Warhammer 40.000: Dawn of War III - Orks in da Club!
Jetzt mit mehr Whaaag-Turm, der praktisch Schlachten-Elektro-Disco.
Los! Lauft meine Boyz, lauft und macht alles kaputt. Mit einem breiten Grinsen hocke ich vor dem Bildschirm und beobachte wir ein Mob von Grünhäuten hampelnd zum nächsten Ressourcenpunkt spurtet. Doch als dann die ersten Space Marines auftauchen, entbrennt schnell eine saftige Schlägerei. Meine Orks gehen in den Nahkampf über und es wird unübersichtlich.
Und ich muss ehrlich gestehen, dass die ersten Partien im Mehrspielermodus von Warhammer 40.000: Dawn of War 3 ein bittersüßes Erwachen für mich waren. Sonst eher ein Freund der defensiven Mauertaktik zwingt mich der Online-Modus zum schnellen Ausschwärmen und Erkunden meines Hoheitsgebiets. Auf dem Vorschau-Event in London ging es bevorzugt im Modus Zwei-gegen-Zwei zur Sache. Im fertigen Spiel gibt es dann auch Partien Eins-gegen-Eins oder Drei-gegen-Drei. Die Kartengröße und deren Layout variiert abhängig von der Spieleranzahl.
Das Prinzip der Matches bleibt dagegen immer gleich: Erst einen Schildgenerator zerstören, dann eine Abwehrkanone und zum Schluss den Energiekern. Dadurch fällt das nervige Ausradieren der gesamten gegnerischen Armee weg. Game Director Philippe Boule arbeitet bereits seit zehn Jahren bei Relic Entertainment und muss sich seinen Kollegen dennoch gelegentlich geschlagen geben: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass nichts frustrierender ist, als ein bereits verlorenes Match noch 30 Minuten bis zum bitteren Ende zu bestreiten."
Bevor es jedoch auf das Schlachtfeld geht, wähle ich meine Helden aus. Space Marines, Orks und Eldar besitzen jeweils fünf Eliten, von denen ich pro Match drei herauspicken darf. Den Einsatz dieser Super-Soldaten koppelt Relic gemeinerweise an Kommandopunkte, die ich im Spiel wiederum mit der Zeit, durch Ressourcenpunkte oder durch das Erledigen von Missionszielen ergattere. Einige Eliten benötigen nur wenige dieser violetten Diamanten, andere bis zu zehn. Meine Wahl entscheidet also speziell in der Anfangsphase, wie schnell ich die schweren Geschütze auffahren darf.
„Wir möchten, dass Spieler sich bereits im Vorfeld Gedanken über ihre Taktik machen", verrät Philippe Boulle. Das fällt zugegebenermaßen gar nicht so leicht: Bei 15 Helden mit unterschiedlichen Talenten und Fertigkeiten fühle ich mich zunächst überrollt - und das trotz Erklärvideos zu besagten Spezialaktionen. Dennoch verströmen die Eliten einen ganz eigenen Charme. Gerade gewaltige Einheiten wie der Wraithlord, ein hagerer Riese der Eldar, oder Imperial Knight Solaria machen einiges her. Die passende Taktik für die dicken Brocken findet sich aber wohl erst nach einer längeren Testphase - und nicht schon nach vier oder fünf Partien wie beim Hands-On-Event.
Dazu liefert Dawn of War III noch mit den Doktrinen zusätzliche Optionen zum individuellen Feintuning. Sie beeinflussen passiv die Eigenschaften einzelner Truppentypen. Philippe Boule erklärt im Gespräch: „Ich spiele gerne mit den Eldar. Jain Zar besitzt eine Fertigkeit zum Buffen von Howling Banshees. Wenn ich die dazu passende Doktrin auswähle, kreiere ich so etwas wie Super-Banshees. Wenn ich diese dann entsprechend einsetze, verschaffe ich mir einen großen Vorteil."
Doch dunkel ist aller Theorie und so tue ich mich trotz reichlich Echtzeiterfahrung anfangs schwer. Dawn of War III verbindet im Multiplayer typisches Einheitenmanagement mit flottem Basisbau. Die drei Fraktionen spielen sich grundlegend anders und erfordern unterschiedliche Strategien. Die Space Marines eignen sich für Einsteiger sicherlich am besten, schließlich entsprechen sie dem Archetypen der Militärfraktion. Ihre Truppen rüste ich auf, indem ich die Forschungsanlage immer wieder auflevele. Dadurch schalte ich auch die schweren Panzer frei.
Bei Eldar und Orks läuft das anders. Die Grünhäute etwa stehen mächtig auf ihre Türme. Mit jedem weiteren Wachposten steigt meine kleine Meute um eine Stufe auf. Kurios: Rüstungs-Upgrades besorge ich mir mit den Orks direkt im Feld. Die lustigen Gesellen basteln sich aus Scrap - also Schrott - stärkere Panzerungen. Einziger Haken: Das Upgrade erfolgt nicht etwa für meine gesamte Armee, sondern lediglich für die betreffende Einheit. Die Orks erfordern viele Klicks, belohnen diese jedoch mit feinen Animationen. Bei den notdürftig zusammen geklöppelten Fahrzeugen pöttern die Zylinder comic-mäßig vor sich hin und wenn ich den Whaaag-Turm aktiviere, verwandelt sich das Schlachtfeld in eine Elektro-Disco, ehe die Grünhäute in die Schlacht ziehen.
Spannend: Relic Entertainment macht gar keinen Hehl daraus, dass Dawn of War III „von außen" Einfluss auf das Momentum der Schlachten nimmt. Das so genannte Eskalationssystem bestimmt die Anzahl der verteilten Ressourcen. „In der Anfangsphase verzeiht das System kleinere Verluste und kompensiert sie mit Rohstoffen", führt Philippe Boulle aus. In der dritten und letzten Phase hagelt es dann Ressourcen. Denn Relic möchte das Spiel offenhalten und selbst notorischen Verlierern wie mir die Chance geben, noch ins Match zurückzufinden. Mir gefiel die Art, wie die Gefechte hin und her wogten. Durch Spezialtalente und Super-Attacken, sowie flotte Rekrutierungen direkt aus dem Orbit kreiert Dawn of War III stets eine tolle Dynamik.
Relic Entertainment betreibt mit Warhammer 40.000: Dawn of War 3 eindeutig Fanservice und ist ganz offensichtlich auf dem richtigen Weg. Die fünf Runden im Mehrspielermodus zeigten bereits das Potenzial. Die Partien waren flott, grafisch spektakulär und motivierten mit ihrer Mischung aus Eliten, Specials und normalen Truppen. In Kombination mit den Doktrinen gewinnt das scheinbar repetitive Erobern von Missionszielen ordentlich Fahrt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob Relic auch das Matchmaking hinbekommt. Denn damit steht und fällt letztlich das Multiplayer-Vergnügen.
Entwickler/Publisher: Relic Entertainment / SEGA - Erscheint für: PC - Geplante Veröffentlichung: 27. April 2017 - Angespielt auf Plattform: PC