Warhammer: Mark of Chaos - Battle March
Töten. Metzeln. Zerstören.
Erweiterungs-Programme oder Neudeutsch Add-Ons sind eine Wissenschaft für sich. Fragt Ihr den Publisher, möchte er natürlich „nur“ das einmalige Spielerlebnis des Hauptprogramms ausbauen und den Fans den dringend benötigten Nachschub liefern. Dass die zusätzlichen Missionen meist recht kostengünstig zu produzieren sind und man damit den Fans noch einmal richtig Geld aus den Rippen leiern kann, ist natürlich „nur“ ein netter Nebeneffekt.
Solange dabei ein vernünftiges Ergebnis herumkommt, ist diese Vorgehensweise sogar irgendwie legitim. Schließlich erhalten die Fans eben wirklich recht kostengünstig neues Material. Und wenn ein Studio Erfolg hat, macht es vielleicht sogar einen Nachfolger. Trotzdem lassen sich qualitativ hochwertige Add-Ons an einer Hand abzählen.
Mir fallen im Strategiebereich nur Warcraft 3: Frozen Throne, Homeworld: Cataclysm und Warhammer: Dawn of War - Dark Crusade ein. Alles Titel, die nicht nur eine neue Rasse und ein paar neue Missionen zu bieten hatten, sondern auch ein paar entscheidende Gameplay-Änderungen.
Solche Großtaten dürft Ihr von Battle March nicht erwarten. Die vorgenommenen Verbesserungen erweitern keineswegs das Spielprinzip, sondern flicken nur die Mängel des Hauptprogramms. Auch die zwei neuen Rassen entpuppen sich bei genauerer Betrachtung eher als Ergebniskosmetik. Orks & Goblins gab es nämlich schon im Hauptprogramm - als Söldner. Black Hole Entertainment musste nur zwei neue Einheiten, Schwarzorks und eine Squig-Herde einbauen, um das Ganze dann als Rasse zu verkaufen. Wirklich neu sind ausschließlich die Dunkelelfen, die optisch aber lediglich wenige Highlights zu bieten haben und sich über weite Strecken wie ihre „guten“ Verwandten spielen - die Hochelfen.
An der Nähe zum Tabletop wurde natürlich nichts verändert. Wie gehabt stellt Ihr vor einer Mission beziehungsweise vor einer Multiplayer-Schlacht eine Truppe zusammen und schlagt Euch dann mit allen möglichen Gegnern die Köpfe ein. Die Kämpfe sind auch im Add-On recht zäh, die Grafik inzwischen schon etwas veraltet und die Bedienung suboptimal. Trotzdem bemerkt man ein paar kleine Änderungen, die neben der fehlerfreien Ausführung für eine spürbare Verbesserung gegenüber dem Hauptprogramm sorgen.
Oft sind es nur kleine Details, wie zum Beispiel das gezielte Heilen der Truppen an den sporadisch verteilten Aufladestationen, die Frustmomente minimieren. Aber auch bei den Missionen bietet Battle March deutlich mehr Abwechslung, wodurch die neue Kampagne nicht nur als Training für den Multiplayer dient. Wenn Ihr mit einem Dunkelelfen-Attentäter den Weg für eine Ork-Armada frei macht oder ein Götzendenkmal beschützt, entsteht wieder einmal die unverwechselbare Warhammer-Atmosphäre, die im Hauptprogramm so sehr unter den Bugs und Unzulänglichkeiten zu leiden hatte.
Die Geschichte der Story wird vor allem die Bösewichte unter Euch erfreuen. Auf Seiten der Dunkelelfen und Orks gilt es, vor allem viel Chaos anzurichten und den „Guten“ kräftig in den Arsch zu treten. Ob als Waagh-Boss Gorgbash oder als listiger Dunkelelfen-General, wären da nicht die immer noch katastrophalen Ladezeiten, könnte man mit der Kampagne richtig Spaß haben. Echte Fans werden sich aber sowieso auf den Multiplayer konzentrieren, der mit neuen, spannenden Karten und einem recht guten Balancing vorrangig die Tabletop-Fans glücklich machen wird. Wie auf dem Spielbrett kommt es hier weniger auf einen flinken Mauszeiger, sondern auf eine gute Truppenzusammenstellung und die passende Taktik an.
Black Hole Entertainment hat ein routiniertes und einigermaßen gelungenes Add-On auf die Beine gestellt, das viele Fehler des Hauptprogramms ausmerzt. Vor allem der Multiplayer macht jede Menge Spaß und ist perfekt ausbalanciert – leider treiben sich momentan nur wenig Mitspieler herum. Die beiden neuen Rassen sind gelungen, auch wenn die Orks ja schon im Hauptprogramm als Söldner zur Verfügung standen. Die Kampagne ist spaßig, die wenigen Gameplay-Änderungen sinnvoll und der Titel ohne Fehler gleich auf Anhieb spielbar. Wieso dann eigentlich keine Aufwertung?
Ganz einfach: Erstens ist der Titel nicht gerade in Würde gealtert. So detailreich auch die Figuren sein mögen, so katastrophal sieht die Umgebung aus. Platte, verwaschene Texturen und eine eher schwache Performance sollte es 2008 schlicht und ergreifend nicht mehr geben. Zweitens sind die Änderungen eher kosmetischer Natur. An dem trägen, murkeligen – Klasse Wort, Martin! – Gameplay hat sich kaum etwas geändert. Fans werden sich daran wohl eher weniger stören, doch gerade in der Kampagne mangelt es einfach zu sehr an taktischen Möglichkeiten. So sinnvoll das System im Mehrspieler auch ist, so öde spielt sich der Einzelspieler. Dank dem Atmosphäre-Bonus reicht es trotzdem wieder für eine 6. Wer das Hauptprogramm mochte, kann also wieder bedenkenlos zugreifen. Der Rest lässt lieber die Finger davon.
Warhammer: Mark of Chaos – Battle March ist für PC erhältlich und soll noch im Sommer für die Xbox 360 erscheinen.