Windchaser
Auf Spaßjagd
Vorausschauende Planung und ein gutes Timing sind hier unerlässlich, um in den anspruchsvollen Auseinandersetzungen zu bestehen. Da muss man auch mit der einen oder anderen Niederlage rechnen, bevor man endlich die richtige Taktik für einen Gegner oder eine ganze Horde von Fieslingen gefunden hat. Wem das nicht gefällt, der sollte gleich aufhören zu lesen. Die Geplänkel sind schließlich die linke Herzkammer des Spiels und vor allem durch den hohen Schwierigkeitsgrad unglaublich motivierend.
Die rechte Herzhälfte stellt wiederum das Gildenschiff Windchaser, Euer fliegendes Hauptquartier, dar. Ist der schwebende Kahn anfangs lediglich Rückzugsort für verwundete Charaktere und Lager für Gegenstände, mausert er sich später zu einer richtigen Allzweck-Festung. Immer, wenn ein Quest erfolgreich abgeschlossen wird, erntet Eure Gilde Ruhm und darf entsprechende Punkte in die Techtrees der Windchaser investieren. Ganz egal, ob man dabei auf einen großen Lagerraum, einen Ausgrabungsarm oder Produktionsstätten für Gegenstände setzt, jeder Punkt lohnt sich und facht das Streben nach neuen Errungenschaften weiter an.
Einheiten werden im Gilden-Hauptquartier allerdings nicht bereitgestellt. Nur der harte Kern der Protagonisten bleibt von Mission zu Mission erhalten. Die weiteren Mitstreiter gewinnt Ihr jeweils im Laufe einer Mission für Eure Sache. Diese Burschen sammeln ebenfalls Erfahrung und lassen sich in besonderen Stätten in der Umgebung aufwerten, in neue Abschnitte folgen sie Ioan und seinen treuen Begleitern jedoch nicht.
In jedem Fall sollte man als Spieler etwas resistenter sein, da man dem Titel deutlich anmerkt, dass die Entwickler bisher nur wenig Erfahrung sammeln durften. Die Bedienung ist zum Beispiel etwas unpräzise und könnte wesentlich intuitiver ausfallen. Manche Gebäuden benutzt man einfach, indem man sie anklickt, bei anderen wird die Interaktion erst über eine weitere Schaltfläche ermöglicht.
Genauso unflexibel sind auch ein paar Auslöser von Ereignissen. Unter Umständen – und mit etwas Pech – kann es passieren, dass man einen Trigger verpasst und sich zwischenzeitlich an nahezu unbesiegbaren Feinden versucht, um voran zu kommen. Wer soll denn ahnen, dass sich ganze Horden von Gegnern nur durch den Besuch eines Händlers in Luft auflösen? Und warum gibt es eigentlich keine Währung?
Waren werden hier ihren Werten entsprechend getauscht. Da man den Händlern aber maximal vier Gegenstände gleichzeitig anbieten darf und diese meist über ein recht beschränktes Sortiment an Waren verfügen, gestaltet sich das Eintauschen von günstigen Waren als äußerst umständlich. Wer einfach nur Platz im Kämmerchen schaffen will, muss also entweder günstige Gegenstände von Bord werfen, oder umständlich in Verbindung mit wertvollen Artefakten hin und her tauschen.
Es ist diese Unausgereiftheit im Detail, die das Spielen stellenweise wirklich anstrengend werden lässt. Immerhin hat die Umsetzung des Kernprinzips wirklich wunderbar funktioniert. Die Verquickung von Taktik, Strategie und einigen Rollenspielelementen macht schnell süchtig und zieht Euch wie eine Dampflok durch das umfangreiche Abenteuer. Dazu leistet auch die spannende Hintergrundgeschichte mit ihren zahlreichen Wendungen einen essentiellen Beitrag. Da stört es kaum, dass die Spielwelt trist und die Charaktere ein wenig steif geraten sind.
Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es sich bei Windchaser um kein leicht bekömmliches Spielchen handelt. Hier muss man ordentlich Geduld mitbringen und arbeiten, um den Spaß ans Laufen zu kriegen. Die Mühe wird für Taktiker und Denker aber in jedem Fall belohnt. Also Leute: Anpacken und Kohlen schippen, der Party-Zug fährt nicht von alleine!
Das Gildenschiff hat bereits abgelegt und ist mitsamt Besatzung für schlappe 30 Euro zu haben.