Warum Remakes doch was Tolles sind, am Beispiel von Final Fantasy 4 3D Remake
Eine doppelt faszinierende Zeitkapsel auf Apple Arcade.
Über die Feiertage bin ich auf Apple Arcade über das 3D-Remake von Final Fantasy 4 gestolpert und war fasziniert davon, wie alles wiederkommt und sich dabei sogar wandelt. Aktuell reitet Square Enix eine kräftige Remake- und Remaster-Welle, aber – und das hatte ich fast vergessen – es ist nicht die erste, die da angerollt kommt.
Klar, Dragon Quest 3 HD-2D mixt jetzt besonders farbstark und hübsch ausgeleuchtet Pixel-Art mit 3D-Umgebungen für einen interessanten Effekt. Aber schon zu Nintendo-DS-Zeiten gab es eine starke Initiative, die Klassiker alter JRPG-Zeiten mit dem auszustatten, was seinerzeit als moderner Look galt. 2007, als das Remake von Teil vier auf das des dritten Teils folgte, war das im Grunde genommen PlayStation-1-Optik, genauer gesagt der Look von Final Fantasy 7, denn wir konnten immer noch nicht fassen, dass unsere Handhelds jetzt 3D “konnten”. Heute hierher zurückzukehren, mit ein paar modernen Remakes und den Pixel-Remasters hinter mir, das war wirklich unterhaltsam.
Wo bin ich - und vor allem wann?
Vor allem, weil man gerade immer wieder kritische Stimmen über den starken Fokus auf das Frischmachen alter Games hört, hat dieses Wiedersehen ein paar spannende Dinge mit mir angestellt. Natürlich – mit seinen arg blockigen Umgebungen und spärlich texturierten Charakteren sieht das 3D Remaster heute unmittelbar überholter aus als das Pixel-Original – doch gerade dieses desorientierende Zeitreise-Schleudertrauma fasziniert mich. Als jemand, der damals dabei war, schreit es zugleich “Modernisierung” und “aus der Zeit gefallen”, es versetzt mich gewissermaßen in zwei Zeiten auf einmal zurück.
In Zeiten, in denen man des unentwegten Marken-Recyclings schon mal müde werden kann, erinnert mich mein unverhofftes Wiedersehen mit dieser fast vergessenen Modernisierung daran, dass Remakes – sogar mehrere desselben Stoffes – auch für sich genommen einen Wert haben können. Als buchstäbliche und sinnbildliche Perspektivverschiebung auf dieselbe Geschichte, als Neuinterpretation, schätze ich tatsächlich sehr, was Neufassungen wie Final Fantasy 4 3D Remake mitbringen.
Sie versuchen sich nicht nur daran, zu konservieren, was das Original besonders machte, sie fassen darüber hinaus auch den Zeitgeist zweier Perioden in einem Spiel zusammen. In meinen Augen ein lohnendes Experiment.
Der Zahn der Zeit
Gleichzeitig muss ich sagen, dass man die mittlerweile 18 Jahre auch spielerisch spürt. Positiv fällt vor allem die Touch-Steuerung auf, deren virtueller Joystick immer da liegt, wo man den Daumen platziert. Für diese Sorte Spiel vermisse ich tatsächlich keinen echten Controller vermissen lässt – zumindest auf dem Tablet, dessen Screen groß genug ist, um nicht maßgebliche Teile von ihm mit dem Daumen zu verdecken.
Schon kritischer heutzutage ist der Rest vom Interface. Im Kampf muss man ein gutes Gedächtnis haben, welche Fähigkeit noch mal was macht, denn die Menüs beschreiben es nicht noch einmal für euch. Einen Multiplikator, um schneller XP zu verdienen, gibt es nicht und auch die Rate der Zufallsbegegnungen dürft ihr nicht anpassen, was heute ein wenig zum guten Ton gehört. Auch daran, dass das Spiel bei der Auswahl von Items den Kampf nicht pausiert, und Feinde fleißig weiter angreifen, sobald ihr eigener ATB-Balken wieder voll ist, muss man sich gewöhnen. Immerhin: So werden die Kämpfe nicht komplett trivial, wie sie sonst so oft in dieser Sorte Spiel sind. Schade ist außerdem, dass weder das aktuelle Ziel auf der Karte eingezeichnet ist, noch ein Tagebuch daran erinnert, was gerade eigentlich zu tun ist. Das ist dann doch sehr “retro” beibehalten.
Dennoch, spiele ich gerade zwischendurch immer wieder mal ein paar Meter weiter und erfreue mich an dieser sympathischen Sackgasse der Remake-Historie. Ich erlebe Final Fantasy 4 3D Remake wie eine gute Coverversion.
Neben Final Fantasy 4 3D Remake ist auch Final Fantasy 4 The After Years + auf Apple Arcade enthalten. Wer es näher am Original mag, freut sich, dass das Pixel-Remaster von Final Fantasy 1 auf Apples Abodienst bereits in den Startlöchern steht.