Warhammer Online: Age of Reckoning
Auf in den Krieg
Geht es Euch ähnlich wie mir und Ihr verzieht sichtlich genervt das Gesicht, wenn wieder einmal von einem „potentiellen WoW-Killer" die Rede ist? Ja? Sehr gut, dann könnt Ihr beruhigt weiterlesen. In diesem ersten Test-Eindruck von Warhammer Online: Age of Reckoning, in dem wir uns auf die Erfahrungen seit der Headstart-Phase inklusive Launchwochenende beziehen, wollen wir Euch nicht mit unnötigen Vergleichen dieser Art langweilen. Denn schließlich wollt Ihr wissen, was dieses neue MMOG ist - und nicht, was es nicht ist.
Eines sei vorweggenommen: Am Ende dieses Textes werdet Ihr keine Note vorfinden. Wie schon bei Age of Conan sind wir der Meinung, dass eine abschließende Bewertung nach so wenigen Tagen Livebetrieb im Falle eines MMORPGs nicht möglich ist. Dafür sind Spiele dieses Genres zu komplex und erfordern deutlich mehr Zeit für eine fundierte Meinungsbildung als herkömmliche Titel. Den entsprechenden Abschlusstest reichen wir somit nach einigen Tagen beziehungsweise Leveln nach. Genug der Ansprache, auf zum Eingemachten.
Solltet Ihr aufgrund der Probleme mit dem fehlerhaften Registrierungsprozess in der Open Beta Befürchtungen gehabt haben, der europäische Betreiber GOA (Tochter eines französischen Telekommunikationsunternehmens) werde den Start von Warhammer Online in den Sand setzen, könnt Ihr aufatmen: Der Launch ging größtenteils glatt über die Bühne und der erste Eindruck ist trotz einiger ärgerlicher Fehler und Unzulänglichkeiten überwiegend positiv. Richten wir das Hauptaugenmerk zunächst auf die negativen Aspekte, denn das Lob bezieht sich vor allem auf die Spielinhalte selbst, GOA kann sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Die Kontoverwaltungsseite des mit Dark Age of Camelot bereits erfahrenen MMOG-Anbieters ist etwa immer noch eine mittlere Zumutung. Die dargebotene Flashseite ist überladen, alles andere als benutzerfreundlich und nicht dazu geeignet, Zigtausende von Kundenzugriffen zu handeln.
Dummerweise schränkt das Unternehmen den Zugriff auf die Kontoseite zeitweise ein, sodass es beispielsweise noch am Sonntag nicht möglich war, seine Accountdaten zu bearbeiten. Man kann nur hoffen, dass GOA die Kontoseite in einer https-geschützten Version anbietet, sobald man seine Kreditkartenangaben oder anderweitige Zahlungsmöglichkeiten hinterlegen soll. Vom Schutz der privaten Daten ganz zu schweigen.
Bei einem so großen Projekt wie Warhammer Online ist es zudem inakzeptabel, dass kein eigenes, offizielles Forum angeboten wird. Stattdessen sind die zahlenden Kunden darauf angewiesen, sich die Informationen von Fan-Seiten zu besorgen, auf denen sich einige der Community-Beauftragten aufhalten. Warum man sich nicht in der Lage sieht, den entsprechenden Support anzubieten, obwohl man laut Aussage von Paul Barnett, Creative Director bei Entwickler Mythic Entertainment, in absehbarer Zukunft drei Millionen Kriegslustige im Spiel begrüßen will, ist mehr als fraglich. Solch ein wichtiges Feature gehört definitiv zum Gesamtpaket dazu!
Verzichten kann man dagegen sehr wohl auf einige Kinderkrankheiten, die sich hier und da in Warhammer Online blicken lassen. Zum ein stürzt das Spiel regelmäßig bei der Verwendung von Alt/Tab ab, zum anderen darf man die Abwesenheit eines Worldchats beklagen, der die Kommunikation unter den Spielern und damit die Communitybildung deutlich verbessern würde. Schmerzlich vermisst wird in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, Gegenstände im Chat zu verlinken. So etwas ist eigentlich Standard. Ebenso ärgerlich: Die Mobs verfügen über keinerlei Sichtlinie, attackieren Euch durch Hindernisse hindurch. Andere Feinde lassen sich wiederum nicht angreifen, weil sie sich angeblich nicht in Reichweite befinden, vor Euren Augen im Boden versinken oder sich kurzerhand an Eure Position warpen. Hakelig wird außerdem, wenn die Figuren gelegentlich an Ecken und Kanten hängen bleiben und damit unnötig für Verdruss sorgen.
Während die Steuerung ansonsten unbeanstandet bleibt, scheint es indes Schwierigkeiten mit dem Anvisieren der Widersacher zu geben. Das Aufschalten des nächsten Ziels erscheint recht zufällig, was vor allem in hektischen Momenten dazu führt, dass man sehr oft eben nicht den beabsichtigten Feind im Visier hat. Und last but not least gehen momentan noch regelmäßig die Interface-Einstellungen nach einem neuen Login verloren und die Fenster befinden sich dementsprechend auf anderen Positionen.
Doch diese ärgerlichen Versäumnisse sollen nicht den Blick davor verstellen, dass Mythic hier trotzdem ein handwerklich überdurchschnittliches Produkt an den Start bringt, dessen Launch bisher sehr stabil über die Bühne ging. Die Server laufen, nach allem was wir beurteilen können, absolut zuverlässig. Und auch die "Downtimes", also die Zeiten, in denen die Server aufgrund von Wartungen offline gingen, haben sich in engen Grenzen gehalten. Weniger schön sind die teilweise ellenlangen Warteschlangen, mit denen sich sowohl Spieler der Ordnungsseite als auch der Zerstörung konfrontiert sehen - den beiden verfeinden Fraktionen von Warhammer Online. Zwischen zwei Minuten und anderthalb Stunden Wartezeit bis zum Spielbeginn sind arg frustrierend und lassen auf einige Engpässe bei der Serverarchitektur schließen.