Wii Music
Überraschung: Es macht Spaß!
Wenn Ihr Spiele ausschließlich als Wettbewerbe definiert, wenn Ihr die Herausfordung sucht, wenn High Scores oder Kill-Counter für Euch unverzichtbar sind oder wenn Ihr ballern, ballern, ballern müsst, dann versucht gar nicht erst, dieses Review weiterzulesen. Wii Music ist nicht Euer Ding und wird es nie sein. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren und ich werde nicht versuchen, Euch des Gegenteils zu überzeugen.
Falls Ihr von Spielen allerdings das erwartet, was sie ursprünglich erreichen sollten - Ablenkung und Unterhaltung bieten, ganz schlicht Spaß machen -, dann seid Ihr möglicherweise noch nicht so engstirnig, in Wii Music den personifizierten Spieleteufel zu sehen. Denn hier ist eine für manche unbequeme Wahrheit: Es hat durchaus seinen Reiz.
Vielleicht sollten wir zunächst festhalten, was Miyamotos neuestes Werk überhaupt ist. Oder was es nicht ist. Nicht nämlich ist es ein Titel im Stile von Rock Band oder Guitar Hero. Es geht nicht darum, ein paar Dutzend Songs vermeintlich auf die Note genau nachzuspielen, jeden Ton zu treffen und sich dabei die Finger zu verknoten.
Es geht vielmehr darum, die Klänge an sich zu genießen. Das Gefühl zu spüren, selbst zu musizieren und eine gewisse Kontrolle über das zu haben, was da aus den Lautsprechern schallt. Gemeinsam ohne jegliche musikalische Kenntnisse wohlklingende Töne zu erzeugen. Es ist ein Musikspiel, kein Geschicklichkeitsspiel.
Der Schwerpunkt von Wii Music liegt auf den so genannten Jam-Sessions, in denen Ihr mit bis zu fünf weiteren Band-Mitgliedern (maximal drei davon menschlicher Natur) immer einen der insgesamt rund 50 Songs nachspielt. Jeder Spieler erhält dabei die Kontrolle über ein Instrument, das wiederum einen Bestandteil des jeweiligen Liedes abdeckt - die 1. oder 2. Stimme, die Percussions, die Akkorde und so weiter. Zur Auswahl steht dabei so ziemlich alles Nennenswerte, was die Musik eben hergibt; vom gewöhnlichen Klavier über Schlagzeug und Xylophon, Gitarre und Bass bis hin zu Trompete und Saxophone.
Deren Steuerung gestaltet sich vollkommen unterschiedlich: Während Ihr beim Schlagzeug mit einer Kombination aus Tastendruck und Schlagen jedes Element des Instruments einzeln ansteuern könnt, ist der Einfluss bei den Bläsern und Streichern eher gering. Dort genügt es, zwei Buttons zu drücken und die Wiimote unterschiedlich zu kippen. Beim Klavier hingen dürft Ihr unter anderem die Tonhöhe ändern, bei Glocken etwa besitzt Ihr selbstverständlich die volle Kontrolle. Ich will nicht alles auflisten, aber Ihr merkt anhand dieser kurzen Aufzählung bereits, dass die Einflussnahme zwischen groß und gering schwankt.
Was jedoch macht Ihr nun tatsächlich beim Spielen? Diese Frage lässt sich gar nicht so genau beantworten, denn die Antwort hängt davon ab, was genau Ihr erreichen möchtet. Ist es Euer Ziel, einen Song möglichst originalgetreu wiederzugeben, müsst Ihr Wiimote und / oder Nunchuk, grob gesagt, lediglich zum richtigen Zeitpunkt in einer von vier Stilrichtungen bewegen.
Doch das ist nur eine von vielen möglichen Spielweisen, da Ihr ebensogut Lieder nach Eurem Gusto verschönern und frei interpretieren könnt. Ihr dürft die Instrumente ohne Einschränkungen wählen, mehrere Stimmen nacheinander aufnehmen, sie anschließend miteinander kombinieren. Und das wirklich Schöne daran sind die Überraschungen, die Ihr erlebt. Wenn "O Tannenbaum" plötzlich richtig rockig klingt, weil Ihr E-Gitarren statt Flöten verwendet habt, könnt Ihr Euch ansatzweise vorstellen, was es bedeutet, Musik zu komponieren.