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Vom verlorenen Schatz zum Kristallschädel

Die Indiana Jones-Spiele

Besonders tückisch sind die „Echtzeit“-Puzzles: Ihr habt nur eine bestimmte Anzahl von Eingaben, um ein Rätsel zu lösen. Im Mix mit einer Reihe sehr kniffeliger Aufgaben und zumindest auf üblichem Pulp-Niveau platzierten Texten dürft Ihr Euch als Indyfans das Werk ruhig mittels DOSBox zu Gemüte führen. Das Spiel selbst findet Ihr bei den Underdogs.

Wesentlich bekannter und wesentlich schwächer kommt die ebenfalls 1987 erschienene Versoftung des zweiten Films daher. US Gold bewies mit Indiana Jones and the Temple of Doom einmal mehr, dass man zwar viel Geld für Lizenzen in den 80ern hatte, nur leider keine Ideen oder fähige Programmierer.

Am besten gelang noch die Sprachausgabe, die Euch ständig mit „Kahlima-Shabdidee“ – oder so ähnlich - in den Wahnsinn treibt, während Ihr die Labyrinthe des Tempels des Todes von Sklaventreibern und Kultisten befreit. Nebenbei rettet Ihr noch Kinder und flucht über die hakelige Steuerung. Dies aber auf jedem System, dass dieses Jahr zu bieten hatte. Von MSX bis Amstrad. Wirklich getaugt hat keine Version was, da halfen auch die Lucasfilm Lizenz und ein paar Originalsoundfetzen nicht viel. Solltet Ihr es trotzdem versuchen wollen, hilft Euch der Underdog erneut aus.

1989 – 1998: Action und Adventure

1989 erschien der dritte Indy-Film und bei den Spielen machte man es viel, viel besser und gleichzeitig ganz genauso. Indiana Jones and the Last Crusade wurde gleich zwei Mal umgesetzt. Zunächst erschien das, was Ihr aus den späten 80ern als Spielumsetzung kennt und erneut nahm US Gold diese Aufgabe in ihre untalentierten Finger. Aber um nicht zu unfair zu sein, die vier wiederum auf so ziemlich jedem System präsentierten Level von Indiana Jones and the Last Crusade – The Action Game sind groß, verzweigen sich gelegentlich und bieten solide, wenn auch ziemlich generische, Hüpf- und Prügelkost. Kein Desaster, aber auch nicht das Spiel, an das man sich bei diesem Film erinnert.

Ein Bild aus der leicht aufgehübschten FM-Towns-Version von Indy 3.

Dieses stammt nämlich von Lucasarts selbst und nennt sich einfallsreich Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – The Adventure. Mit den unsterblichen Maniac Mansion und Zak McKracken katapultierte sich Lucasarts von 0 auf 100 in den Adventure-Olymp und das Indy-Adventure tat sein Bestes, um diesen Ruf zu zementieren.

Ich erinnere mich, als wäre es gestern, wie ich in der Power Play, damals noch als Beilage von Happy Computer, den Test zigmal verschlang und den Moment herbeisehnte, in dem ich meine eigene Festplatte – ja, ich Angeber hatte 1990 eine Festplatte - damit beglücken würde. Obwohl der Plot des Spiels dem Film sehr genau folgt, bedeutet dies nicht, dass Ihr als Kinogänger einen großen Vorteil habt. Alle Rätsel passte Lucasarts – damals noch Lucasfilm Games – ziemlich unabhängig an. Auch wenn es zu den zahmeren SCUMM-Engine–Spielen zählt: Wirklich einfach macht es Euch das Spiel nie.

Leider liegt dies auch ein wenig an den aufgesetzt wirkenden und nicht gerade leicht zu steuernden Actioneinlagen: Prügelszenen mit Nazis oder die Flucht aus dem Zeppelin. Viele dieser Einlagen lassen sich allerdings auch durch Nachdenken umgehen. Das Finden der alternativen Wege erhöht deutlich den Wiederspielanreiz, damals ziemliches Neuland für das Genre. Im Spiel finden sich auch einige witzige Referenzen, besonders skurril dürfte der Sam & Max–Totempfahl sein – vier Jahre vor Lucasarts Sam & Max–Spiel. Indy: „Ich denke, er ist von einem Stamm, der Hunde und Kaninchen anbetet.“

Aus der recht unbekannten NES-Umsetzung des dritten Films von Taito.

Die beste Version findet Ihr übrigens noch viel schwieriger als es das Alter des Games sowieso schon andeutet: Für NECs japan-only FM-Towns-Konsole wurde eine neue 256-Farb-Version programmiert, die natürlich viel schöner aussieht und nur für viel Geld kombiniert mit guten Worten zu haben ist. Und in dieser sind natürlich auch all die Hakenkreuze zu sehen, die Boris Schneider damals aus verfassungsrechtlichen Gründen aus der eingedeutschten Version entfernen musste. Von Hand mit einer wohl sehr archaischen Software.

1991 bekam dann das NES seine Umsetzung des letzten Kreuzzuges und es sollte sogar eine dritte, eigenständige Version werden. Die Taito-Umsetzung kombinierte ein wenig Rätsel mit etwas mehr Action und wechselt diese beiden Varianten immer wieder ab. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung, die dazu noch ausgesprochen nette NES-Optik bietet. Sicher nicht das bekannteste Indy-Game, aber auf jeden Fall eines, nach dem Ihr Euch als Sammler unbedingt auf die Suche machen solltet.