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Was soll ich zu The Last of Us Part I schon schreiben? Es hätte die mit Abstand beste Version sein können…

Mensch, Sony!

Okay, das Erstellen der Shader – falls man denn darauf warten möchte, bevor man das Spiel zum ersten Mal startet – dauert wirklich zu lange: etwa dreißig Minuten auf einem schnellen Rechner, mehr als eine geschlagene Stunde auf dem Steam Deck. So löblich es auch ist, dass das Spiel nicht ständig ins Stottern gerät, sobald man ein neues Gebiet betritt, so wenig wünsche ich mir die Zeiten zurück, in denen man Snake erst mal stundenlang beim Rauchen zuschauen durfte.

Aber gut. So läuft die PC-Version von The Last of Us Part I wenigstens halbwegs sauber. Bei mir jedenfalls. Ich habe es bislang zumindest nicht mit einem dieser Bugs zu tun bekommen, die derzeit für virale Belustigung sorgen. Und so bin ich am großen PC (3080 TI, i9 der 12. Generation, 32 GB) mal wieder losgezogen, um eine Lieferung virusresistenter Mensch quer durch die Vereinigten Staaten zu transportieren – diesmal mit der besonderen Herausforderung des Permadeath.

Grundsätzlich sah The Last of Us nie besser aus als in der PC-Version. (The Last of Us Part I - PC)

Die ist hier nämlich ziemlich clever eingebunden, da es nicht nur die Variante „Einmal tot? Pech!“ gibt, sondern auch zwei Abwandlungen. Bei der einen muss man immerhin den gesamten Akt noch mal neu starten, was laut Beschreibung satte zwei bis drei Stunden dauern kann. In der anderen ist es sogar nur das aktuelle Kapitel. Da verliert man zwar auch schon mal 30 bis 60 Minuten, aber das finde ich eben erträglich.

Das macht den Tanz mit dem Tod nicht zu einer massiv frustrierenden Angelegenheit, sondern heißt lediglich, dass man sich bedeutend mehr Mühe gibt, eine Begegnung mit Wachen oder Infizierten im ersten Anlauf gleich zu überleben.

Wenn man jede Situation sofort wiederholen kann, kann man sich irgendwann ja einfach durchtricksen, weil man nach X Versuchen jede Patrouille auswendig kennt und im Zweifelsfall sogar das Timing kennt, mit dem man an allem vorbeirennen kann. Fällt das weg, weil man gar nicht die Zeit hat, über tausend Versuche so eine Brechervariante auszuhecken, muss man sich viel intensiver mit den herrlich dynamischen Stealth-Action-Herausforderungen auseinandersetzen.

Die gehören nämlich zum Besten in diesem Bereich und deshalb ist es so schön, dass dieser neue Modus dem längst vertrauten Abenteuer noch mal zusätzliches Feuer verleiht!

Die dynamische Mischung aus Verstecken und schnellen Vorstößen geht in Sachen Stealth-Action einmal gut auf. (The Last of Us Part I - PC)

Und das gilt besonders hier, wo die PC-Version deutlich stärker ist als ihr PlayStation-Vorbild: Das Zielen mit der Maus geht schließlich so viel besser von der Hand! Ich weiß, das ist immer so. Aber gerade Naughty Dog hat ja diese Eigenart, dem Spieler am Gamepad relativ viel Kontrolle über das Fadenkreuz zu entziehen, weil das Alter Ego ach, so bescheiden zielen kann. Und ich verstehe, warum die Entwickler das tun. Aber es fühlt sich nun mal, bei aller Liebe zum Konsolen-Original, schlicht furchtbar an.

Am PC dagegen… Das Zielen ist auch da kein Selbstläufer. Aber ich habe viel stärker das Gefühl tatsächlich die Waffe zu halten, was mir in einem Actionspiel bedeutend wichtiger ist als einer Filmfigur beim Unvermögen zuzugucken. Und wenn man auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad dann, wo man ohnehin kaum Munition hat, bei eingeschaltetem Permadeath einen Kopftreffer landet, dann finden Anspruch, Spielgefühl und Belohnung in meinen Augen perfekt zueinander.

Abgesehen davon hat man auf PC eine geradezu absurd große Anzahl an Optionen, um zum Beispiel die Steuerung frei einzustellen und über diverse Regler an eigene Vorlieben anzupassen. Dazu zählen selbst vermeintliche Kleinigkeiten wie die Art und Weise, wie man Waffen und Gegenstände auswählt. Naughty Dog ist hier schon lange Vorreiter und das zieht sich eben bis in die neuen Optionen.

Endlich funktioniert das hier zuverlässig: rudimentäres Geradeaus-Zielen. (The Last of Us Part I - PC)

Wäre da nur nicht die Tatsache, dass diese Umsetzung noch locker ein paar Wochen hätte reifen müssen, um den starken Inhalten technisch gerecht zu werden. Denn wisst ihr, was mir ausgerechnet die großartige Permadeath-Herausforderung vermiest? Abstürze, die mit beneidenswerter Regelmäßigkeit immer in derselben Szene passieren! Ich meine: Schön, dass ich ganz generell von fiesen Bugs verschont bleibe. Aber aufs Weiterspielen habe ich gerade trotzdem keinen Bock, nachdem ich schon etliche Male dieselben Zwischensequenzen angeschaut habe, um endlich dort anzukommen, wo das eigentliche Spiel losgeht – nur um kurz darauf wieder auf dem Desktop zu landen.

Mensch, Sony! Musste dieses Spiel denn wirklich noch in den letzten Tagen des frisch abgelaufenen Geschäftsjahres veröffentlicht werden? Ausgerechnet The Last of Us, das PlayStation-Prestigeprojekt schlechthin.

Schließlich kommt da noch eine ganz andere Sache hinzu. Hatte Neil Druckmann im Vorfeld nicht gezwitschert, The Last of Us Part I sei mit dem Steam Deck kompatibel? Nun, er hat Recht: Kompatibel ist es. Es geht dort allerdings dermaßen auf dem Zahnfleisch, dass ich überhaupt keine Lust verspüre, auf dieser Art weiterzuspielen.

Und auch auf dem Steam Deck kann sich das Spiel weitgehend sehen lassen... (The Last of Us Part I - Steam Deck)

Dass es diesmal keine vom Entwickler voreingestellte Tastenbelegung für die Tasten auf der Rückseite gibt – geschenkt. Auch wenn ich daraus eine mangelnde Sorgfalt lese, die man den Spider-Mans zum Beispiel noch hat zukommen lassen. Dass das Spiel selbst auf den allerniedrigsten Einstellungen nicht mal mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde läuft, finde ich allerdings schwach. Wenn man FSR2 in den maximalen Performance-Modus versetzt, dann ist die Bildrate zwar meist erträglich. Um das zu erreichen, fährt die Auflösung allerdings dermaßen weit herunter, dass es selbst auf dem kleinen Bildschirm keine Freude ist.

Und wenn es nur das wäre. Aber meine Güte, wer hat denn bitte diese Texturen verzapft, für die sich selbst gewisse Türen in Final Fantasy VII Remake geschämt hätten? Es geht nicht um die generelle Schärfe der Kulissen. Es gibt aber auffallend viele einzelne Objekte, die dermaßen verwaschen daherkommen, dass man sich in jener Zeit der 90-er wähnt, als nur hauchzartes Gouraud Shading das nackte Polygon bedeckte.

... wären da nur nicht klitzekleine Probleme wie diese Texturen und eine instabile Bildrate. (The Last of Us Part I - Steam Deck)

Nein, ich lass The Last of Us Part I jetzt erst mal liegen. Nach aller Vorfreude über die grundsätzlich schönste Version eines meiner liebsten Spiele bin ich momentan einfach enttäuscht über die miserable Qualitätskontrolle und in Sachen Steam Deck zudem über ein irreführendes Versprechen. Dass ich im Permadeath-Modus mehr Angst vor Abstürzen als Abschüssen habe, muss ich mir jedenfalls nicht geben – genauso wenig wie das matschige und ruckelnde Bild beim gemütlichen Lümmeln auf der Couch.

Vielleicht kommt das ja alles noch in Ordnung. Im Grunde bin ich sogar recht zuversichtlich, dass das meiste davon lösbare Probleme sind. Der eigentliche Release wird ausgerechnet der besten Version dieses grandiosen Klassikers aber leider nicht gerecht.

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.
In diesem artikel

The Last of Us Part I

PS5, PC

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