World of Chaos
Der Name ist Programm!
Was durfte der Spieler nicht schon alles verkörpern. Supermänner, Sondereinsatzkommandos, Auftragskiller, Schatzjäger - aber Halborks? Nicht wirklich. Diese Lücke will World of Chaos, schließen, ein Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen und einem grünen Ork-Mensch-Hybrid. Aber ist das Leben eines Halborks wirklich so anders - und vor allem: ist es überhaupt spannend?
Was, wie, wo?
Die furchtbar epische und innovative Story von World of Chaos geht in etwa so: Ihr seid Skandar Graun und wollt den Mord an Euren Eltern rächen. Nebenbei hat Euch der Gott des Chaos noch den ehrenvollen Auftrag gegeben, das "Wort des Chaos" zu finden. Mit Hilfe dieses schmucken Gegenstands könnte sich das Geschehen in der Welt von Worluk zu Gunsten des Chaos wenden, und die anderen beiden Götterfraktionen - Ordnung und Balance -, würden blöd in die Röhre gucken. Wie es der Zufall will, sind der Mörder Eurer Eltern und der Hüter des Artefakts ein und die selbe Person.
Wie also schon erwähnt, die Story ist furchtbar episch und innovativ – und wenn auch nur für jene, die noch nie in ihrem Leben ein Computerspiel angerührt haben. Aber wenn Umsetzung und Inszenierung stimmen, erträgt man schließlich so manch abgegriffene Erzählung. Leider ist bislang das genaue Gegenteil der Fall. Ihr wacht nach einer kleinen Ladezeit und einem Vorwort halb nackt am Hafen auf, nur ein Blick in das noch nicht ganz übersetzte Tagebuch gibt Aufschluss über die Geschichte. Kein hübsches Intro, keine Textzeilen, kein gar nichts – hoffen wir mal, dass sich das in der fertigen Version noch ändert.
Abwechslung – Fehlanzeige
So irrt man dann die ersten Minuten ziellos in der Gegend umher, was zum großen Teil auch an der Umgebung liegt. Die ist nämlich alles andere als abwechslungsreich: Die erste Stadt zum Beispiel besteht aus zwei Tonnen Pflaster und zwanzig Häusern, die wohl alle der selbe Architekt mit dem selben Plan erbauen ließ. An sich wäre das gar nicht mal schlimm, gäbe es einige besondere Punkte, an denen man sich orientieren könnte. Diese "besonderen Punkte" glänzen allerdings durch Abwesenheit: Überall gibt das Grau den Ton an, die Ausnahme machen lediglich zwei, drei besondere Gebäude - definitiv zu wenig. Im Wald sieht es leider nicht besser aus: Statt grau ist alles grün, ein paar hingeklatschte Steine und Wege versuchen verzweifelt, das Ganze etwas aufzupeppen. Zu allem Überfluss versperrt alle zwei Klicks eine gigantische, ins Bild ragende Baumkrone die Sicht. So "nah" wollen wir dem Wald eigentlich nicht sein.
Wenn man sich schon so nicht zurecht findet, sollte wenigstens ein Blick auf die Karte weiterhelfen. Für die reine Orientierung reicht diese zu Genüge - nur Markierungen, die besondere Punkte oder Ziele zeigen, sucht man vergebens. Wo geht's hier zum nächsten Waffenladen, wo kriege ich meine Aufträge her? Solche Informationen fehlen völlig.
Ich habe einen Auftrag für Sie ...
Sprecht Ihr mit einem Auftragsgeber – rund 60 Quests soll es im Spiel geben -, kommt das Multiple-Choice-Verfahren zum Einsatz. Nehmt Ihr die Mission an, schlagt vorher noch eine höhere Belohnung raus oder lehnt sie sogar ab? Mehr Auswahlmöglichkeiten gibt es meist nicht, ins Plaudern geratet Ihr deswegen selten. Anschließend dürft Ihr erstmal ratlos auf den Bildschirm starren. Denn die Beschreibungen, die Euch die Auftraggeber liefern, erklären zwar die Mission an sich, wo die aber zu verrichten ist, wird mit keinem Wort erwähnt. Ein Blick ins Questbuch hilft auch nicht weiter: Nach einer kleinen Einleitung, in der Skandar seine teils recht primitiven (und primitiv ausgedrückten) Gedanken zum Besten gibt, stehen nur Aufgabe und Auftraggeber geschrieben. Letzterer gibt auf Nachfrage keinerlei Zusatzinformationen preis und hat sonst nicht viel zu sagen. Generell sind die Bewohner von Worluk noch recht wortarm. Die meisten lassen sich nicht ansprechen, sinnvolle Sätze geben nur die Auftraggeber von sich. Schade eigentlich, bietet doch die Welt von Worluk mit ihren verschiedensten Bewohnern viel Stoff für kleine Geschichten am Rande.
Die Aufträge selbst umfassen verschiedene Ziele. Neben friedlichen Missionen, in denen Ihr etwa mit Hilfe eines Rings am Hafen nach Schmuggelware sucht, warten allerlei Quests auf Euch, die die Lizenz zum Töten erteilen. Eine der ersten Missionen in der Stadt ist zum Beispiel die Rettung eines kleinen Jungen vor zwei Hunden, deren Napf wohl seit einiger Zeit nicht mehr gefüllt wurde. Später sollt Ihr "unter Protest" ein paar Lagerhäuser anzünden oder eine Karawane aus den Klauen einer Diebesbande befreien. Kommt es zum Feindkontakt, macht ihr Bekanntschaft mit dem rundenbasierten Kampfsystem.
Kampf nach Punkten
Laut Entwicklern ist selbiges zwar furchtbar modern, man kann es aber genauso gut mit alten Schinken wie Fallout vergleichen. Ihr habt eine bestimmte Anzahl an Aktions-Punkten zur Verfügung, die durch Dinge wie Laufen, Kämpfen, Zaubern und Gegenstände benutzen draufgehen. So kostet beispielsweise jedes zurückgelegte Feld zwei Punkte, ein Angriff sechs Punkte. Habt Ihr Eure Runde abgeschlossen, ist der Gegner dran. Blöd: Sehr knapp gehen die meisten Begegnungen nicht aus. Entweder ihr verarbeitet Eure Widersacher zu Schaschlik, oder Ihr beißt nach drei Runden ins Gras. Von einem ausgewogenen Schwierigkeitsgrad kann deswegen leider noch nicht die Rede sein.
Wenn Ihr dann mal gewinnt, hagelt es Erfahrungspunkte, die in eine von 36 Fertigkeiten investiert werden können. Die Hauptmerkmale sind hierbei unter anderem Konstitution und Leben, aber auch Essenz oder Geist - was die angehenden Zauberer unter Euch interessieren dürften. Man kann seinen Helden also ähnlich wie in Gothic vom kleinen Niemand zum blutrünstigen Axtschwinger, perfiden Fernkämpfer oder mächtigen Magier leveln. Apropos Magie: Unterteilt in die Bereiche "Magier" und "Priester" warten insgesamt 240 Zauber auf ihre Benutzung.
World of Chaos hat an sich gute Ansätze. Ein etwas anderer Held, rundenbasierte Kämpfe und zahlreiche Fertigkeiten und Zauber versprechen Spielspaß. Momentan wird der allerdings durch zahlreiche Mankos getrübt. Die Missionsbeschreibungen der insgesamt 60 Quests und die Übersichtskarte geben kaum Informationen preis, die Areale bieten wenig bis keine Highlights, Sprachausgabe und Einführung in die Story fehlen ebenfalls. In der fertigen Version wird aber hoffentlich zumindest ein Intro enthalten sein. Zeigen muss sich auch noch, ob der Halbork eine gute Heldenfigur abgibt - viel über ihn sagen kann man bis jetzt jedenfalls nicht. Es gibt also noch viel zu tun bis zum geplanten Release im März.
World of Chaos erscheint voraussichtlich im März und soll – wie auf der offiziellen Website angegeben – 29, 99 Euro kosten. Dort soll auch „demnächst“ eine Demo zu Verfügung stehen.