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Virtua Tennis 4

Back in Japan

Was die anderen Versionen angeht: Es herrscht definitiv das Gefühl vor, auf PS3 und der Wii die beiden besten der drei Bewegungssteuerungen zu bekommen. Kumagai betont im Gespräch zwar die Vorzüge Kinects, da Microsofts allsehendes Auge die Körperstellung erkenne, wohingegen sich die anderen beiden auf die Orientierung des Schlägers konzentrierten. Aber Tennis ohne Schläger und ohne Kontrolle über die Natur meines Returns hat für mich nicht viel mit dem Gedanken des Sports zu tun. Insgesamt fällt das Fazit vor allem auf PS3 so positiv aus, dass ich Move-Besitzern ans Herz lege, schon mal mit dem Tippen der Petition für eine freie Steuerungswahl zu beginnen.

Virtua-Tennis-Puristen dürfte der Peripherie-Schnickschnack hingegen egal sein. Sie freuen sich über den neuen "World-Tour"-Modus, auf dem es in verschiedenen Events und Turnieren quer über den Globus geht. Dabei muss der Spieler verschiedene Ressourcen verwalten. Zum einen wären da verschieden geartete Tickets, die nur begrenzt verfügbar sind. Sie bestimmen, wohin und wie weit ihr fliegen könnt. Ihr müsst also sorgfältig wählen, welche Veranstaltung ihr als nächstes angeht.

Auch die Ausdauer und Müdigkeit spielen eine Rolle. Ihr könnt nicht ununterbrochen den Racket schwingen, ohne irgendwann konditionsbedingte Leistungseinbußen zu erfahren. Kehrt rechtzeitig in ein Hotel ein und ladet euren Akku wieder auf. Zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit und die von der Reihe bekannten Mini-Spiele (SEGA zeigte unter anderem eine Variante, in der man Returns unter starkem Windeinfluss in einen vorgegebenen Bereich spielen musste) versprechen schon jetzt eine anspruchsvolle Karriere von bedeutend stärkerem Charakter als sie die Reihe je gesehen hat. Besonders VT 2009 langweilte mit ewigen Serien kurzer und viel zu leichter Matches, bis man sein Heil nur noch im Online-Modus suchte.

Apropos online: Hier verheißt SEGA, dass die Lags endlich Geschichte sind und verspricht einen "perfekt synchronisierten" Spielablauf. Wartet man in der Lobby auf einen willigen Partner, darf man sich sogar die Zeit in einem Match gegen die KI vertreiben. Das ist sehr viel progressiver als ich es von den – in Sachen Online-Architektur oft recht konservativen – japanischen Spiele-Entwicklern erwartet hätte. Zudem verdient man sich in den Netzwerk-Spielen virtuelle Währung, die man im Karrieremodus ausgeben darf.

Auf dem Platz selbst ist für Virtua Tennis ebenfalls die Zeit nicht stehen geblieben. Natürlich wird hier immer noch ein schnelles, actionbetontes Tennisspiel geboten, dessen Spielhallen-Wurzeln nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche verborgen sind. Die berüchtigten Hechtrollen hat der Entwickler aber erneut deutlich entschärft. Nach Einschätzung von David Kempshall, dem Brand Manager von Virtua Tennis, sei die Hechtrolle in der Vergangenheit eine ungerechte Bestrafung dafür gewesen, dass man seinem Gegenüber einen kaum zu erreichenden Ball serviert hat. Dies sei nun anders. Wer so schlecht steht, dass er den Ball des Gegners nur noch mit eine Hechtrolle erreicht, werde dafür nicht auch noch belohnt.

Virtua Tennis 4 - Trailer

Ein neues Feature will auf dem Platz übrigens das natürliche Ebben und Wogen eines Tennismatches einfangen: Das Match-Momentum-System. Jedem Athleten (unter anderem ist auch Philipp Kohlschreiber dabei) wird dabei ein Spieler-Typ zugeordnet. Im Grunde handelt es sich dabei um einen Spielstil – Rückhand-Spieler, Grundlinie und so weiter. Wenn ihr gemäß dieser individuellen Stärken agiert, lädt sich der Momentum-Balken auf und ihr könnt auf Tastendruck einen Superschlag loslassen, der das Ringen um die Initiative zu euren Gunsten kippt oder gleich den kompletten Ballwechsel beendet. Dadurch, dass man nie weiß, wann der Kontrahent diesen Schlag durchführt, soll eine weitere taktische Komponente ins Spiel kommen.

Trotz – oder gerade wegen – der eher experimentellen Natur der Bewegungssteuerung bleibt die vierte Ausgabe von SEGAs Sportspielklassiker den Wurzeln der Reihe ganz entschieden treu. Ein auf Hochglanz poliertes, geradliniges Tennisspiel, das eigentlich ganz genau weiß, was es will und nicht umsonst in diesem Jahr seinen ersten zweistelligen Geburtstag feiert. Dennoch gut zu sehen, dass AM3 mit Virtua Tennis 4 an den richtigen Stellen vereinzelte Schnörkel zu setzen scheint, um die Formel Up-to-Date zu bringen.

Besser als Mie Kumagai kann man es im Grunde gar nicht sagen: "Über all die Jahre sind schon immer Konkurrenten aufgetaucht und wieder verschwunden. Natürlich sagt unser Marketing dem Entwicklerteam immer 'Grandslam kommt jetzt heraus' oder 'Top Spin 4 ist unterwegs' [schmunzelt]. Die berücksichtigen das, weil das ihr Job ist. Sie müssen sich über das Timing der Veröffentlichung Gedanken machen. Natürlich schauen wir uns auch die anderen Spiele auch an, aber wir haben nie unsere Philosophie geändert. Über die Jahre fanden wir heraus: Wenn man nur seinen eigenen Weg geht, gelingen die nächsten Schritte von ganz allein."

Virtua Tennis 4 erscheint im Frühjahr 2011 für PS3, Xbox 360 und Wii.

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