World of Tanks
From Russia with lots of Tanks
World of Tanks ist ein merkwürdiges Phänomen. Wie kommt es, dass selbst eingefleischte Pazifisten täglich Hunderte Panzer schrottreif sprengen, obwohl sie im wahren Leben einen russischen T-26 nicht von einem deutschen Leopard-Panzer unterscheiden könnten, von Militärtaktik weniger Ahnung haben als von Hello Kitty und Kriegsspiele sowieso doof finden? Zugegeben, als der russische Entwickler Wargaming.net mit seinem Panzerspiel auf der Bildfläche erschien, hätte kaum ein Kritiker auf einen derartigen Massenerfolg gewettet, mich eingeschlossen.
Die Realität straft dafür jetzt alle Zweifler Lügen. Das Spiel ergatterte auf Anhieb einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde, als sich gleichzeitig 91.311 Spieler auf einem einzigen MMO-Server tummelten. Außerdem scheffelt Wargaming.net genügend Geld mit dem free-to-play-Modell, um kräftig zu expandieren. Die Entwickler haben just etliche neue Panzer und Karten eingepflegt. Das browserbasierte Clankriege-System wird gerade einem Betatest unterzogen und wer mindestens 15 Mitglieder in seinem Clan hat, sollte sich den Kampf um die Weltherrschaft unbedingt mal ansehen. In Zukunft soll es noch weitere Modi geben, zum Beispiel Eskorten, historische Schlachten, oder den Garage Battle, bei dem ihr vor dem Match fünf Panzer wählt und nach jedem Ableben in ein neues Vehikel umsteigt.
Am 15. November wird das Spiel hierzulande außerdem als Box-Version erscheinen. Zusammen mit Deep Silver hat man ein Paket geschnürt, in dem ihr für knapp 10 Euro Kaufpreis Bonusgegenstände im Wert von 20 Euro erhaltet. Zu guter Letzt hat Wargaming.net die Nachfolgetitel World of Warplanes und World of Battleships angekündigt, die das Trio zu Lande, zu Wasser und in der Luft komplettieren sollen.
Doch was lässt speziell das Panzer-MMO zu einem derartigen Lehrstück für zeitgemäße Mehrspieler-Action werden? Zwei Zutaten machen das Erfolgsgeheimnis aus: Einfachheit und Upgrades.
Nachdem ihr zum ersten mal den Client startet, pickt ihr einen jungfräulichen Panzer aus der Garage und stürzt euch per Klick auf "Battle!" in die erste Schlacht. Tutorial? Gebrauchsanweisung? Killefitz! Die Steuerung entspricht den üblichen Shooterkonventionen und ist so simpel wie schnörkellos. Natürlich explodiert ihr in den ersten Matches trotzdem öfter als Bruce Banner auf einer Extradosis Gammastrahlen, aber nach ein paar Runden habt ihr normalerweise den Dreh raus und könnt erste Erfolge verbuchen. Kurz und knapp: Das Ziel jedes Matches ist es, die Basis des Gegners einzunehmen oder alle feindlichen Panzer zu schrotten. Andere Spielmodi gibt es (noch) nicht.
Die wichtigsten Regeln in World of Tanks passen auf einen Bierdeckel: Besetzt die Flanken, sucht Deckung im Gebüsch oder hinter Häusern, schießt nur bei sicherem Ziel und benehmt euch eurer Rolle entsprechend. Leichte Panzer sind zum Beispiel prima Kundschafter und mit dem richtigen Motor verdammt schnell. Das macht sie zum idealen Lockvogel für Ablenkungsmanöver. Außerdem braucht die Artillerie die flinken Flitzer als ihre Augen.
Die "Self Propelled Guns" (SPG) haben nämlich eine enorme Reichweite und zerpflücken den Gegner locker über die halbe Karte hinweg, benötigen für dieses Kunststück aber genügend Kollegen in Sichtweite des Feindes. Als einzige Einheit besitzen die SPGs eine Art Satellitenperspektive und können das gesamte Gelände inklusive enttarnter Widersacher aufs Korn nehmen. Dafür ist die Artillerie im Nahkampf leichte Beute. Daher sollte immer ein mittlerer Panzer in ihrer Nähe Wache schieben. Diese Multitalente können auch zur Not in auftauchende Breschen eurer Verteidigung springen oder einen Angriff unterstützen. Schwere Tanks gehören mit ihrer massiven Panzerung an die Front.