Wie GRID Legends mit mehr als 250 Events zu eurer neuen Lebensbeschäftigung werden möchte
Das größte GRID-Spiel aller Zeiten möchte Codemasters mit GRID Legends abliefern. Das könnte gelingen.
Rechnen wir mal kurz ein wenig. Im kommenden GRID Legends soll es mehr als 250 Events geben. Bei einer Länge von jeweils rund vier Minuten entspricht das insgesamt schon einmal 1.000 Minuten. Bedenkt dann, dass ihr wahrscheinlich nicht jedes dieser Events auf Anhieb gewinnt oder zu eurer Zufriedenheit beendet und dann summiert sich das am Ende. Und dabei geht's allein um die Karriere des Rennspiels. Für den neuesten Teil hat sich Codemasters viel vorgenommen, wie Creative Director Chris Smith in der vergangenen Woche während einer Online-Präsentation betonte - und zeigte.
Es gibt verschiedene Kernaspekte, die Codemasters bei GRID Legends wichtig sind. Zum einen, dass es für alle Arten von Spielern und Spielerinnen zugänglich ist. Ihr habt einen Story-Modus, die Karriere und obendrein noch die sozialen Features, mit denen "die Linie zwischen Single- und Multiplayer verschwimmen" soll. Fangen wir mit der Story an, die den Titel "Driven to Glory" trägt und für die sich Codemasters von der Netflix-Serie Drive to Survive inspirieren ließ.
Smith zufolge ist die Story acht bis zehn Stunden lang, basiert auf der letztjährigen Saison und wurde im Dokumentar-Stil umgesetzt. Es gibt Interviews, spezielle In-Game-Events und so weiter. An der Produktion beteiligt waren unter anderem Schauspieler Ncuti Gatwa (Sex Education) und Autor Brad Kane (Ghost of Tsushima), geleitet wurde die Produktion von Allen Leitch (Call of Duty: Black Ops Cold War).
Wenn der Creative Director zu viel The Mandalorian schaut
Dabei setzt Codemasters auf Live-Action-Sequenzen, die mithilfe einer Mixed-Reality-Stage - wie bei The Mandalorian - umgesetzt wurden. Ähnlich wie bei F1 2021 in diesem Jahr ist es eine lineare Geschichte ohne große Freiheiten und Entscheidungen: "Falls jemand die tolle Netflix-Serie Drive to Survive gesehen hat: Sie war eine große Inspiration für uns", betont er. "Also ja, es ist eine lineare Geschichte. Wir haben das absichtlich so gemacht, weil es sich so anfühlen soll, als ob die ganze Saison aufgezeichnet wurde und dann die dramatischsten Momente herausgezogen wurden."
"Natürlich bist du als Spieler dabei und spielst diese Rennen. Es gibt immer noch Ziele, die du in den Rennen erreichen musst, aber diese Ziele sind auf die Geschehnisse in der Geschichte abgestimmt. Es ist also eine lineare Erfahrung, aber auf diese Weise können wir eine bedeutsamere Geschichte erzählen. Wir werden im Januar noch viel ausführlicher darüber sprechen."
Ihr übernehmt in der Story den Charakter Driver 22. Eine Figur, die bewusst nicht zu sehen ist (ihr seht alles aus der Ego-Perspektive) und keinen Laut von sich gibt, damit sich jeder mit dem Charakter identifizieren kann: "Driver 22 spricht nicht", erklärt Smith. "Ich werde im Januar mehr darüber sprechen, aber für mich sollte ein Spiel für jeden zugänglich sein. Du sollst denken, dass du es bist. In dem Moment, in dem wir anfangen, dem Charakter einen Namen zu geben und ihn sprechen zu lassen, stellt sich die Frage nach dem Geschlecht, ob wir ihn nicht-binär, männlich oder weiblich machen sollen. Das schließt Spieler aus - und wir möchten ein inklusives Spiel sein. Driver 22 wurde also so ausgewählt, damit jeder, der dieses Spiel spielt, das Spiel als das genießen kann, was es ist: ein tolles Rennspiel. Zugleich können sie somit auch Freude an der Story haben."
Aber warum Live-Action mit echten Schauspielern? In Spielen waren solche Sequenzen nicht immer überzeugend und in der Vergangenheit setzte Codemasters ebenso auf digitale Cutscenes. Warum also der Wandel? "Ich will ehrlich sein: Ich habe viel The Mandalorian geschaut", sagt Smith. "Und wir haben mit vielen Firmen über die Geschichte gesprochen, es gab Tests mit Motion Capture und digitalen Animationen. Eine Firma, mit der wir gesprochen haben, schlug uns solche Live-Action-Sequenzen mit dieser neuen Technologie vor."
"Es war eine neue Technologie, die noch nie zuvor verwendet worden war. Die Kamera wurde am Kopf eines unserer Schauspieler befestigt - das ist eine neue Technologie, das hatten sie vorher noch nie gemacht. Sie machten ein paar Probeaufnahmen für uns, fingen an, mit uns zu reden, und die ersten Aufnahmen sahen einfach so gut aus. Dann haben wir mit dem Casting begonnen und am Ende hatten wir eine fantastische Besetzung, lauter tolle Leute. Es war eine Kombination aus allem: Wir haben uns animierte Sequenzen angeschaut, aber ehrlich gesagt waren die Ergebnisse der Live-Action-Aufnahmen besser. Sie waren besser geeignet, um die Geschichte zu erzählen, die wir erzählen wollen. Und ich sage hier noch nicht alles, worüber ich im Januar sprechen werde - wir wollten eine Geschichte erzählen, die es wert ist, erzählt zu werden. Ich denke, dass man das mit echten Menschen erreicht, deshalb haben wir es so gemacht."
GRID Legends bietet eine vollgepackte Karriere
Wie anfangs erwähnt, bietet die Karriere mehr als 250 verschiedene Events, eingeteilt in verschiedene Schwierigkeitsstufen (Rookie, Semi-Pro, Pro) und Fahrzeugklassen. Welche Events ihr davon im Verlauf der Karriere absolviert, liegt ganz bei euch, die Entscheidungsfreiheit ist Codemasters hier wichtig. Im Vergleich zum 2019 veröffentlichten GRID sind hier nun 22 statt 16 Wagen auf der Strecke unterwegs und das Ziel des Studios ist, dass sich "jedes Rennen einzigartig anfühlt".
Erreichen möchte Codemasters das durch eine stark überarbeitete KI, wobei jeder Fahrer eine eigene Persönlichkeit hat. Und nicht nur das: Die KI macht Fehler. Der "Choreographer 2.0" soll auf eine natürliche Art dafür sorgen, dass den KI-Fahrern auf der Strecke Dinge passieren. Das reicht von kleinen Fahrfehlern in Kurven bis hin zu größeren Crashes und mechanischen Problemen mit Motor oder Rädern - und all das ist zudem auf einzelne Schwierigkeitsgrade abgestimmt. Ich deute das mal so, dass es entsprechend auf den höheren Stufen weniger häufig vorkommt.
"In der KI steckt eine Menge Arbeit drin", sagt Smith. "Wie ich bereits erwähnt habe, agiert jede KI anders, sodass sie nachsichtiger, aggressiver oder professioneller ist. Zudem ist die KI in einigen Fahrzeugklassen besser als in anderen. Sie sind also nicht in jedem Rennen gleich gut, das ist uns wichtig. Was das Nemesis-System anbelangt: Wenn du so fährst wie ich und dazu neigst, andere Autos in Kurven als Bremshilfe zu benutzen, haben die KI und natürlich auch andere Spieler irgendwann die Nase voll von dir. Sie werden dann zu deiner Nemesis und ein Symbol erscheint über dem Auto. Außerdem ändert sich das Verhalten der KI und ihr Skill-Level. Einige KIs werden härter und verhalten sich ein wenig aggressiver dir gegenüber, weil du ihnen nicht den nötigen Respekt entgegengebracht hast. Eine Änderung gegenüber GRID 2019 ist, dass wir viele dieser Beziehungen untereinander nachverfolgen, sodass sie zwischen den jeweiligen Rennen bestehen bleiben. Aber irgendwann normalisiert es sich wieder."
Zudem hat sich Codemasters vorgenommen, mit GRID Legends das "bisher größte GRID-Spiel" abzuliefern. Schaut man sich die nackten Zahlen an, versteht man auch, warum das so ist. Da wären die erwähnten 250+ Events, dazu gibt's zum Launch mehr als 130 handverlesene Fahrzeuge, die sich in neun Kategorien und 48 Fahrzeugklassen (21 in GRID 2019) aufteilen. Alle von ihnen lassen sich mittels Upgrades verbessern. Überdies gibt's hier gleich neun verschiedene Renn- beziehungsweise Event-Modi statt drei.
Massig Fahrzeugklassen, Modi und mehr in GRID Legends
Die Fahrzeugklassen decken alles von Muscle über Touring Car, Hyper Hybrid bis hin zu Stadium Trucks ab, dementsprechend sind auch die Anforderungen je nach Fahrzeug ein wenig anspruchsvoller. Hinzu kommen 22 Strecken zum Launch. Das sind 13 Rennstrecken, neun Stadtkurse sowie ein Punkt-zu-Punkt-Rennen. Summa summarum läuft das auf 143 Routen zum Start hinaus, zu ihnen zählen 36 Rampen-, 15 Boost- und 14 Drift-Routen. Neu sind Strecken in London und Moskau, ebenso gibt's eine fiktive und von Le Mans inspirierte Strecke namens Strada Alpina.
Die einzelnen Modi sollen indes für Fahrspaß pur sorgen. Multi Class ist etwa ein "Was wäre wenn"-Modus, in dem verschiedene Fahrzeugklassen gegeneinander antreten. Und das mit einem gestaffelten Start, abhängig von der Geschwindigkeit des jeweiligen Fahrzeugs. Elimination ist ein Last Car Standing und hier solltet ihr es bei jeder Eliminierung vermeiden, auf einem der letzten beiden Plätze zu stehen. Beim Electric Racing ist wiederum ein Boost möglich. Den solltet ihr taktisch einsetzen, denn er ist nicht von Beginn an verfügbar, ihr ladet ihn an speziellen Punkten auf und könnt ihn dann dreimal einzeln oder komplett auf einmal einsetzen.
Um GRID Legends fit für die neuen Konsolen zu machen, gibt es weiterhin Änderungen und Verbesserungen am Handling und an der Kamera. Letzte soll mehr ein Gefühl für Geschwindigkeit vermitteln als bei GRID 2019, egal ob im Cockpit oder in der Außenperspektive. "Das Handling-Team, das bei GRID 2019 großartige Arbeit geleistet hat, auf das gesamte Feedback der Community gehört", betont Smith. "Wir hatten etwa ein Problem mit den Curbs, die die Spieler ins Schleudern brachten und ein paar Probleme verursachten, die sicher jeder kennt. Das wurde alles geprüft und behoben. Und jedes Auto wird sich so verhalten, wie du es erwartest - das gilt auch für alle neuen Fahrzeuge."
Wetter? Ist vorhanden! Große Überraschungen erwarten euch hier nicht. Im Trockenen fahrt ihr normal und abhängig davon, ob es nass ist, regnet oder schneit, gestaltet es sich dann entsprechend rutschiger. Auf manche Dinge, die sich einige Fans vielleicht wünschen, müsst ihr indes verzichten: "Wir haben keine Boxenstopps und keinen Reifenverschleiß", erwähnt er. "Es wurde viel Arbeit in das Schadenssystem gesteckt und Verbesserungen gegenüber dem letzten Spiel vorgenommen, vor allem um mehr Schaden ins Spiel zu bringen, mehr Partikel. Wenn du spielst, wirst du den Rauch der Autos nicht übersehen. Viele der Effekte und die Crashes schleudern eine Menge Partikel in die Luft, also haben wir dafür gesorgt, dass es viel mehr davon gibt, es ist viel dynamischer."
"Es gibt mechanische Schäden, wenn du die harten Schwierigkeitsstufen aktivierst. Mein Rat ist, damit zu experimentieren. Aber wie ich schon erwähnte, haben wir auch extreme mechanische Schäden für die KI-Spieler, sodass wir ihre Motoren in die Luft jagen und Räder sich auflösen - das alles gehört zu den menschlichen Aspekten des KI-Systems. Wir haben das Schadenssystem überarbeitet und es ist besser als das letzte - wir haben definitiv einige Zeit damit verbracht, es zu verbessern."
Erstellt eigene Events in GRID Legends und erhaltet zusätzliche Inhalte
Und damit ist hier noch längst nicht Schluss. Wer eigene Voraussetzungen individuell schaffen möchte, greift auf den Race Creator zurück. Es ist kein echter Streckeditor à la Trackmania, vielmehr wählt ihr aus verschiedenen Variablen wie Disziplin, Schauplatz, Wetter, Runden- und Fahrerzahl eure Wunschkombination und schon bald ihr ein individuelles Rennen, das sich gleichermaßen mit anderen teilen lässt. Alles soll simpel zu handhaben sein, unterstützt werden dabei sämtliche Inhalte und nach dem Release folgen weitere Ergänzungen.
Insgesamt möchte Codemasters aus GRID Legends ein sehr "soziales" Spiel machen und "Barrieren entfernen". Das verdeutlicht der Multiplayer-Part dadurch, dass ihr in die laufenden Rennen anderer einsteigen und dort dann einen KI-Fahrer ersetzen könnt - das gilt sogar für den Karrieremodus und den Race Creator. Obendrein gibt's noch Cross-Platform-Support auf PC, PlayStation und Xbox, es kann also tatsächlich jeder mit jedem spielen. Abseits dessen habt ihr ebenso klassische Optionen wie Quick Races und Listen mit aktiven Sessions.
Obendrein erwarten euch wöchentliche und monatliche Events mit zeitlich begrenzten Rennen und Herausforderungen, die euch neue Herausforderungen bescheren. Das teilt sich in Core- und Premium-Events auf. Erstere sind für alle Spieler verfügbar, die Premium-Events nur für Käufer und Käuferinnen der Deluxe Edition von GRID Legends. Einen Battle Pass oder Ähnliches braucht ihr dafür nicht. Wie Smith explizit betont, gibt es hier weder Battle Pass noch Mikrotransaktionen. Aber eben die Aufteilung zwischen Standard und Deluxe Edition.
Wer die Deluxe Edition kauft, erhält im ersten Jahr ohne zusätzliche Kosten vier Content Drops mit zusätzlichen Story- und Karriere-Inhalten, neuen Spielmodi, Strecken und Routen. Neue Fahrzeuge, Sponsoren und die erwähnten Core-Events bekommen auch alle mit der Standard Edition. Wichtig: Jeder kann an sämtlichen mit dem Race Creator erstellten Events teilnehmen, auch wenn sich dafür verwendete Inhalte nicht im eigenen Besitz befinden. Auch hier gilt: Keine Barrieren.
"Wir haben diese vier Drops", sagt Smith. "Wenn die Drops verfügbar sind, erhälst du alle Inhalte auf einmal, also alle neuen Ergänzungen für den Race Creator, die Karriere, die Story und die Fahrzeuge. Und dann gibt es natürlich jede Woche und jeden Monat neue Inhalte, die auf diesen neuen Inhalten und den bestehenden Inhalten basieren, die wöchentlich und monatlich als Herausforderung laufen. Also nein, wir haben keinen Battle Pass, wir haben keine Mikrotransaktionen. Wir haben ein sehr gutes Angebot für GRID Legends."
Spielen könnt ihr das alles ab dem 25. Februar 2022, wenn GRID Legends für PlayStation 5, Xbox Series X/S, PlayStation 4, Xbox One und PC (Origin und Steam) erscheint. Ein kostenloses Next-Gen-Upgrade ist ebenfalls möglich. Auf den neuen Konsolen (PS5 und Series X) strebt Codemasters 4K und 120Hz an, möchte ihre gesamte Power ausnutzen, unter anderem für die neue Beleuchtungs-Engine.