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White Knight Chronicles 2

Armer Ritter...

Seit ein paar Monaten ist es in Spielerkreisen wahnsinnig en vogue, auf Square Enix rumzuhacken: Der ehemalige Liebling der Rollenspiel-Fans weltweit scheint es keinem mehr recht machen zu können und hört man sich die Argumente manch eines Eiferers an, dann ist Final Fantasy XIII weniger ein Rollenspiel, als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Fragt man dann nach einer Alternative, dann fällt meist ein Name: Level-5.

Der kleine Entwickler aus dem idyllischen Fukuoka gilt heute als einer von Japans Shooting Stars, eines der wenigen Softwarehäuser die kontinuierlich Qualität abliefern. Jeder mag die Knobeleien des Professor Layton, Jeane d'Arc auf der PSP wird bis heute als Taktik-Geheimtipp gefeiert und das bisher noch nicht für den Westen angekündigte PS3-RPG Ni No Kuni ist einer der großen Genre-Hoffnungsträger der kommenden Monate.

Und doch hat auch ein talentiertes Team wie Level 5 so seine Aussetzer und Problembären im Portfolio. Da wäre beispielsweise White Knight Chronicles – zum PS3-Start wurde das Rollenspiel als einer der wichtigsten Titel im ersten Hardware-Jahr gehandelt und kaum war der weiße Ritter dann in den Läden, hörte man irgendwie nichts mehr von ihm. Mit gut zwei Jahren Verspätung schaffte er es dann doch in den Westen und schnell war klar, wo das Problem lag: Das Spiel ist einfach... nun... nicht schlecht, aber eben belanglos, gewöhnlich, ihm fehlt der Feinschliff, der die besten Level-5-Spiele so auszeichnet.

Da sollte man jetzt doch hoffen, dass der zweite Teil diese Macken behebt – immerhin war der Erstling in vielerlei Hinsicht nur einen kleinen Schritt vom Status eines richtig guten Rollenspiel-Abenteuers entfernt. Leider hat das aber wieder nicht ganz geklappt. Auch wenn Level-5 ein paar der Probleme kitten konnte, tun sich hier wieder ein paar neue auf und das Schlimmste ist: Erneut fehlt es an Feinschliff, das Spiel leistet sich unerklärliche Fehltritte und man hat immer wieder das Gefühl, es stünde sich irgendwie selbst im Wege.

White Knight Chronicles 2 - Launch-Trailer

Da ist beispielsweise der Beginn des Spiels. Fangt ihr ganz unbedarft einfach mit White Knight Chronicles 2 an, dann werdet ihr euch verwundert umschauen: Sofort drückt man euch eine hochstufige Figur in die Hand und lässt euch eine Eskortmission durch heftig umkämpftes Gebiet durchführen – ohne großartige Einleitung, ohne Erklärung und ohne nennenswertes Tutorial. Während eure Figur selbst gut einstecken und noch besser austeilen kann, ist euer Schützling ebenso empfindlich wie fragil. Ist die Einleitung dann geschafft, wird es nicht viel besser: Ihr bekommt eine Party auf Level 35 und dürft jetzt erst einmal jede Menge Skillpunkte verteilen. Verwirrung ist hier quasi vorprogrammiert.

Allerdings muss hier auch eines klargestellt werden: Das oben beschriebene Szenario stellt den allseits beliebten Worst Case dar. So SOLLT ihr White Knight Chronicles nicht spielen und das Spiel weist euch darauf auch eindeutig hin. White Knight Chronicles 2 ist explizit für all jene gemacht, die den ersten Teil bereits gespielt haben – schon zu Beginn werdet ihr gefragt, ob ihr eure Daten aus dem Vorgänger übertragen wollt.

Aber bevor jemand jetzt wütend „Abzocke!!1!1elf!" schreit: Niemand verlangt von euch, für den vollen Genuss an White Knight Chronicles 2 nochmal in den Laden zu rennen und den Erstling zu erwerben, denn der wurde noch einmal komplett mit auf die Blu-Ray gepackt und in Sachen Benutzerführung und Interface an den etwas runderen zweiten Teil angepasst. Ich betone es noch einmal: Wollt ihr euch auf den Weißen Ritter einlassen, dann fangt von vorne an. Vom Einstieg in der Mitte rate ich euch unter wirklich allen Umständen ab.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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