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Warum auf Elden Ring warten, wenn euch Infernax den Hintern sofort versohlen kann?

Infernax verkürzt euch die längste Woche des Jahres mit einer Tracht Retro-Prügel.

Den Titel nicht falsch verstehen: Für viele wird diesen Monat nichts Elden Ring ersetzen. Auch ich freue mich sehr darauf - und sei es nur wegen des Feuers, das ein neues From-Software-Spiel für gewöhnlich den Fans und dem Internet im Allgemeinen unter dem Hintern legt. Das Problem ist nur, das Spiel ist immer noch nicht da und die Tage werden scheinbar immer länger, die Zeit kriecht förmlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir eineinhalb Wochen das letzte Mal so ewig vorkamen.

Gut, dank Sifu habe ich diesen Monat zum Glück schon die eine oder andere gute Tracht Prügel bezogen, das hat bereits etwas Leidensdruck aus der Sache genommen. Aber nach zwei Wochen Dauer-Kung-Fu brauche ich vielleicht mal eine Pause: Auftritt Infernax, über das ich nichtsahnend im Game Pass gestolpert bin. Auch auf der Switch und der PS4 kommt das gute Stück raus, das man, wenn man so wollte, als eine Art 8-Bit Souls-Demake bezeichnen könnte.

Yikes!

Davon gibt es zwar schon so einige, aber ein kreuzzügelndes Mittelalter-Szenario muss man erst mal so schön siffig mit Pulp-Horror durchsetzen, wie Berzerk Studio das hier gelang. Alles geht im Grunde los, wie man es von Spielen wie den NES-Castlevanias kennt, nur - surprise! - erst mal von rechts nach links: Bei seiner Rückkehr von den Kreuzzügen bemerkt der Adlige Alcedor, dass Splatterfilm-Monster seine Lande mit einem Kleister aus Blut und Panik überziehen. Ein wenig Ghosts 'n' Goblins steckt auf den ersten Blick auch noch drin, wenn der Schild Attacken blockt, solange man nichts macht - und mehr als hoch und tief schlagen sowie springen ist ansonsten ohnehin nicht drin.

Schon nach drei Screens öffnet sich das Spiel aber auf eine Weise, die sofort klarmacht, dass man das hier weiterspielen möchte: Ein von Schmerzen geplagter Untergebener bittet euch, ihn zu töten - und das Spiel lässt euch eine Entscheidung treffen. Leistet ihr seiner Bitte Folge oder versucht ihr, ihm zu helfen? Ganz der Held entschied ich mich für die vermeintlich bessere Tat und wählte "Helfen", woraufhin sich die Verwandlung des bemitleidenswerten Bauern vollzog und ich mich direkt im ersten Bosskampf wiederfand.

Man merkt, Berzerk hat viel NES gespielt - fühlt sich trotzdem gut an. Wie die ungewaschene Ab-18-Version von Shovel Knight beinahe.

Nach Wahl der Gnade-Option zertrümmert man dem leidenden Mann dagegen mit dem Streitkolben den Schädel, was das Spiel mit angemessen abstoßender und großformatiger Pixel-Art quittiert. Es dauert bis zum Lagerfeuer - pardon, "Speicherpunkt" - bis das Blut seines Opfers von Alcedor vollständig herabgeflossen ist. Und egal, was man wählt, eine Frau beobachtet seine Entscheidung und flüchtet dann vor ihm. Bin gespannt, wie sich das auswirkt.

In Alcedors Burg beginnt dann ein angenehmes Hin-und-her, das die weitere Spielrichtung ein Stück weit euch selbst überlässt, oder zumindest so tut. Für ein Metroidvania übertragen euch hier erstaunlich viele benannte NPCs eigene kleine Nebenquests, die sich lohnen, denn ihr verdient euch nicht nur Erfahrungspunkte, mit denen ihr Angriff, Lebensenergie und Magieleiste aufrüstet. Mit Gold, das klimpernd aus den Feinden prasselt, ersteht man Waffen, Rüstungen und Tränke. Infernax ist ein Spiel, das simpel beginnt und sich dann angenehm öffnet, während sein einfaches Entscheidungssystem das Erlebnis ein klein wenig verändert.

Ich bin gespannt, wie sich die Wahlmöglichkeiten im weiteren Verlauf auswirken.

Außerdem kann man an Lagerfeuern diverse Cheat-Codes eingeben, als wäre es wieder 1991 und ein Action Replay steckte in eurer Konsole. Aber hey, Unbesiegbarkeit ist nicht das, weshalb ihr hier seid. Hab' ich recht? Infernax' Härte ist, sofern ich das nach zwei Stunden beurteilen kann, wohldosiert - und für Leute, die jedem neuen From-Spiel mit gläsernem Blick entgegensehnen, so etwas wie eine Streicheleinheit. In diesem Schmerz steckt Methode und ich bin gespannt, wo das noch hinführt.

Infernax ist ab sofort im Game Pass für PC und Xbox enthalten. Wer nicht abonniert oder es auf Switch oder der PlayStation spielen will, gibt aktuell knapp 18 Euro aus und kann sich auch darüber nicht beklagen.

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