Virtua Fighter 5
Große Keilerei, die Fünfte
Die PlayStation 3-Fangemeinde hat's beim besten Willen nicht leicht. Da sieht die Liste der spielerischen Hochkaräter sowieso schon recht mager aus und dann werden auch noch vermeintliche Exklusiv-Titel auf das leistungsmäßig halbwegs ebenbürtige Konkurrenzprodukt – die Xbox 360 – portiert. Umso schlimmer, wenn es sich bei besagtem vermeintlichen Exklusiv-Titel um den fünften Teil der legendären Virtua Fighter-Serie handelt. Somit fällt ein weiteres potenzielles Zugpferd für Sonys Edelkonsole unter den Tisch. Und die Xbox-Anhängerschaft hat mal wieder einen Grund zum Jubeln. Wobei: „einen Grund“ ist vielleicht nicht ganz korrekt. Denn für die längere Wartezeit lässt AM2 einige wirklich schmackhafte Bonbons springen.
Allen voran: Der Online-Modus. Ja, den wird es geben. Im Gegensatz zur PS3-Variante wird man mit der kommenden Xbox 360-Version von Virtua Fighter 5 via Internet gegen Spieler aus aller Welt antreten können. Ob sich dieser neue Spielmodus mit der für ein Virtua Fighter notwendigen Präzision und konstanten Bildrate vereinbaren lässt, bleibt abzuwarten. Immerhin machten die Entwickler vor einiger Zeit nachdrücklich klar, dass die beinharten Profis im Kampf auf jeden einzelnen korrekten Frame angewiesen sind.
Tja, und so schön ein Online-Modus auch klingen mag, das Problem dabei ist, dass Internet-Matches jedweder Art schlichtweg immer zeitverzögert ausfallen. Das visuelle Wahrnehmungsvermögen des Menschen reicht zwar unter normalen Umständen nicht aus, um minimale Lags zu erkennen, doch sie existieren und können insbesondere bei schnellen, temporeichen Games großen Einfluss haben.
Darüber hinaus sollte man sich auch – oder vielmehr GERADE – als langjähriger Anhänger der Serie die Frage stellen, ob ein Virtua Fighter überhaupt einen Online-Modus braucht. Klar, Internet ist „die Zukunft“, wie es immer so schön heißt. Und natürlich: Der Multiplayer-Modus darf auch weiterhin als unangefochtenes Herzstück des Spieles angesehen werden. Doch nostalgisch angehauchte Schulter-an-Schulter-Rangeleien, die von wilden „Hey, nimm deinen Ellenbogen aus meinem Gesicht!“- und „Autsch, das hast du mit Absicht gemacht!“-Sprüchen begleitet werden, würde es so in der Form zumindest bei den Online-Matches nicht mehr geben.
Die herkömmlichen 17 Kämpfer, darunter auch die beiden Newcomer El Blaze und Eileen, stehen selbstverständlich auch in der Xbox 360-Version zur Verfügung; das bereits im Zuge des PS3-Tests erwähnte offensivere Gameplay wird beibehalten. Auch die vielen Spielmodi erfahren nach bisherigem Stand keine großartige Veränderung. Alles bleibt beim Alten – und somit auf derselben hohen Qualität.
Unsere Vorschau-Version machte allerdings den Eindruck, dass die Optik noch ein wenig verfeinert wurde. Farben wirkten saftiger, Texturen sogar noch einen ganz kleinen Tick schärfer. Auf der anderen Seite fielen einige Clipping-Fehler während der Sieges-Performance mancher Charaktere etwas negativ ins Auge. Dem sollte sich AM2 noch annehmen. Und für alle Nostalgiker: Direkt zum Release von Virtua Fighter 5 soll ein Arcade-Stick für die 360 angeboten werden, der kultiges Retro-Feeling verspricht. Man darf gespannt sein.
Aus SEGAs Sicht ist es verständlich, ein von den Fans so sehr herbeigesehntes Spiel wie Virtua Fighter 5 auf eine bereits erfolgreich etablierte Plattform zu portieren. Und das muss man schlicht und einfach hinnehmen – ob es einem gefällt oder nicht. Was denn nun an der Entwicklung der 360-Version so viel Zeit in Anspruch nimmt, war aus der von uns angespielten Testversion noch nicht zu ersehen. Das werden wir aber spätestens wissen, wenn wir das Spiel – und insbesondere den Online-Modus – im Herbst oder vielleicht sogar Winter diesen Jahres ausprobieren können. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass die kleinen (nicht wirklich störenden, aber dennoch existenten) Clipping-Fehler ausgemerzt werden.
Während PS3-Spieler bereits seit März diesen Jahres kräftig aufeinander eindreschen, müssen sich Xbox 360-Besitzer noch ein paar Monate gedulden.