Warhammer 40K Chaos Gate: Daemonhunters - Test: Brachial gute Rundenstrategie
Aggressiv durch die Warhammer-Welt.
Wie geht ihr normalerweise in rundenbasierten Strategiespielen vor? Überlegt, bedacht, mit genauer Planung eurer nächsten Züge. Defensiv, um es mit einem Wort zusammenzufassen. Überlegen müsst ihr in Warhammer 40K Chaos Gate: Daemonhunters ebenfalls, wenngleich der neueste Warhammer-Titel seinen im Fokus stehenden Grey Knights gerecht wird und euch ein aggressiveres Vorgehen ermöglicht. Und euch letztlich dafür belohnt.
Wenn man die Grey Knights in ihren mächtigen Rüstungen übers Schlachtfeld stampfen hört, könnte man schon Angst bekommen. Zugegeben, sie sehen nicht nur gefährlich aus, sie sind es auch. Gleichzeitig sind sie nicht unverwundbar, aber bestens gerüstet für die Art von Spielstil, die Daemonhunters unterstützt. Die Aufgabe der Grey Knights besteht darin, gegen eine Plage namens Blüte zu kämpfen, die Chaosgott Nurgle auf die Galaxis loslässt. Irgendwas ist ja immer. Also steuert ihr mit eurem Schiff, der Baleful Edict, verschiedene Welten an und lasst eure Grey Knights im Idealfall zahlreiche Gegner verprügeln. Keine Sorge, schießen könnt ihr auch.
Ähnlich wie XCOM, aber schneller
Düstere Science-Fiction erwartet euch hier. Frühere Vergleiche mit XCOM sind nicht fehl am Platz, es gibt aber ausreichend Unterschiede, die es zu mehr als einem Klon mit Warhammer-40K-Anstrich machen. Dazu zählt, wie erwähnt, das aggressive Vorgehen eurer Kämpfer. Kauert ihr in XCOM hinter jeder möglichen Deckung – was hier gegen Fernkämpfer ebenso wenig falsch ist -, seid ihr in Daemonhunters viel häufiger direkt an Gegnern dran. Eine Kombination ist manchmal der richtige Weg zum Erfolg. Zuerst die Feindgruppe etwas mit Schusswaffen und Granaten von zwei eurer Leite bearbeiten, anschließend die beiden anderen mitten hinein stürmen lassen und ihnen im Nahkampf den Rest geben.
Und das sorgt für ein ziemlich befriedigendes Spielgefühl, wenn eure Grey Knights Feinde regelrecht auseinandernehmen. Bei aller Kampfeslust könnt ihr euch aber nicht aufteilen und nur an einem Ort gleichzeitig sein, indes wütet die Blüte auf verschiedenen Planeten. Je länger ihr euch bei einer Mission Zeit lässt, bis ihr sie in Angriff nehmt, desto schwieriger gestaltet sich die Herausforderung, wenn ihr noch rechtzeitig ankommt.
Gedanken zu eurer Vorgehensweise solltet ihr euch in Daemonhunters definitiv machen. Es ist ein Spiel, in dem ihr mit den Konsequenzen eurer Handlungen leben müsst. Eure Runde verlief schlecht und ihr möchtet einen Spielstand aus der vorherigen Runde neu laden? Das könnt ihr im Großmeister-Modus vergessen, geht nicht. Hier ist manuelles Speichern bis auf die Autosaves deaktiviert. Die einzige Möglichkeit ist, eine Mission komplett neu zu starten. Man lässt also etwas die Tür offen, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt möchte man vielleicht nicht noch einmal von vorne loslegen. Im Falle eines Fehlschlages gibt es diese Option übrigens nicht.
Das mag nicht jedem schmecken, sorgt aber für eine spannende Mischung aus aggressivem Vorgehen, taktischen Überlegungen und unwiderruflichen Konsequenzen. Ein Glück für euch, dass eure Grey Knights ordentlich was aushalten. Was nicht heißt, dass ihr unvorsichtig vorgehen solltet. Zuerst einmal bedeutet es nicht sofort den Tod, wenn einer zu Boden geht. Im Normalfall dauert es drei Runden, bis einer eurer Kämpfe mit der Hälfte seiner Gesundheitspunkte zurückkehrt, sofern ihr nicht vorher per Sanitäter nachhelft. Die individuelle Widerstandsfähigkeit eines jeden Kämpfers bestimmt, wie häufig das vor dem Ableben möglich ist.
Keine Zufallselemente beim Angriff
Rückschläge sind somit auf eine gewisse Art mit eingeplant, das Spiel gibt euch dadurch aber noch einmal eine zweite oder dritte Chance, bevor es vorbei ist. Was wichtig ist, denn einer eurer Kämpfer erledigt ist, dann bleibt er auch tot. Kehren sie mit Wunden aufs Schiff zurück, müssen sich mal mehr, mal wenige Tage lang erholen. Zum Ausgleich lassen sich neue Leute rekrutieren, so wächst im besten Fall nach und nach eure Truppe und ihr könnt sie immer weiter stärken.
Abseits der Rundenkämpfe ist die Baleful Edict ein weiterer Aspekt des Spiels, der eure Aufmerksamkeit erfordert. Nach dem Tutorial benötigt diese eigentlich Reparaturen, wird aber für den Kampf gegen die Blüte abgestellt. Das heißt, unterwegs müssen Reparaturen durchgeführt würden, was Zeit beansprucht. Ihr müsst priorisieren, welche Teile des Schiffs ihr zuerst wieder auf Vordermann bringen lasst und weiter verbessert. Gleichzeitig kümmert ihr euch dort um neue Forschungen, die euch Vorteile verschaffen, und passt eure Grey Knights bis ins kleinste Detail an. Das gilt sowohl für das Loadout als auch für die visuelle Darstellung.
Habt ihr eure abwartende Haltung in Daemonhunters aufgegeben, könnt ihr ein brachiales Spiel genießen, in dem kritische Treffer auch optisch zeigen, was sie sind. Gliedmaßen und Blut werdet ihr des Öfteren sehen. Grundsätzlich gibt es in den Kämpfen zwei Möglichkeiten: Entweder ihr trefft oder ihr trefft nicht. Prozentzahlen mit Zufallsfaktor wie in XCOM gibt es nicht. Ihr seht direkt, wie viel Schaden eurer Angriff anrichtet und das tut er anschließend auch exakt so wie vorhergesagt. Das unterstützt das aggressive Vorgehen, ein Zufallselement würde hier wahrscheinlich für zu viel Frust sorgen, wenn ein Plan nicht aufgeht und ihr nicht neu laden könnt. Und das bedeutet in manchen Situationen definitiv nicht, dass es keine spannenden oder nervenzerreißende Momente gibt. Im Gegenteil, manchmal geht euch die Pumpe, weil ihr etwa eine bestimmte Zahl von Runden durchhalten müsst und von überall Gegner heranströmen. Oder in einem Bosskampf, in denen ihr eure Taktik noch einmal anpassen und eine passende Vorgehensweise finden müsst.
Das Splatterfest der Grey Knights
Kritische Treffer sind auf jeden Fall ein wichtiger Aspekt, mit ihnen lassen sich gegnerische Waffen ausschalten, Gegner betäuben oder ihr könnt sie auf effektvolle Art exekutieren. Was kein reiner Schauwert ist, vielmehr erhalten eure Grey Knights dadurch Aktionspunkte zurück. Da wir es hier mit einem Rundenstrategiespiel zu tun haben, sind die natürlich ein nicht zu unterschätzender Faktor. Bewegungen und Attacken greifen auf die gleichen Aktionspunkte zurück. Hinzu kommt noch die Willenskraft für bestimmte Attacken und Fähigkeiten.
Ein anderer Punkt, der ein schnelleres und aggressiveres Vorgehen begünstigt, ist der Korruptionslevel. Steigt der innerhalb einer Mission auf 100 Prozent, kommt es zu einem Warp Surge. Er hat zur Folge, dass Feinde zufällig mutieren und ihr es für mehrere Runden schwieriger habt. Zum Beispiel könnte eure Bewegungsgeschwindigkeit kurzzeitig reduziert werden oder der Rüstungswert eurer Feinde steigt. Da ihr im Vorfeld nicht wisst, was euch erwartet, gibt das dem Spielverlauf eine gewisse Unvorhersehbarkeit. Jedenfalls ist es nie etwas Nettes, so viel ist sicher. Schließlich haben wir es hier mit einem Chaosgott zu tun.
Trotz des vergleichsweise hohen Tempos bietet Daemonhunters zugleich viel Tiefgang. Es gibt vieles zu berücksichtigen, vieles zu bedenken und ebenso viele Fähigkeiten, die ihr einsetzen könnt. All das ergibt am Ende eine gesunde Mischung aus XCOM und Warhammer mit mehr als ausreichend Eigenständigkeit.
Warhammer 40K Chaos Gate: Daemonhunters Test - Fazit
Es ist ein spannendes und spielerisch befriedigendes Erlebnis, das Complex Games hier zusammengestellt hat. Mit dem aggressiven, schnellen Vorgehen und spielerischen Aspekten, die das unterstützen, hebt sich Daemonhunters angenehm weit von XCOM ab. Das Spiel schickt euch in eine brachiale, düstere Sci-Fi-Welt voller spannender Kämpfe. Eure Grey Knights wachsen euch regelrecht ans Herz und es macht sehr viel Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie Gegner in ihre Einzelteile zerlegen. Daemonhunters ist definitiv eines der besten Warhammer-Spiele der vergangenen Jahre. Seid ihr Fan und steht auf Rundenstrategie, führt eigentlich kein Weg daran vorbei. Aber auch Nicht-Fans können natürlich gerne einen Blick wagen, es lohnt sich und ihr müsst nicht zwingend ein tiefes Warhammer-Verständnis besitzen, um Spaß damit zu haben.