Skip to main content

Warum ihr euch nicht von der bunten Präsentation von Plants vs. Zombies: Garden Warfare abschrecken lassen solltet

Hinter der bunten Fassade steckt ein süchtig machendes und sehr teamorientiertes Spiel.

Mein meistgespieltes Spiel auf der Xbox One oder überhaupt seit einiger Zeit? Nun, es ist nicht Titanfall. Und auch nicht Call of Duty: Ghosts. Ebenso wenig FIFA 14 oder gar Forza Motorsport 5. Nein, es ist Plants vs. Zombies: Garden Warfare. Dieser „kleine", aber feine Multiplayer-Shooter, der schon meine persönliche Überraschung der E3 2013 war und damals wie aus dem Nichts kam.

Tatsächlich sind es schon wieder einige Stunden mehr.

Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, noch mal mit irgendeinem Multiplayer-Titel so viel Zeit zu verbraten, wie ich es damals vor etlichen Jahren mit Battlefield 1942 oder Star Trek Voyager: Elite Force tat. Ein größeres Lob könnte ich persönlich PopCap gar nicht machen, denn sie haben genau das geschafft. Mehr als 100 Stunden habe ich bislang alleine auf der Xbox One seit der Veröffentlichung des Spiels investiert. Und langweilig wird es immer noch nicht.

In diesen Tagen erscheint mit einigen Monaten Verspätung nun endlich auch die PC-Fassung von Garden Warfare und der eine oder andere von euch mag sich sicher die Frage stellen, ob er zugreifen sollte. Da kann ich eigentlich nur sagen: Ja, gebt diesem Spiel eine Chance! Vor allem, wenn euch von den üblichen Kriegsszenarios (ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft) mittlerweile schlecht wird. Es ist ein herrlich lebhaftes und farbenfrohes Vergnügen, wenn sich Pflanzen und Zombies bekriegen - und das stets mit einem festen Augenzwinkern. Keine grau-braune Tristesse, stattdessen werden eure Augen regelrecht mit Farbe verwöhnt.

Dinge wie den Spruch an der Wand gibt es immer mal wieder. Mal abgesehen davon, dass das Spiel an sich schon ziemlich verrückt ist.

Das Gameplay

Garden Warfare hat auch den Vorteil, dass ihr euch nicht unbedingt erst einmal in die Materie oder das Spielsystem vertiefen müsst. Ihr legt einfach los, denn alles ist hier recht simpel und unkompliziert aufgebaut, was das Spiel für Jung und Alt gleichermaßen ansprechend macht - und das merkt man auch anhand derjenigen, die teilweise scheinbar vergessen haben, ihr Kinect-Mikrofon zu deaktivieren. Was aber nicht heißt, dass es Garden Warfare an Anspruch und Herausforderungen mangelt. Im Gegenteil: Der Koop-Modus, in dem ihr als Vierer-Pflanzenteam gegen KI-Zombies antretet, verlangt ebenso nach Teamwork, wie das Team Deathmatch sowie die Modi „Gartenzwergbombe" und „Gärten und Friedhöfe".

Besonders Letzterer hat es mir angetan. „Gärten und Friedhöfe" ähnelt ein wenig dem Rush-Modus aus Battlefield. Es gibt Angreifer (Zombies) und Verteidiger (Pflanzen). Die untoten Kameraden müssen mehrere Checkpoints erobern und dann am Ende ein bestimmtes Ziel erfüllen, etwa fünf Zombies in eine Villa bringen oder vier Sprengladungen platzieren - und das jeweils innerhalb von wenigen Minuten pro Checkpoint. Das Teamwork ist hier absolut entscheidend, ansonsten wird man als Verteidiger schlichtweg überrannt und muss konstant den Rückzug antreten. Ebenso beißen sich die Angreifer mitunter schon mal am ersten Kontrollpunkt bereits die Zähne aus. Vor einer Runde weiß man eigentlich nie, wie das Ganze sich nun entwickeln wird. Und es kommt nicht selten vor, dass ich über meine Teamkameraden fluche, weil sie sich zwar auf Gegner konzentrieren, dabei aber ihr Ziel aus den Augen verlieren - zum Glück ist mein Kinect-Mikrofon aus.

Immer wieder entwickeln sich aber absolut spannende, intensive Matches mit Entscheidungen, die buchstäblich erst in letzter Sekunde oder in der mal mehr, mal weniger Sekunden andauernden Extrazeit fallen. Und während die Uhr tickt, tummelt ihr euch mitten im Geschehen. Es fliegen euch die Raketen, Chilibohnenbomben und Geschosse nur so um die Ohren, links und rechts knallt es, Pflanzen und Zombies fliegen getroffen in hohem Bogen durch die Luft. Da wischt man sich regelmäßig den Schweiß von der Stirn, weil man es doch noch geschafft hat oder weil man haarscharf die Stellung halten konnte. So sehen echte Erfolgserlebnisse aus.

Ein buntes Vergnügen.

Die Gratis-DLCs

Ein weiter guter Grund dafür, Garden Warfare zu unterstützen, ist die DLC-Politik von PopCap. Hier verfolgt man einen ähnlichen Ansatz wie BioWare bei Mass Effect 3. Damals hatte man die Multiplayer-DLCs für das Rollenspiel allesamt kostenlos veröffentlicht - und das mit durchaus beachtlichem Inhalt. Auch bei Garden Warfare sind mit den zwei bisher veröffentlichten Gratis-DLCs bereits neue Spielcharaktere, diverse Anpassungsobjekte, neue Fähigkeiten, ein weiterer Spielmodus und eine zusätzliche Karte hinzugekommen. Und weitere Inhalte sollen noch folgen.

Durch die Erweiterungen wurde etwa die Zahl der verfügbaren Charaktervarianten erhöht. Zur Erklärung: Pro Seite gibt es je vier Klassen, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Es sind nicht einfach 1:1-Kopien, wobei es natürlich gewisse Überschneidungen gibt. Beide Seiten haben zum Beispiel einen Heiler, wobei die Sonnenblume über eine Art schwächeres MG und einen konstanten Heilstrahl verfügt, während der Wissenschaftler aufseiten der Zombies auf eine besonders im Nahkampf sehr starke Shotgun zurückgreifen und Heilstationen platzieren kann.

Pro Klasse gibt es aktuell nochmal sechs verschiedene Varianten, die sich nicht nur im Look unterscheiden, sondern auch in puncto Bewaffnung. Die Art der Waffe bleibt meist ähnlich, aber beim Kaktus der Pflanzen, der als Scharfschütze dient, gibt es beispielsweise die durchschlagskräftige Tarnmunition mit größerer Nachladezeit oder aber beim beim Feuerkaktus die Feuermunition, die wesentlich schneller feuert und noch ein paar Sekunden nach einem Treffer länger Schaden anrichtet.

Pro Charakterklasse gibt es derzeit sechs verschiedene Varianten.

Die Mikrotransaktionen

Die Mikrotransaktionen sind nur ein kleiner, unauffälliger Menüpunkt am unteren Bildschirmrand. Sonst werden sie nirgends erwähnt.

Womit wir beim nächsten, zugegebenermaßen heiklen Thema „Mikrotransaktionen" wären. Ganz egal, ob es nun diese neuen Charaktervarianten, Upgrades, neue Hüte, Bärte und dergleichen sind, ihr schaltet sie á la Mass Effect 3 durch Kartenpakete mit zufälligem Inhalt frei - wobei es verschiedene Kartenpakete mit unterschiedlichem Inhalt gibt. Und je teurer die Karten, desto besser der Inhalt.

Vor Kurzem ist nun die Möglichkeit hinzugekommen, sich zusätzliche In-Game-Münzen mit echtem Geld zu kaufen. Klingt nach „Pay to win", schließlich könnte man sich so schneller Dinge freischalten, ist aber nicht der Fall. Theoretisch besteht natürlich die Chance, dass ihr früher Zugriff auf bestimmte Charaktervarianten bekommt, aber es ergeben sich daraus keine Vorteile. Jeder Charakter ist gut aufeinander abgestimmt und mit einigen werdet ihr - so wie es bei mir der Fall ist - sicher besser zurechtkommen als mit anderen. Keiner davon ist übermächtig oder verursacht deutlich mehr Schaden als andere, jeder hat seine ganze eigenen Stärken und Schwächen und gliedert sich ins runde Gesamtbild ein.

Die Preise. Aber schon die kleinste Summe kann man sich locker durch zwei gespielte Matches verdienen - oder durch ein wirklich gutes Match.

Obendrein ist die Implementierung hier durchaus angenehm ausgefallen. Man drängt euch diese Option zu keinem Zeitpunkt auf. Im Gegenteil: Sie wurde mehr oder weniger still und heimlich integriert und ist nur ein weiterer kleiner Menüpunkt im unteren Bereich des Stickerladens (wie ihr auf dem Bild rechts sehen könnt). Wie gesagt: Nirgendwo im Spiel gibt es eine direkte Aufforderung, dass ihr hier zusätzlich Geld ausgeben könntet oder solltet. Zumal ihr auch durch die Matches eigentlich genügend In-Game-Münzen bekommt. Und kurz vor der Einführung der Mikrotransaktionen hat PopCap die Münzverteilung mehrfach optimiert und sogar erhöht.

Wie viel In-Game-Geld ihr bekommt, hängt letztlich von eurer Performance ab, da es für viele Aktionen Münzboni gibt: Für Kills, eroberte Checkpoints, gerettete Kameraden, geheilte Mitstreiter, errichtete Teleporter und vieles, vieles mehr. Wer viele Gegner um die Ecke bringt oder besonders teamorientiert spielt, sollte keine Probleme mit dem Münzsammeln haben. Optimal läuft es natürlich, wenn ihr beides kombinieren könnt.

Wer gut und teamorientiert spielt, bekommt bei einer bis zum letzten Checkpoint durchgespielten Partie ordentlich Münzen.

Ja, ich liebe dieses Spiel wirklich, was euch beim Lesen der vorherigen Zeilen sicher nicht entgangen sein dürfte. Und genau das ist auch der Grund dafür, warum ich es euch zum PC-Release noch einmal ans Herz legen möchte. Ich finde einfach die Idee an sich klasse, aus dem ursprünglichen PvZ-Spielprinzip einen durchweg unterhaltsamen Multiplayer-Shooter zu machen. Und dass man das auf Anhieb so gut hinbekommen hat, verdient meiner Ansicht nach großen Respekt - wie auch die Tatsache, dass man das Spiel mit Gratis-Inhalten unterstützt, denn das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit. Lasst euch nicht von der kunterbunten Optik oder den unaufdringlichen Mikrotransaktionen abschrecken. Garden Warfare ist zwar einfach zu erlernen, aber nur funktionierendes Teamwork führt zum Sieg. Und genau in diesen Momenten entdeckt man die wahre Freude am Spiel.

Erhältlich ist Plants vs. Zombies: Garden Warfare derzeit für PC, Xbox One und Xbox 360, PS3- und PS4-Versionen folgen am 21. August 2014.

Schon gelesen?