Wanted: Weapons of Fate
Schuldiges Vergnügen
Aber selbst wenn es sich im fertigen Spiel billig anfühlen sollte, werdet Ihr doch von dieser Technik sicher häufig und gern Gebrauch machen. Wanted setzt wie so viele aktuelle Third-Person-Shooter auf Deckung. Viel Deckung. Feinde lieben Deckung Und auch für Euch heißt es, Kopf einziehen oder schnellen Abgang verschmerzen. Entsprechend ausgefeilt soll auch das System funktionieren, das Wesley per Richtungs- und Tastendruck geschmeidig von einer Kiste zu nächsten Rollen lässt oder ihn zwingt, durch den Raum zum nächsten Türrahmen zu hetzen. Kennen wir das nicht irgendwoher?
Um fair zu bleiben, es wirkt durchaus sehr natürlich und flüssig, wie der Held zwischen teilweise sehr unterschiedlichen Schutzmöbeln herumhechtet, darüber rutscht oder springt. Die KI nutzt natürlich auch alles, was sich so im Raum befindet, und Euch wird eine Reihe von Möglichkeiten offenstehen, sie herauszulocken, ohne auf Curve-Bullet zurückzugreifen. Sollten sie zum Beispiel nur ein wenig Bein zeigen, dürft Ihr auf dieses schießen und schmerzerfüllt verstecken sie sich nicht tiefer hinter dem Schutz, sondern torkeln hervor. Wenig schlau, aber ich weiß nicht, wie rational ich reagieren würde, wenn mir einer ins Bein schießt.
Lauert der Feind dagegen direkt auf der anderen Seite Eurer eigenen Deckung, könnt Ihr auch darüber oder herum greifen und direkt zu einem der blutigen Nahkampf-Moves ansetzen. Wesley wird sich dann herüberbeugen, den Bösen am Kragen packen und ihm kurzerhand die Kehle durchschlitzen. Klingt drastisch, aber viel softer wird es hier nicht.
Alternativ kann ich Euch noch ein in die hintere Kopfregion gedrücktes Nasenbein oder einen Tritt zum Brechen des Knies, anschließend gefolgt vom Kehlkopf-Schlitzer, anbieten. Wanted: Weapons of Fate ist ausgesprochen explizit und direkter als seine filmische Vorlage. Aber schließlich war auch der ursprüngliche Comic deutlich weniger zimperlich.
Sollte das allerdings noch nicht für das Siegel „Keine Jugendfreigabe“ reichen, dürfte ein wenig menschenverachtender Zynismus für das Sahnehäubchen sorgen. Nach einem eher unspektakulären Showdown gegen eine andere Attentäterin stürzt Wesley sie von einem hohen Turm in die Tiefe. Während sie schreiend fällt, reißt er folgenden Spruch: „I wouldn´t have minded to make her scream another way. But at least her ankles were skywards.“ Wenn der oben zitierte Peter Bradshaw schon den Film für das Werk vorpupertärer Frauenverachter hielt, hätte er hiermit bestimmt seine helle Freude.
Solche Verirrungen, über die sicher geteilte Meinungen herrschen werden, mal außen vor, spricht einiges für eine solide Fortführung des im Film begonnen Plots. Speziell da man sowohl den Comicautor als auch die Filmcrew miteinbezog, um mehr als nur eine Aneinanderreihung von Leveln zu bieten, die bisher allerdings auch für sich schon recht abwechslungsreich wirken. Hübsche Außengestade, dunkle, weitestgehend zerstörbare Lagerhallen, Fahrten in Seilbahnen und spektakuläre Kulissen in Großstädten.
Wanted: Weapons of Fate wirkt bei weitem nicht so hochpoliert wie die filmische Vorlage, aber der Vergleicht ist schließlich nicht ganz fair. Für einen Shooter auf den aktuellen Konsolen scheint man durchaus in der oberen Liga mithalten zu wollen. Um allerdings den komplexesten Aspekt moderner Technik zu bewerten, ist es mittels der Vorschau-Version noch zu früh. Wir werden sehen, ob die Feinde einfach nur als dummes Kanonfutter herhalten oder eine gelungene KI ihnen hilft, Euch das Leben nicht nur durch schiere Masse schwerzumachen.
Ich gestehe, dass ich nach der ersten Ankündigung Wanted: Weapons of Fate durchaus skeptisch auf Abstand hielt. Erstens: Filmumsetzung. Zweitens: Filmumsetzung. Drittens: siehe Erstens. Aber auch wenn ich noch nicht behaupten kann, dass ich inzwischen restlos überzeugt wäre, hinterlässt ein erster Blick auf Wanted doch das warme Gefühl von interaktivem Knarren-Porno mit mehr als genug Spaßpotential für ein paar extrem bleilastige und hirntote Abende.
Die Deckungsmechaniken wirken gelungen, das Hereindrehen des Schusses abgefahren und blutig genug ist es auch noch. Sollte alles gelingen, was GRIN sich vornahm, wird Wanted ein ebenso schuldiges Vergnügen wie seine Vorbilder: Auf Hochglanz poliert dreckig, zynisch, hart, politisch unkorrekt und sehr unterhaltsam.
Wanted: Weapons of Fate soll in Europa am 3. April für PC, PS3 und Xbox 360 erscheinen.