We love WiiWare - Resident Evil 4, Binding of Isaac, Octodad, Rakoo & Friends, Momonga
Drei Klassiker groß und klein und zwei Mal seichte Neuware.
Nintendos Wii U mag es an AAA-Titeln von Drittherstellern fehlen, in der Indie-Sparte kommt dagegen stetig Nachschub rein. Diese Woche habt ihr die Wahl zwischen einem düsteren Action-Adventure, einer ungewöhnlichen Interpretation eines Flipper-Automaten und einem irren Geschicklichkeits-Adventure, in dem ein Tintenfisch die Hauptrolle spielt. Bühne frei für Nintendos Indie-Game Palette.
The Binding of Isaac: Rebirth
Mal angenommen, ein klassischer Twin-Stick-Shooter wie Robotron oder Smash TV hätte sich eines Nachts in das Bett des ersten The Legend of Zelda verirrt, so würde deren Nachwuchs vermutlich so aussehen wie The Binding of Isaac. Düstere Kellergewölbe in stilistisch einfacher wie sehenswert schrulliger Grafik bilden Dungeons mit zufälliger Abfolge, die man aus der Vogelperspektive durchschreitet. Unterwegs findet Hauptdarsteller Isaac Werkzeuge wie etwa Schlüssel oder Bomben, die ihm den Zugang zum Boss ebnen. Ansonsten ist flinkes Ballern in alle Himmelsrichtungen angesagt. Ein spaßiger Titel, allerdings mit einer ziemlich gruseligen, Handlung über Wahnsinn und religiösen Fanatismus.
Octodad: Dadliest Catch
Wenn ihr mal wieder einen umwerfenden "WTF!"-Moment herbeisehnt und obendrein ein wenig frustresistent seid, dann ladet euch Octodad herunter. Dieses Spiel ist in all seinen Facetten dermaßen absurd, dass es kaum mit Worten zu beschreiben ist. Man schlüpft in die Rolle eines Tintenfischs, der Kleidung trägt, damit er in der Welt der Menschen nicht auffällt. Eine Spitzen-Tarnung, dank der seiner menschlichen Ehefrau und den gemeinsamen Kinder (!) seine vielgliedrige Natur nicht auffällt. Alles klar?
Noch faszinierender als die blödsinnige Handlung ist die Steuerung des Helden, die das weiche Umherwabbeln der Gliedmaßen eines Tintenfischs auf den Controller überträgt. Genau genommen steuert man vier Tentakel, die als Pseudo-Arme und Aushilfs-Beine fungieren, mit zum Teil frustrierend ungenauen Eingaben an beiden Analogsticks sowie den vier Schulterknöpfen. Jeder Schritt und jede Hand.. äh.. Tentakelbewegung mutiert zu einer Herausforderung in Geschicklichkeit und Koordination, eben wie bei einem Kopffüßler an Land. Man meint, zeitweise, besoffen zu spielen, so schwer ist es, feinfühlig mit der Umgebung zu interagieren. Dabei möchte Octodad ganz einfache Dinge erledigen, zum Beispiel Gegenstände aufsammeln, Kleidung anlegen oder über ein verflixtes Hindernis schreiten. In Sachen Spielbarkeit keineswegs eine Offenbarung, aber doch irre witzig und innovativ.
Momonga Pinball Adventures
Retro-Gamer erinnern sich mit Wohlwollen an Klassiker wie Sonic Spinball, Revenge of the Gator oder Pokemon Pinball zurück. Allesamt Flipper-Spiele ohne Simulations-Anspruch, dafür aber um so fantasievoller, wenn es um die Parcours geht. Momonga Pinball Adventures wäre eine tolle Adaption des Grundgedankens, wenn das Spiel nur etwas konsequenter in der Physik wäre. Als Kugel dient ein zusammengerolltes asiatisches Flughörnchen, das über blühende Wiesen rollt und dank ordentlich Schwung der Flipper-Arme Felsen zerbröselt oder Schalter umlegt, um in neue Abschnitte vorzudringen.
In jedem Level warten neue Herausforderungen und immer komplexer werdende Pfade samt Erkundungsgelegenheiten. Das Problem an der Geschichte: Die „Kugel" rollt leider nicht stetig in der gleichen Geschwindigkeit, sondern bremst stark ab, wenn sie auf den Flipper-Armen liegt. Diese Regelung ist zwar gut gemeint und soll wohl Frust vermeiden, macht das Spiel aber ungemein träge. Auch wirken die kleinen Flug-Bonuslevels, die eingestreut werden, unnötig unspektakulär. Kann man sich trotzdem mal ansehen.
Rakoo & Friends
Was wäre ein neuer Schwung Indie-Titel ohne einen neuen Runner. Bei Rakoo & Friends rennt man zur Abwechslung mal nicht in den Bildschirm hinein, sondern wie in einer Zeichentrickvariante von Canabalt mal wieder von links nach rechts durch Wald und Flur, wodurch freies Manövrieren in den automatisch scrollenden Spielabschnitten gewährt wird.
Anderweitig bleibt alles wie gehabt: Möglichst viele Goodies einsammeln, Gegner und Hindernisse meiden, heil am Ziel ankommen. Dank schön gezeichneter 2D-Grafik und guten Animationen nett anzusehen, inhaltlich aber unspektakulär. Eine Anschaffung für Gelegenheitsspieler ohne größere Ansprüche.
Resident Evil 4 Wii Edition
Kein Indie-Game, aber ganz bestimmt einer Erwähnung wert, denn wenige Spiele sehen zehn Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch so knackig aus wie Capcoms Grusel-Shooter Resident Evil 4. Der erste Ableger der „neuen" Zombie-Trilogie warf viele etablierte Stilmittel seiner Vorgänger über den Haufen, war 2005 aber kein großer Wurf mehr, da viele Fans schon auf GameCube und PS2 bedient wurden. Wer noch nicht in den Genuss kam, erhält mit der Wii-Fassung die kompletteste und am besten zu steuernde Variante - Zielen mit der Wii-Remote sei Dank. Auf der Wii-U profitiert der Klassiker von der Breitbild-Darstellung, anderweitig machte Capcom jedoch keine Anstalten, eine Modernisierung durchzuführen. Macht nichts, Resi 4 bleibt nach wie vor spannend, gerade in den düsteren Abenden der Wintermonate.