Warhammer 40.000 Inquisitor: Martyr - Test: Ein wahres Gemetzel
Extra für BathiBoi. Aber alle anderen dürfen natürlich ebenfalls reinschauen.
Ein Action-Rollenspiel à la Diablo trifft auf das Warhammer-40K-Universum. Das klingt nach einer guten Mischung. Und das ist es bis zu einem gewissen Grad. Absolviert ihr die ersten Schritte im neuesten Werk der Macher von The Incredible Adventures of Van Helsing, fühlt ihr euch unweigerlich daran erinnert. Angesichts der Tatsache, dass die Van-Helsing-Reihe in die gleiche Richtung ging, ist das nicht weiter überraschend.
Ihr spielt in Martyr einen Inquisitor und damit Schnüffler, Richter und Henker in einem. Inquisitoren kommen zum Einsatz, wenn die Kacke am Dampfen ist und es um eine Bedrohung für das Imperium geht. Hier beginnt alles mit dem Notruf eines Schiffs namens Martyr. Klingt auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich. Wenn ihr aber bedenkt, dass das Schiff lange als zerstört galt, ist es merkwürdig. An Bord tummelt sich das Chaos mit haufenweise Dämonen, Chaos Space Marines und mehr. Und mittendrin ein Trupp zurückgelassener Space Marines, die mitsamt einem Lord Inquisitor das Schiff betraten.
Nach und nach geht ihr dieser Geschichte auf den Grund, die euch zu verschiedenen Sternensystemen und Planeten führt - und zurück auf die Martyr. Das Spiel bringt gut rüber, dass ihr hier einen mysteriösen Fall untersucht und die Puzzleteile Stück für Stück zusammensetzt. Ihr seid wie ein Detektiv. Einer, der blutige Schlachten austrägt. Zugegeben: Als jemand, der nicht ganz so tief in der Materie drin ist, fiel es mir zum Teil schwer, der Story zu folgen. Zu viel Text. Und bestimmte Verweise oder Begriffe sind den 40K-Veteranen eher vertraut als mir. Wenn ihr euch zu diesen zählt, habt ihr mehr von der Handlung als jemand, die hier neu einsteigt.
Zu aller Anfang steht erst einmal die Erstellung eines Charakters. Voraussetzung dafür ist, dass ihr euch bei den Entwicklern einen Account erstellt und immer online seid. Offline ist Martyr nicht spielbar und ohne Account ebenfalls nicht. Das Problem dabei: Bricht die Verbindung zum Server aus welchem Grund auch immer ab, wirft euch das Spiel sofort zurück zum Titelbildschirm. Uncool, wenn ihr euch mitten im Gefecht befindet. Der bis dahin erzielte Fortschritt seit dem letzten Speichern geht verloren. Ein Offline-Modus wäre eine tolle Sache.
Habt ihr das hinter euch gebracht, stehen euch Crusader, Psyker und Assassin als Klassen zur Wahl. Hinzu kommen weitere Spezialisierungen. Ihr macht aus dem Crusader zum Beispiel einen Panzer auf zwei Beinen, indem er eine Kanone mit sich führt, oder stürzt euch als Nahkämpfer mitten hinein ins Getümmel. Psyker nutzen ihre Psi-Fähigkeiten als eine Art Magie, die weibliche Assassinen-Klasse setzt auf Schnelligkeit und Stealth. Kurz: Es sind viele Kombinationen möglich und ihr findet garantiert das Richtige für euch. Und wenn ihr experimentieren möchtet, dann tut das. Es lassen sich beliebig viele Charaktere erstellen, ebenso lagert ihr Ausrüstung ein und greift dann mit allen Figuren des Accounts auf das aufbewahrte Zeug zu.
Darüber hinaus bietet das Spiel massenhaft Optionen zur Anpassung, seien es Fähigkeiten oder Perks mit Boni. Mit jedem Stufenaufstieg erhaltet ihr einen Fertigkeitenpunkt, den ihr in eine von diversen Kategorien steckt. Abhängig von der gewählten Klasse sind verschiedene von Anfang an freigeschaltet, andere spielt ihr durch das Erreichen bestimmter Meilensteine frei. Um zum Beispiel Zugang zur "Exekutionen"-Kategorie zu erlangen, ist es erforderlich, zuerst 5.000 Feinde mit Nahkampfattacken um die Ecke zu bringen. Klingt viel, ist es in Martyr aber nicht. Das System ähnelt dem von Wolfenstein. Durchs Spielen schaltet ihr die Sachen frei, die zu dem Spielstil passen, den ihr praktiziert. Optional ist der Rest ebenso erreichbar, wenn ihr euch darauf konzentriert.
Habt ihr euren Charakter zusammengebastelt, stürzt ihr euch alsbald in die ersten Gefechte. Ihr seht das Geschehen von schräg oben und hackt euch, wenn ihr wie ich den Crusader wählt, mit dem Schwert durch Horden von Chaos-Feinden. Die anvisierten Ziele legt das Spiel automatisch fest, was im Nahkampf überwiegend gut funktioniert. Beim Gebrauch von Schusswaffen ist das nicht ganz so optimal. Der erste Gedanke wäre, es mit Schusswaffen wie in einem Twin-Stick-Shooter zu regeln. Läuft hier aber nicht so, denn mit dem rechten Stick dreht ihr die Kamera. Im Fernkampf funktioniert die automatische Zielerfassung nicht so zuverlässig und es kommt vor, dass das Spiel statt eines Gegners ein paar explosive Fässer oder ein anderes zerstörbares Objekt ins Visier nimmt. Die Zielfixierung durch das Drücken des rechten Sticks hilft, die sich dabei drehende und auf den anvisierten Gegner ausrichtende Kamera macht es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Perfekt ist diese Lösung nicht.
Eine Besonderheit von Martyr ist, dass ihr die Möglichkeit habt, mit eurem Charakter in Deckung zu gehen. Hinter Kisten, Generatoren und anderen dafür vorgesehenen Stellen, solange eine entsprechende Option vorhanden ist. In der Ecke neben einer Tür klappt's zum Beispiel nicht immer, obwohl theoretisch Platz dafür wäre. Die Deckung schützt euch vor Angriffen, wenngleich nicht unbegrenzt, da sie zerstörbar ist. Am meisten profitieren Fernkämpfer davon, Nahkämpfer brauchen im Normalfall keine Deckung - höchstens um kurz zu verschnaufen und zu regenerieren.
Vor allem im Prolog und in den ersten Kampagnenmissionen hackt ihr euch wie ein Gott durch die Gegnermassen und badet in ihren blutigen Gedärmen. Es erweckt den Eindruck, als könne euch kein Feind einen Kratzer zufügen. Lasst euch davon nicht täuschen. Nach den anfänglichen Einsätzen öffnet sich das Spiel und auf der Sternenkarte wechselt ihr zwischen verschiedenen Sektoren, Sternensystemen und Planeten. Dort findet ihr regelmäßig neue, prozedural generierte Einsätze. Ob ihr in der Lage seid, diese zu bewältigen, verrät euch euer Ausrüstungslevel. Merkt euch grob: Grün ist gut, gelb ist eine Herausforderung und rot tödlich. Die Balance ist nicht ganz perfekt. Es gibt zum einen den Story-Modus, der zum Teil zu einfach ist. Im Herausforderungsmodus mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden ist das Spiel je nach gewählter Stufe knüppelhart. Das Problem daran ist, dass es im Vorfeld trotz der angegebenen Zahlenwerte nicht abschätzbar ist, ob ihr Schwierigkeiten bekommt oder nicht. Missionen auf grüner Stufe erwiesen sich zum Teil als harte Herausforderung. Dabei lagen sie nur leicht über meinem Ausrüstungslevel. Ein bisschen mehr Feingefühl wäre hier angebracht gewesen.
Diese zufallsgenerierten Missionen sind optional, aber gut für zusätzliche Erfahrungspunkte, Geld und Beute. Habt ihr gerade Beute gehört? Richtig, die gibt's ebenfalls. Was wäre ein Action-Rollenspiel ohne? Ihr sammelt in den Einsätzen einiges an Ausrüstung ein, die besser ausfällt als eure vorhandene oder eben nicht. Während der Einsätze ist es nicht möglich, das zu überprüfen oder andere Sachen anzulegen. Ihr seid an das gebunden, was ihr zum Start des Auftrags mitnehmt. Das ist ein wenig schade, denn so geht der Reiz verloren, ein potenziell tolles Fundstück sofort anzulegen und gebührend einzuweihen. Überflüssiges Inventar zerlegt ihr auf eurem Schiff und und stellt daraus neue Sachen her, sofern ihr über entsprechende Baupläne verfügt.
Alle Haupt- und Nebenmissionen lassen sich alleine erledigen. Braucht ihr Hilfe oder steht euch der Sinn nach Gesellschaft, gibt es einen lokalen Zwei-Spieler-Modus und einen Online-Koop für vier Spieler. Die können auch nicht ändern, dass der Spielablauf nach einer Weile ein wenig eintönig ausfällt. Ob ihr Feindmassen abschlachtet, Gefangene befreit oder Daten bergt, ab einem gewissen Punkt wiederholt es sich. Ich wäre nicht in der Lage, Martyr vier, fünf Stunden am Stück zu ertragen. In kleinen Dosen gefällt es mir besser. Da helfen auch der PvP-Modus oder wöchentliche Herausforderungen nicht viel.
Zu guter Letzt gibt es noch einen MMO-Aspekt. Es ist möglich, sich einer Cabal anzuschließen, einer Art von Gilde. Tut ihr das, erhaltet ihr Zugriff auf weitere Nebenmissionen und verdient euch mehr Loot und Erfahrungspunkte. Ihr steigt in die Spiele von anderen Cabal-Mitgliedern ein und trefft auf Gleichgesinnte. Es ist kein zentrales Spielelement, was zugleich das Negative daran ist. Angesichts der zahlreichen anderen Missionen und Dinge, die passieren, fühle ich mich nicht dazu ermutigt, einer Cabal beizutreten. Es gibt ohne Cabal mehr als genug zu tun, daher wirkt es wie ein Anhängsel.
Warhammer 40.000 Inquisitor: Martyr macht Spaß, keine Frage. Für eine Weile ist es unterhaltsam, sich durch die Feinde zu hacken, als gäbe es kein Morgen. Nach maximal zwei bis zweieinhalb Stunden komme ich an den Punkt, an dem ich genug davon habe. Mehr geht dann angesichts der sich wiederholenden Aufgabenstellungen einfach nicht. Die Geschichte ist nett erzählt, Nicht-Warhammer-Fans verstehen dabei unter Umständen nicht viel oder die Zusammenhänge nicht. Es zudem gibt einige Baustellen, denen eine weitere Optimierung gut täte, zum Beispiel das Zielen im Fernkampf. Und ob Always-online nötig ist, darüber lässt sich streiten. Ich sah keinen Grund dafür, warum beim Spielen eine ständige Internetverbindung erforderlich wäre. Es gibt für mich wenig Nervigeres als ein primär Singleplayer-orientiertes Spiel, das mich auf den Titelbildschirm zurückwirft, wenn meine Verbindung abreißt. Aber gut, in den letzten Jahren gab es gefühlt eine echte Schwemme an Warhammer-Spielen. Martyr ist trotz seiner Kritikpunkte eines der Besseren.
Entwickler/Publisher: Neocore Games/Bigben Interactive - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 50 bis 60 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One X Sprache: Deutsche Texte, englische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: nein
PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2018 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.