WipEout 2048 - Vorschau
Höher, schneller, Gleiter
Noch Anfang der Woche sprach ich über Uncharted: Golden Abyss als absolutes Vita-Aushängeschild, das Spiel, an dem am 22. Februar wohl nur für die wenigsten Early Adopter ein Weg vorbeiführen wird. Und das ist eigentlich auch so. Trotzdem ist mein persönlicher Favorit aus dem Start-Aufgebot an Spielen ein anderer Titel. In Liverpool entsteht nämlich gerade ein Prequel zum dem Rennspiel, das neben Gran Turismo wie kein anderes sinnbildlich für die PlayStation ist, oder besser "war": WipEout.
Um die Serie das erste Mal seit langer Zeit wieder wirklich voranzubringen, legt das neue WipEout zunächst den Rückwärtsgang ein. Mit 2048 wird uns eine Ära des futuristischen Luftkissen-Rennspektakels präsentiert, die noch vier Jahre vor dem ersten Teil des Franchises angesiedelt ist. Der startete bekanntlich 2052, um bereits mit dem ersten Nachfolger einen Zeitsprung von satten 45 Jahren hinzulegen. Gleichzeitig sprechen die Liverpool Studios aber vollmundig davon, euch in einigen Events schneller über die Pisten zu scheuchen als je zuvor. Wie das mit der Timeline zusammenpasst? Ist doch eigentlich egal.
Was zählt, ist, dass erstmals seit längerem die Formel selbst mal wieder ein bisschen durchgewürfelt wird und natürlich werden auch zahlreiche neue Features Einzug halten. Die Strecken sind oft breiter, mehr Abzweigungen respektive Abkürzungen vorhanden und auf den Kursen sind offensive und defensive Items visuell klar unterteilt. Obwohl in den einzelnen Kategorien dann immer noch ausgewürfelt wird, welches Einmal-Upgrade ihr nun bekommt, ist von euch so auf der Strecke zumindest in der Theorie häufiger eine Entscheidung gefragt als zuvor, als man noch lediglich zwischen Gadget und Turbo-Feld wählte. Ihr solltet nicht nur wissen, wie ihr einzelne Kurven, Steilhänge und dergleichen nehmt, sondern müsst auch je nach Spielsituation eure Fahrweise anpassen. Wer vorweg fährt, schießwütige Verfolger im Nacken, sollte vorzugsweise grüne Power-Felder überfahren, um sich ihrer laserig glühenden Avancen zu erwehren. Wer im Hintertreffen ist, konzentriert sich auf Mittel und Wege, "denen da vorne" die Triebwerke zu verkohlen.
Über drei Saisons verdingt ihr euch in einer Karriere, die von 2048 bis 2050 andauert. Auffällig ist dabei, dass die Strecken wieder ein wenig mehr Gegenwartsbezug aufweisen. Die Architektur der Skylines scheint nicht ganz so abgehoben wie zuletzt und hier und da sieht man auch mal ein grüne Fleckchen. die Technokratie scheint allgemein noch nicht so weit in diese Zukunftsvision vorgedrungen zu sein. Für mich persönlich gewinnen die Kurse so an Identität hinzu, der Kontrast zu den TRON-artig umgestalteten Zone-Ausgaben der Strecken wird so noch größer, was diesen speziellen Herausforderungen noch etwas mehr Würze verleiht.
Der Cross-Plattform-Mehrspielerpart ist unterdessen weiter voll in Arbeit, war auf einem Londoner Event sogar schon spielbar. Besitzer von WipEout HD auf der PS3 werden auf diversen Strecken gegen die Vita-Kollegen antreten können. Die Auswahl soll stückweise vergrößert werden - rechnet damit, dass diese der PlayStation-3-Version per DLC nachgereicht werden. Ob die Erweiterungen etwas kosten werden, ist aktuell nicht bekannt. Ich hoffe auf autonome Erweiterungspakete, die Fury auch für Spieler interessanter machen, die sich nur mit anderen PS3lern auseinandersetzen.
Nett ist auch die Online-Mehrspieler-Kampagne, wobei der Titel eventuell etwas irreführend ist. Es geht hier nicht in einer Liga mit festen Teilnehmern um Cups und Medaillen. Stattdessen ist diese Online-Kampagne asymmetrisch angelegt. Ihr sucht ein beliebiges Online-Rennen, in dem ihr dann ein bestimmtes Missionsziel zu erfüllen versucht, etwa nicht erster zu werden oder eine bestimmte Zahl von Abschüssen zu erreichen. Hier könnte eine ganz eigene Renndynamik entstehen, weil jeder sein eigenes Süppchen kocht. Daneben unterstützt WipEout 2048 auch die Bewegungssensoren der tragbaren Konsole, um die Steuerung der Gleiter darüber zu erledigen, ein Feature, das Puristen vermutlich als wenig attraktives Gimmick ausmachen werden. Immerhin ist es hier nicht ganz so fehl am Platz, wie in einigen 3DS-Spielen, in denen jeder Schlenker des Gerätes für verzerrte Bilder und Verlust der Tiefenwahrnehmung sorgt.
Ebenfalls ein Gimmick, dafür aber eines der netteren Sorte, sind die AR-Belohnungen, bei denen ihr mit Hilfe der pfeilschnellen rückwärtigen Kamera der Vita hochdetaillierte Gleiter von Quirex RD und Co. als Miniatur-Ausgabe auf eurem Schreibtisch schweben seht. Dankt der tollen Auflösung und der flinken 60 Bilder pro Sekunde ein verblüffender Effekt. Das Attribut trifft zudem auch auf die Aufmachung des ganzen Spiels zu. WipEout 2048 bestätigt allen, die noch daran gezweifelt haben, problemlos selbst hochtrabendste Versprechen von "Unterwegs-Next-Gen". 60 Bilder schafft Sony Liverpool im Rennbetrieb zwar nicht, dennoch ist die Bildrate schön stabil, die Grafik extrem sauber und effektvoll. Ich bete schon jetzt für eine Hardware-Revision mit HDMI-Ausgang. Ich schlage vor, ihr tut dasselbe.
Schon vor ein paar Jahren fiel einem kaum ein besserer Grund ein, sich eine PSP zuzulegen, als das WipEout Pure. Heute mag die Marke nicht mehr so viel Zug haben und die PS Vita hat offenbar bereits jetzt bessere Karten als ihre Vorgängerin, was die Softwareunterstützung angeht. Trotzdem versprüht WipEout 2048 einfach diesen speziellen Charme eines mit gesunder Ambition und massig Know-How weitergeführten Titels. Es ist die rücksichtslose Eleganz, mit der man hier über unwahrscheinliche, aber nie komplett unmögliche Kurse braust, durch die das Spiel auch 16 Jahre nach seiner Premiere noch verdammt attraktiv bleibt. Diesen fernen und doch irgendwo greifbaren Futurismus zelebrieren in dieser Form nur die wenigsten anderen Spiele. Eineinhalb Monate noch mit den Füßen scharren.
WipEout 2048 erscheint am 22. Februar.