Warhammer 40.000: Darktide im Test: Auf PlayStation 5 besser denn je zuvor!
(Auf allen anderen Plattformen aber auch.)
Vor zwei Jahren erschien Warhammer 40.000: Darktide schon, zunächst allerdings nur für PC, um später auch auf Xbox erhältlich zu sein. Wer auf PlayStation 5 in die gotischen Untiefen dieser finsteren Science-Fiction-Welt absteigen wollte, musste also lange die Füße still halten. Und wisst ihr was? Das hat nicht durchaus Vorteile! Was man heute mit Darktide bekommt, ist nämlich so hervorragend gereift, wie man das einem guten Wein nachsagt.
Die Sache hat nur einen Haken: Inzwischen gibt es nicht nur dieses eine Actionfest im Universum von Warhammer 40.000, sondern mit Space Marine 2 auch einen hervorragenden, inhaltlich verblüffend ähnlichen Konkurrenten. Mal ganz davon abgesehen, dass auch das feine Helldivers 2 rein spielerisch gesehen in eine ähnliche Kerbe schlägt. Bleibt also die Frage, wofür ihr und eure Freunde euch entscheiden solltet.
Immerhin handelt es sich bei beiden Spielen um kooperative Shooter, in denen auch der Nahkampf eine große Rolle spielt und wo man stets von neuem die immer gleichen Missionen angeht – auf immer höheren Schwierigkeitsgraden, weil sowohl die eigene Ausrüstung als auch die eigenen Fähigkeiten immer stärker werden. Dass man Darktide in der Ego-Perspektive erlebt und Space Marine 2 über den Schulterblick, scheint zunächst der größte Unterschied zu sein.
Tatsächlich empfinde ich beide Warhammer-Umsetzungen aber als sehr verschieden. Das eine fühlt sich nämlich nach Gears of War an, während Darktide ein ganz eigenständiges spielerisches Flair hat. Wer die geistigen Vermintide-Vorgänger kennt, dem ist dieses Flair vertraut, denn hier wie da schwingt man zum großen Teil diversen Nahkampf-Stahl einer riesigen Meute feindlicher Kreaturen an den Kopf.
Dem fehlt der Biss knackiger Eins-gegen-Eins-Duelle, da die Klingen, Sägen, Äxte und Hämmer mehr durch Zahlenmeere schwimmen statt Köpfe zu spalten. Trotzdem hat gerade das auch seinen Reiz, wenn die schiere Masse an Gegnern mal wieder Überhand zu nehmen scheint, dann aber binnen weniger Sekunden auf ein eine Hand voll übrig Gebliebener schrumpft.
Hinzu kommen ikonische Laser-Gewehre, Pistolen, Schrotflinten und andere Waffen, die mit einem dermaßen satten Rumms Blei ausspucken, dass es eine Freude ist. So wenig der Fernkampf im Vordergrund steht, so wichtig ist es, feindliche Scharfschützen schnell auszuschalten oder bei Bossen auf Distanz zu gehen. Wobei Darktide-Kämpfer stets darauf achten sollten, sich nicht allzu weit voneinander zu entfernen, denn meist erhalten sie nur in der Nähe zueinander Verstärker auf verschiedene Grundwerte.
Das ist denn auch nach wie vor eine ärgerliche Schwäche für mich: Alleine mit Bots darf man die Missionen nicht angehen. Wer keine Kumpels zur Hand hat, ist daher auf fremde Mitstreiter angewiesen, und die rennen gerade in den ersten Stunden gerne dermaßen straff geradeaus, dass viel zu wenig Zeit bleibt, das Level nach Sekundärzielen oder einfach nur Munition und anderen Utensilien zu durchsuchen. Mal abgesehen davon, dass ich auch gerne einfach nur die Architektur bestaune.
Spätestens in diesen Momenten würde ich gerne ausführlicher mit den Begleitern kommunizieren, was dank des relativ knappen Kommunikationsmenüs im Detail kaum möglich ist. Immerhin findet man dank Crossplay dafür auf allen Plattformen Gleichgesinnte, wobei Warhammer 40.000: Darktide übrigens ein reiner PvE-Shooter ist. PvP gibt es hier nicht.
Und auch eine packende Story solltet ihr nicht erwarten. Das war in Vermintide schon so: Das Szenario gibt den Ton an, während nur am Rande eine Geschichte beziehungsweise kleine Episoden erzählt werden. Man bewirkt in dieser Welt, genauer gesagt der gigantischen Turmstadt Tertium aber nichts. Der Kampf gegen die Kreaturen von Chaos und Xenos bleibt stets der gleiche. Das ist für diese Art Spiel nichts Ungewöhnliches, eine Reihe straffer Story-Missionen hätten dem Ganzen aber sicher gutgetan.
Aber meine Herren, was für ein grandioses Szenario Tertium dafür ist! Ich hatte es im Test der ursprünglichen PC-Version schon geschrieben: „Von dreckigen Stahlstreben, die aus in Beton gerissenen Löchern herausragen, über protzige Metallmauern, die sich hundert Meter in die Höhe erstrecken, bis hin zu den fein ausgeleuchteten Fassaden gotischer Prachtbauten ist Darktide eine Augenweide. Dazu das fremdartige Knarzen, die unheilvolle Orgel oder der bedeutungsschwangere Chor in der Musik von Jesper Kyd – was die Stimmung angeht, fühle ich mich hier pudelwohl.“
Und daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn Space Marine 2 ähnlich beeindruckende Schauwerte liefert – abzüglich des schwächeren Soundtracks. Abgesehen davon mag ich die hiesigen Charakterklassen um einiges mehr, da sie sehr unterschiedliche Spielstile ermöglichen und alleine die breiten Ogryns eine einzigartige Erscheinung sind. Hinzu kommen recht lebendige Unterhaltungen zwischen den an einem Einsatz beteiligten Charakteren, was dem Geschehen viel Leben einhaucht. Dieses verbale Austeilen ist klasse.
Vor allem aber haben die Entwickler (das schwedische Studio Fatshark zeichnet sowohl für Vermintide als auch für Darktide verantwortlich) seit der Veröffentlichung so viele Veränderungen vorgenommen, dass man heute auf PlayStation 5 deutlich bessere Action erlebt als vor zwei Jahren. Wobei ich das Ganze übrigens auf Sonys neuer Pro-Konsole gespielt habe, wo man sich nicht zwischen Qualitätsmodus mit 30 Sekundenbildern und Performancemodus mit 60 fps entscheiden muss, sondern alle verfügbaren Effekte in einer Auflösung von 4K bei 60 Bildern pro Sekunde genießt.
Das gilt zumindest für den Großteil des eigentlichen Spiels. An Bord der Mourningstar, die im Orbit über Tertium beziehungsweise um den Planeten Atoma Prime kreist und als Hauptmenü dient, sackt die Bildrate häufig in die niedrigen 50-er. Das ist an dieser Stelle allerdings verkraftbar und alles in allem finde ich die Umsetzung aus rein technischer Sicht gelungen. Farbige Lichtquellen werden für mein Empfinden gegenüber dem PC-Original übermäßig stark betont, aber auch das ist eher eine Kleinigkeit und stört spätestens im Kampf zum Glück nicht.
Aber zurück zu den Inhalten, bei denen in den vergangenen zwei Jahren einiges hinzukam oder verändert wurde – etwa die Charakterentwicklung, die jetzt so viele Freiheiten bietet, dass man sich über verzweigte Fähigkeitsbäume auch innerhalb einer Charakterklasse spezialisieren kann. Außerdem darf man das Ganze jederzeit zurücksetzen und zudem mehrere Profile anlegen, um für verschiedene Missionen gewappnet zu sein.
Auf Steam und Microsofts Xbox-Plattform ist Warhammer 40.000: Darktide schon seit langem für PC und Xbox Series X/S verfügbar, während die PlayStation-5-Fassung seit 3. Dezember erhältlich ist. Eine physische Version gibt es ausschließlich für die Microsoft-Konsolen und während die mit knapp 31 Euro zu Buche schlägt, kosten die digitalen Versionen regulär knapp 40 Euro. Zusätzlich ist Darktide außerdem im Game Pass enthalten.
- PlayStation 5
- Steam
- Xbox Store
- Saturn (Xbox Series X/S)
- Amazon (Xbox Series X/S)
- Abwechslungsreicher Mix aus sattem Nah- und Fernkampf
- Einfaches Zusammenkommen und (Wieder)finden von Freunden und Fremden für Koop-Einsätze, aber…
- Eindrucksvolle Kulissen und stimmungsvoller Soundtrack
- Umfangreiche, motivierende Charakterentwicklung
- Sehr unterschiedliche Charakterklassen
- Keine echte Kampagne, nur Freischalten neuer Missionen
- Solospiel nur mit Bots nicht möglich
- … aber sehr überschaubares Kommunikationsmenü
Auch davon gibt es jetzt schließlich einige mehr, sodass man zwar trotzdem nach wie vor mit veränderlichen Aufgabenstellungen stets durch dieselben Levels läuft, insgesamt ist inzwischen aber mehr Abwechslung im Spiel als das zum Start der Fall war.
Warum man immer wieder das Gleiche tut, sollte klar sein: Weil man Belohnungen erhält, von denen man unter anderem die Waffen verbessert – nicht nur in ihren Grundwerten, sondern auch durch das Hinzufügen oder Austauschen besonderer Eigenschaften. So nimmt man irgendwann Aufträge immer höherer Schwierigkeitsgrade an, um als voll entwickelter Level-30-Kämpfer sogar neue Endgame-Missionen zu meistern.
Oder um daran zu scheitern, bis man endlich mit einer gut organisierten Truppe in Tertium ankommt. Denn nach wie vor fährt Darktide nach wie vor erst mit bekannten Mitstreitern zu seiner vollen Stärke auf
Warhammer 40.000: Darktide im Test – Fazit
So klasse ich Space Marine 2 auch finde; der Abstieg in die finstere Gotik dieser speziellen 40K-Umsetzung gefällt mir immer noch ausgesprochen gut. Die Stimmung ist fantastisch, die Waffen knallen herzerwärmend und das Herausarbeiten beziehungsweise Ausspielen individueller Stärken ist durch die aktuelle Charakterentwicklung auch auf lange Sicht motivierend. Der Nahkampf fühlt sich noch immer ein wenig nach dem Wegwischen von Zahlen an und eine stärkere Erzählung hätte Darktide ebenfalls gutgetan. Auch so ist es aber ein hervorragender Shooter, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet, falls ihr mit Warhammer 40.000 etwas anfangen könnt und PvE-Shootern der Marke Left 4 Dead oder Helldivers 2 nicht abgeneigt seid.
Warhammer 40.000: Darktide | |
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