Viva Piñata: Chaos im Paradies
Nichts Neues im Paradies
Die ersten Stunden mit Viva Piñata: Chaos im Paradies werden Euch vertraut erscheinen. So vertraut, dass Ihr Euch fragen werdet, wo denn eigentlich per Definition das Update aufhört und ein wirklich neues Spiel beginnt. Springt Ihr gleich in einen neuen, ungemachten Garten und legt los mit dem Beackern, Anpflanzen und Anlocken der Pinatas, werdet Ihr vielleicht sogar auf die Packung schielen, nur um Euch zu vergewissern, dass hier nicht etwas doch Teil eins aus Versehen in der Xbox liegt.
Ihr sitzt auf einem kleinen Strecken Land, ein stellenweise etwas zu hilfreiches Tutorial weißt Euch in die grundlegenden Aufgaben der Bepflanzung des Ackers ein und nach und nach trollt eines der inzwischen berühmten Papier-Bonbon-Monsterchen durch die Landschaft. Habt Ihr die richtigen Früchte angebaut, werden sie verputzt und Ihr seid um einen neuen Bewohner reicher. Niedlich. Zwanglos. Harmlos. Schön.
Die Kunst des Gameplays liegt immer noch im Spieltempo und daran hat sich nichts geändert. Es liegt wie eh und je in Eurem Ermessen, ob Ihr die Aufgaben und Herausforderungen verfolgt, neue Piñatas lockt, bestimmte Exemplare per Frachtpost zu Parties schickt – wo sie ohne Zweifel verputzt werden –, Euch halt richtig reinhängt. Oder Ihr lehnt Euch einfach nach hinten, kümmert Euch ein wenig um die Verschönerung der Landschaft, beobachtet Eure Tierchen und genießt die immer noch hinreißende, wenn auch praktisch gegenüber Teil eins nur minimal aufgehübschte Optik.
Die Freiheit der Spielweise, das „können, aber ganz selten nur müssen“ blieb erhalten. Der Plot beginnt düster genug damit, dass die Piñata-Daten zerstört werden und all den Papierviechern Unterjochung droht – es macht alles auf irgendeine Weise Sinn, glaubt mir –, nur merkt Ihr ab der ersten Spielminute praktisch nichts mehr davon. Alles ist so hübsch, bunt und kindgerecht wie eh und je. Sollte Rare irgendwelche Zweifel an seinem Spielprinzip gehabt haben, sie behielten sie für sich.
Glücklicherweise räumten sie bei der Benutzerführung ein wenig auf und nur der Einkauf geriet noch immer etwas umständlich. Nach wie vor gibt es kein Inventar, aus dem heraus Ihr einfach neue Pflanzen und Gegenstände verteilt. Jedes mal werdet Ihr in den Shop zurückgeschickt. Nervig. Das Pflanzen neuer Sträucher und Blumen geriet zügiger, Eure Schützling in Garten aufzustöbern fällt leichter, hier und da ein paar kleine Feinheiten, die das grundsätzliche Interface unberührt ließen. Es mag nicht viel sein, aber die ein wenig griffigere Bedienung wirkt ein kleines Wunder bei einem Spiel mit diesem Grad an Mikromanagement. Einfach gesagt spielt sich Chaos schlicht zügiger als der in diesem Bereich etwas holprige Vorgänger, Raum für Verbesserungen lies sich Rare aber leider immer noch offen.
Die Zahl der neuen Pinatas fällt dabei relativ wenig ins Gewicht. Sicher, es ist immer toll, irgendeine Ausgeburt des absolut Niedlichem aus den Büschen turnen zu sehen, die Umgebung zu erkunden und schließlich ein anderes Schnuffig zu verspeisen, bevor es sich heimisch niederlässt. Solltet Ihr aber auf eine komplett neue Menagerie gehofft haben, könntet Ihr im Angesicht der gerade mal ca. 30 frischen Viecher ein wenig enttäuscht werden. Die Gesamtzahl stieg damit auf etwa 100 und lediglich die Tatsache, das Ihr ein paar davon in Großwildjägerart in fernen Ländern fangen müsst, bringt einen Hauch von Eigenständigkeit.
Auch wenn es der Idee, ganz friedlich kleinen Tieren einen Lebensraum anzubieten und sie zu überzeugen statt zu zwingen, zuwiderläuft. Ein Arktis- und Wüstenareal, ganz ohne die Möglichkeit der Gartenarbeit, lässt sich besuchen und die dort heimischen Pinatas mittels einer Falle in Euren Garten entführen. Sofern sie dort dann geeignete Lebensbedingungen vorfinden, werden sie heimisch, anderenfalls wandern sie orientierungslos durch den Garten. Zurück in ihre eigene Heimat können sie nicht. Was wohl Tierschützer zu diesen Entführungen sagen würden?
Egal, das „Catch em all“-Prinzip zieht immer und ein klein wenig Abwechslung bringen die Ausflüge. Und zwei neue Bodenarten, Eis und Sand, sorgen ebenfalls für optische Aufhellung in den sonst so immergrünen Gärten. Die Möglichkeit, zwei weitere Gärten in fremden Klimazonen anzulegen und parallel laufen zu lassen, hätte ich aber weit spannender gefunden. Vielleicht nächstes Mal.