Winnenden: Familien der Opfer wollen ein Verbot von 'Killerspielen'
Und eine 'Gewaltquote' fürs Fernsehen
In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel, Bundespräsident Köhler und Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger fordern die Familien der Opfer des Amoklaufs von Winnenden unter anderem ein Verbot von "Killerspielen".
"Wir wollen, dass Killerspiele verboten werden. Spiele, ob über Internet oder auf dem PC, die zum Ziel haben, möglichst viele Menschen umzubringen, gehören verboten. Gleiches gilt für alle Gewalt verherrlichenden Spiele, deren Aufbau und Darstellung sehr realistisch sind und bei denen viel Blut fließt", heißt es darin.
Zugleich möchte man, dass der Zugang junger Menschen zu Waffen eingeschränkt wird. Eine Heraufsetzung der Altersgrenze auf 21 Jahre sei unerlässlich. Außerdem fragt man sich, ob man im Schießsport nicht vollständig auf großkalibrige Waffen verzichten könne, zumal selbst bei den olympischen Wettkämpfen lediglich Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen zum Einsatz kämen.
Die Strafen bei einem Verstoß gegen gesetzliche Verpflichtungen zur Aufbewahrung von Munition und Waffen erfüllen demnach nicht ihren Zweck. Der Gesetzgeber müsse Verstöße gegen das Waffenrecht deutlicher und stärker bestrafen.
Auch das Fernsehen bekommt sein Fett weg: "Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger."
"Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird. Von den Sendern muss verlangt werden, dass sie ein ausgewogenes Programm anbieten und die Zurschaustellung von Gewalt reduziert wird. Eine 'Gewaltquote', der Anteil von Sendungen mit Gewalt in Relation zur Gesamtsendezeit pro Sender, sollte eingeführt werden. Die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche fernsehen, sollten generell gewaltfrei sein."
Weiterhin kritisiert man das Internet, insbesondere Chatrooms und Foren. Man verlangt nach "mehr Jugendschutz im Internet".
"In der virtuellen Welt werden heute anonym und gefahrlos Gedankengänge artikuliert und diskutiert, die eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Wie diese Aktivitäten eingedämmt werden können, wissen wir nicht. Es darf aber nicht sein, dass sich junge Menschen anonym gegenseitig aufhetzen und zu Gewalteskalationen auffordern."
In Berichten über die Gewalttaten sollen derweil weder Name des Amokläufers genannt noch Bilder von ihm gezeigt werden. "Am aktuellen Beispiel von Winnenden zeigt sich, dass die derzeitige Berichterstattung durch unsere Medien nicht dazu geeignet ist, zukünftige Gewalttaten zu verhindern. Auf nahezu jeder Titelseite finden wir Namen und Bild des Attentäters. Diese werden Einzug finden in unzählige Chatrooms und Internet-Foren. Eine Heroisierung des Täters ist die Folge. Bei Gewaltexzessen wie in Winnenden müssen die Medien dazu verpflichtet werden, den Täter zu anonymisieren. Dies ist eine zentrale Komponente zur Verhinderung von Nachahmungstaten."
Des Weiteren fordert man eine genaue Aufklärung und Aufarbeitung der Tat, obwohl "Das Warum der Tat sicher nie vollständig geklärt werden kann."
"Wichtiger für die Angehörigen und unser aller Zukunft ist die Frage: Wie konnte es geschehen? Wir wollen wissen, an welchen Stellen unsere ethisch-moralischen und gesetzlichen Sicherungen versagt haben. Dazu gehören auch das Aufzeigen der persönlichen Verantwortung und die daraus folgenden – auch juristischen - Konsequenzen."