst mal mit zusammengekniffenen Augen, einem Fragezeichen über der Stirn und einem breiten Grinsen auf den Bildschirm starrt, dann macht ein Spiel irgendwas richtig. Oder zunächst mal sein Trailer. Genauso ging es mir jedenfalls, als Viewfinder im Rahmen der Game Awards enthüllt wurde.
Ich meine, schaut euch das Video doch an. Oder besser noch: Spielt die inzwischen auf PS5 veröffentlichte Demo. Da knipst man ein Foto und platziert es anschließend in der Landschaft – woraufhin sich dort aber kein übergroßes Polaroid befindet, sondern das komplette ursprüngliche Motiv als dreidimensionales Objekt. Der Moment, in dem man sich von der Fotoposition weg bewegt und der Kopf erst mal realisieren muss, dass das kein flaches Bild ist, sondern plastische Struktur… Auch nachdem ich ein paar Stunden mit einer frühen, aber praktisch kompletten Version des Spiels verbracht habe, finde ich den noch immer unglaublich faszinierend.
Falls ihr euch jetzt aber fragt, ob ich auch etwas zu Handlung und Szenario sagen kann: Ja, kann ich. Darf ich aber nicht. Und würde ich auch nicht, da Viewfinder einen durchaus überraschenden Ansatz verfolgt, wenn es seine Geschichte über Post-its und Sprachnachrichten erzählt.
Gelungen ist dabei auch die einladende Inszenierung. Wo sich ein Plattenspieler mit Sprachnachricht befindet, kann man sich nämlich oft auf einen Stuhl oder eine Couch setzen und den Ausblick in die Welt kleiner Plattformen und „mediterraner“ Verandas genießen. Außerdem taucht überall ein putziger Kater auf, den man kurz streicheln kann.
So streift man in aller Ruhe über die Plattformen, wobei man stets einen Teleporter erreichen muss, um ins folgende Level zu gelangen. Und hat man ein paar solcher Abschnitte hinter sich gebracht, schaltet man die nächste Haltestelle einer kleinen Hängebahn frei, um einen weiteren Hub mit einer Reihe neuer Levels zu erreichen.
Dabei unterstreicht das eigentliche Spiel die entspannte Atmosphäre seiner Schauplätze. Man steht nie unter Zeitdruck und viele Rätsel sind auch keine besonders anspruchsvollen Kopfnüsse. Was natürlich auch daran liegt, dass man angenehm langsam darin eingeführt wird, was man in Viewfinder eigentlich macht. Denn dass man sich ein Foto einer Brücke schnappt, um es anschließend so vors Gesicht zu halten, dass die Brücke nach dem 3D-Aktivieren als neuer Übergang zwischen zwei Plattformen dient, ist nur die Basis dessen, womit man später arbeitet.
Immerhin erhält man bald seine eigene Kamera und muss daher stets erst herausfinden, welches Motiv sich eigentlich zum Lösen welcher Aufgabe eignet. Wie erreicht man mit Bildern kleiner Plattformen sehr weit entfernte Teleporter? Wie soll man ein Ziel erreichen, wenn alle Wege versperrt sind? Und was stellt mit bitte mit einem an der Wand befestigtem Teleporter an?
Manchmal sind die Teleporter auch ohne Strom und benötigen daher Batterien. Doch was tun, wenn im gesamten Level nur eine einzige Batterie vorhanden ist? Kleiner Spoiler, um euch einen Eindruck von der Art der Puzzles zu verschaffen: Man fotografiert die Batterie und lässt den Schnappschuss anschließend 3D werden. Klingt simpel, ich weiß. Man muss nur erst mal darauf kommen.
Cool ist auf jeden Fall, wie viele Ideen Spielemacher Matt Stark hier hineingepackt hat. Das fängt bei Bildern an, die stilistisch völlig aus dem Rahmen fallen – und apropos: Lose Objekte, die sich in den Bildern befinden, können aus ihnen herausfallen. Spätestens daraus lassen sich ein paar clevere Rätsel basteln.
Naturgemäß ist es gar nicht so leicht, das alles zu beschreiben, ohne wichtige Lösungen vorwegzunehmen, weshalb ich das auch nicht tun werde. Auf jeden Fall machen mir das Experimentieren und Herausfinden genauso viel Spaß wie die Stirnklatscher nach mancher viel zu spät kommender, eigentlich erschreckend logischer Eingebung. Ehrgeizige Fotografen finden außerdem Teleporter, die in relativ anspruchsvolle Levels führen. Die sind zwar optional, ich habe mir sie aber bisher nicht nehmen lassen.
Immerhin bin ich über jede Minute froh, die ich mit Viewfinder verbringen kann und gespannt darauf, welche neuen Einfälle noch auf mich warten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich frage, wohin die Geschichte letztlich führt. Denn auch wenn Viewfinder bis jetzt weit davon entfernt ist ein Portal zu sein, mag ich die Geheimniskrämerei, die hier als roter Faden dient. Also, wie gesagt: Schaut euch die Demo an! Und freut euch auf einen sehr einfallsreichen Puzzler, der da am 18. Juli sowohl auf PlayStation 5 als auch auf Steam Deck erscheinen wird.