Was habt ihr eigentlich gegen Sackboy: A Big Adventure?
Ein sträflich unterschätztes Spiel. Und das jetzt auch auf PC.
Es ist nicht einfach, ein Sackboy zu sein. Da haut Sony mithilfe von Sumo Digital den robustesten Hüpfer raus, an dem je eine dieser Häkelpüppchen mitgewirkt hat, und es scheint keinen zu interessieren. Das liegt sicher auch daran, dass viele Spieler Sackboy lieber in einer gewaltigen Bastelkiste sähen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, ist diese Klientel mit Dreams schon bestens bedient und zu Recht sehr glücklich.
Mit A Big Adventure hat Sumo dem liebenswerten Maskottchen aber ein wundervolles neues Zuhause hingestellt, in dem sich auszutoben vor allem zu zweit einfach wahnsinnig viel Freude bereitet. Dass es zum Start der PlayStation 5 wegen der harten Konkurrenz durch ein neues und noch dazu kostenloses Astro-Spiel nicht so recht klappen wollte, war noch irgendwo klar. So, wie jetzt auf dem PC so gar niemand darauf anzuspringen scheint – Spielerzahlen auf Steam im dreistelligen Bereich. Manchmal weniger –, das schockiert mich doch ein wenig.
Vor allem auf Steam, wo man in Sachen guter, klassischer 3D-Jump-and-Runs lange richtiggehend ausgehungert wurde, sollte man einen Titel wie diesen doch mit offenen Armen empfangen? Wenige Spiele symbolisieren für mich die Lust am herumzuppeln, -hüpfen und -pfriemeln in einer virtuellen Welt wie dieses hier.
Wenn alle naselang Punkteblasen zerplatzen, goldene Glöckchen für neue Outfits klimpernd ins Inventar kullern und man sich am Level-Interieur festkrallt und das auch physisch mit dem Trigger-Finger nachempfindet, wirkt diese Welt vielleicht nicht direkt lebendig, aber wahnsinnig plastisch.
Es ist einfach irrsinnig gefällig und auf einem grundlegenden Level sehr befriedigend, woran das niedrige Anforderungsprofil sicherlich einen Anteil hat. Es spielt sich wahnsinnig gut weg, ermuntert mit einem Killer-Soundtrack zum Kopfwippen wie wenige andere Games und feiert jeden eurer nicht allzu hart erarbeiteten Erfolge wie einen Geburtstag – mit endlosen witzigen und herzerwärmenden Kostümen als hübsch verpackte Geschenke. Sackboy ist zwanglos, immer gut gelaunt – einfach eine Party von einem Spiel. Und keinen interessiert’s.
Nun gut. Gerade am PC mitten im Spiele-Herbst ist natürlich das Feld der indirekten und direkten Konkurrenz (Sonic!) auch nicht dünner bestellt als zum Launch der PlayStation 5. Im Gegenteil. Der Preis ist zwar für einen derart hübschen und wertig produzierten Titel mit 60 Euro nicht komplett unverschämt, zumal es mit 90 Levels recht umfangreich geraten ist, aber er schreit den Schnäppchenjägern am PC im Duett mit der herzigen Unverbindlichkeit dieses sonnigen Hüpfers aber unisono “SALE!” ins Ohr. Und dann passiert trotz allen Charmes und unverfänglichen Entertainments eben das, was jetzt passiert: Desinteresse trotz guter User-Wertungen.
Vielleicht kommt er ja noch, der zweite Frühling für Sackboy, wenn der Titel zweifelsohne etwas früher als später mit der ersten Preisreduktion wieder ins Rampenlicht rückt, denn das, was Sackboy gerade durchmacht, hat er nicht verdient.