Wario Land: The Shake Dimension
Zu spät
Äußerst gelungen und interessant ist hingegen, dass Ihr in jedem Level zunächst den Weg zum Ziel (einem gefangenen Bewohner jener Welt) und dann wieder zurück zum Start finden müsst - in einem Zeitlimit. Das ist meistens großzügig bemessen, sofern Ihr Euch nicht zu sehr mit dem Sammeln von Münzen aufhaltet.
Viele von denen könnt Ihr fieserweise jedoch ausschließlich auf dem Rückweg entdecken oder erreichen, und außerdem benötigt Ihr möglichst viele Münzen, um neue Welten freizukaufen. Denn die schalten sich nicht etwa automatisch frei, sobald Ihr einen Bossgegner besiegt habt, sondern müssen in einem Laden in Form einer Karte erworben werden. So zwingen Euch die Entwickler, die Umgebung tatsächlich zu erforschen, was eine ordentliche Motivationshilfe darstellt und praktischerweise die Spieldauer erneut etwas streckt.
Davon abgesehen, macht Wario Land: The Shake Dimension nicht viel anders als ein Durchschnitts-Jump'n'Run: Laufen, Springen, Ducken, in Röhren kriechen. Gegner besiegt Ihr, indem Ihr sie mit Tempo aus dem Weg schleudert oder per Stampfattacke auf sie springt. Greift Ihr sie in benommenem Zustand auf, dürft Ihr sie im Stile von Yoshi's Island sogar durch die Luft werfen und auf diese Weise andere Feinde abknallen.
Probleme macht dabei hin und wieder die Steuerung: Ihr haltet die Wiimote waagerecht, bewegt den korpulenten Bösewicht mit dem Steuerkreuz, springt mit 2 und attackiert mit 1. Soweit okay, doch sobald die Bewegungserkennung ins Spiel kommt, ist Ärger programmiert. Schnell einen Gegner aufnehmen, zielen und werfen? Kaum möglich, da ihr den Wurfwinkel durch das Kippen der Wiimote festlegt, die dabei viel zu feinfühlig ist. Gleiches gilt beim Balancieren auf Einrädern sowie beim Feuern aus Kanonen.
Eher in die Kategorie "nervtötend" fällt hingegen das Schütteln. Wollt Ihr zusätzliche Lebensenergie aus jemandem herausholen, müsst Ihr schütteln. Möchtet Ihr an die Münzen kommen, die sich in einem Beutel befinden, müsst Ihr schütteln. Hängt Wario an einer Stange und soll sich in die Höhe schwingen, müsst Ihr schütteln. Vor allem letzteres geht auf die Arme und lässt die Genauigkeit leiden, weil gleichzeitiges Schütteln und Bewegen gar nicht so einfach ist.
Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Steuerung macht das Spiel nicht kaputt, die Probleme halten sich im Rahmen. Auf der anderen Seite will ich aber auch keinen Hehl daraus machen, dass das Schütteln das Gameplay nicht im Geringsten bereichtert. Im Gegenteil. Ohne dieses Feature wäre Wario Land: The Shake Dimension zweifellos ein etwas besseres Spiel.
Nichts auszusetzen - die fehlende Breitbild-Unterstützung außen vor - gibt es an der Grafik: Die handgezeichneten Hintergründe sehen über weite Strecken fantastisch aus, an Abwechslung mangelt es den Szenarien ebenfalls nicht. Die Figuren und ihre Animationen sind ausnahmslos hübsch, höchstens über ein paar mehr Gegnertypen hätte ich mich gefreut. Insgesamt kann man aber über die gesamte Präsentation, inklusive Musik und Sound-Effekte, kaum ein böses Wort verlieren.
Um es also erneut festzuhalten: Wario Land: The Shake Dimension ist kein schlechtes Spiel. Nein, es ist ein gutes Abenteuer mit schöner Grafik und überwiegend geschickt designten Levels. Aber es kommt zum falschen Zeit- und vielleicht auch zum falschen Preispunkt.
Vor anderthalb Jahren wäre ich wahrscheinlich gnädiger gewesen, doch heute kann und will ich gerade über Schwächen bei der Steuerung nicht mehr hinwegsehen. Und 50 Euro für einen Nachmittag Spielspaß ist schlichtweg happig. Selbst im Jump'n'Run-Genre und selbst wenn es Gründe gibt, die Levels ein zweites oder drittes Mal anzugehen.
Schlussendlich kann ich daher zwar jedem Wii-besitzenden Jump'n'Run-Fan empfehlen, dem neuen Wario eine Chance zu geben, weil es mit kleinen Einschränkungen durchweg Spaß macht. Aber würde ich es mir selbst für den Preis zulegen? Ich müsste lügen, um Ja zu sagen.
Wario Land: The Shake Dimension ist bereits im Handel für die Wii erhältlich.