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Wario: Master of Disguise

Kleider machen Leute, aber keine guten Spiele!

Gut, dass die Kostüme mit der Zeit an „Erfahrung“ gewinnen und so ihre Eigenschaften verbessern. Edelsteine, die erledigte Gegner fallen lassen, steigern nach einer bestimmten Anzahl die Stufe der angelegten Verkleidung: So wird der Laser zum Beispiel durchschlagskräftiger oder der Sprung bei der Standardverkleidung höher.

Doch nicht ausschließlich zum Kostümwechseln muss der Stylus geschwungen werden. Das Spiel zerfällt nämlich in zwei Teile:

Neben dem Jump’n’Run meets The Lost Vikings-Leveln müssen unterwegs Schatztruhen geöffnet werden, die Gegenstände oder neue Verkleidungen beinhalten. Erfolgreiches Öffnen hängt aber von dem Bestehen eines Mini-Spiels ab: Dinge zuordnen, Bilder nachmalen, Linien nachfahren, Ungeziefer mit dem Stylus vernichten. Diese Spielchen sind schon leidlich bekannt aus Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging, oder eben Wario Ware, und bieten nichts Neues.

Mit der Zeit wiederholen sich die Aufgaben zudem und werden so auf die Dauer nervig. Irgendwann lässt man deswegen die Truhen links liegen, es sei denn, man ahnt bereits, dass sich eine neue Verkleidung darin befindet. Zumal es auch nicht schlimm ist, mal zu scheitern: Die Kiste schließt sich, Wario kann unendlich oft versuchen den Schatz zu bergen. Welch Herausforderung.

Der an sich lustige Effekt der Verkleidungen verpufft leider ebenfalls auf Dauer, eine bestimme Routine schleicht sich ein: Zuerst sucht man als Wissenschaftler nach Verborgenem in dem entsprechenden Raum, dann zerbröselt man als Astronaut mit der Lasterpuste alle Gegner, pinselt als Maler notwendige Blöcke in die Landschaft und kann schließlich in der Standardverkleidung, die mit einem Häckchen angelegt wird, den Raum in Ruhe durchschreiten. Kleinere Abweichungen sind möglich, aber so einfallslos gestaltet sich irgendwann des Pudels Kern.

Minispiele, die keiner braucht.

Einfallslos ist auch die Grafik. Man könnte sie auch hässlich nennen. Auf dieser Ebene wirkt Wario: Master of Disguise mehr wie ein verloren gegangenes GameBoy Advance-Spiel. Von der farblichen Brillanz der Yoshi oder Mario-Vertreter ist der dicke Genosse weit entfernt. Das gilt für die lieblos anmutenden Hintergründe, aber auch für die Gegner, die zudem kaum Abwechslung bieten.

Eines sticht jedoch besonders negativ heraus: Betritt man einen Raum erneut, ist alles wieder so wie vorher, selbst die Widersacher stehen an Ort und Stelle bereit. Im Jahre 2007 wirkt das mächtig antiquiert.

Wario: Master of Disguise hätte eine schöne Sache werden können. Die Idee, mit dem Stylus Wario stets neue Outfits zu verpassen, die in der richtigen Weise kombiniert werden müssen, hat was. Leider fehlte es dem gesamten Spiel an Kreativität und dem richtigen Kick.

Über die langweiligen Mini-Spiele hätte man noch hinwegsehen können, doch der Mangel an Abwechslung im eigentlichen Spiel ist einfach nicht wegzureden, zu schnell hat man eine Routine aufgebaut, die den Spielspaß überdeckt. Vielleicht kann man das Grundprinzip bei einem möglichen Nachfolger mit ein paar frischen Ideen voll pumpen und das komplette Minispiel-Sortiment weglassen. Oder Wario konzentriert sich in Zukunft nur noch auf Minispiel-Sammlungen, denn das kann er ganz gut.

Als Adventure-Held ist er aber mit Wario: Master of Disguise weit hinter Mario zurückgefallen. Wer weiß: Vielleicht hat der blaue Klempner da seine Finger im Spiel, um die interne Konkurrenz klein zu halten. Diesem Teufelskerl Mario traut man alles zu.

Wario: Master of Disguise ist im Handel erhältlich.

4 / 10

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