World of Tanks
Schwere Jungs
Mein erster Gedanke zu World of Tanks: Was für ein Blödsinn. Nur mit einem lahmarschigen Panzer durch die Gegend fahren, andere Blecheimer abschießen und gleichzeitig alle anderen Faktoren wie Luftwaffe und Infanterie ausklammern? Als Singleplayer-Spiel mit Missionen und einer verbindenden Geschichte klingt das ja noch einigermaßen spannend, aber als Free-to-play-MMO? Skepsis ist da fast noch untertrieben. Für mich hatten die Publisher von Wargaming.net gehörig einen an der Waffel.
Doch dann gab ich meinem Herzen einen Ruck, installierte die Closed-Beta-Version auf meinem Rechner und wurde gehörig überrascht. Insbesondere was Stabilität, Grafikqualität und Anspruch anbelangt, entpuppte sich der schräge MMO-Neuling als weit fortgeschritten. Meine Kollegen halten mich zwar noch immer für ein wenig verrückt, weil ich stundenlang eine Zufallsschlacht nach der anderen führe und andere erstklassige Titel links liegen lasse, aber irgendwie hat mich das Spiel am Schlafittchen gepackt.
Der aktuelle Stand ist dabei noch relativ unspektakulär. Ihr startet mit einem uralten Mini-Panzer und müsst euch in ersten Einsteigergefechten ein wenig Erfahrung und Credits erspielen. Für diese könnt ihr dann in einem Tech-Tree neue Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände freischalten, Upgrades beziehungsweise Perks kaufen und so eurem Wunsch-Panzer immer näher kommen. Zusätzlich gibt es eine Panzerbesatzung, die langsam Erfahrung hinzugewinnt. So schießt ihr später schneller, seht weiter oder rumpelt agiler durch schwieriges Gelände.
Das Gameplay ist auf den ersten Blick recht simpel. Ihr knattert gemeinsam mit bis zu 14 Kollegen in Richtung Feind, müsst entweder alle Gegner erledigen oder die feindliche Flagge einnehmen. Die Perspektive ist währenddessen frei wählbar. Egal ob Third-Person oder direkt durch das Zielfernrohr des Kommandanten, am besten passt ihr die Sicht an die aktuelle Situation an. Ausgerichtet wird das Fadenkreuz per Maus. Zusätzlich gibt es eine Art Auto-Targeting, das aber nicht in jeder Situation das beste Ergebnis liefert. Speziell im Nahkampf lohnt es sich, selbst vorzuhalten, um nicht ständig daneben zu schießen.
Bei voller Fahrt streut euer Geschütz enorm. Jeder Treffer über mehr als 100 Meter ist aus der Bewegung heraus reine Glückssache. Wenn ihr aber stehen bleibt, können euch flinke Panzer aber nicht nur ausmanövrieren, sondern auch die Artillerie erwischen. Denn wie bei echten Kampffahrzeugen ist die Panzerung am Heck deutlich dünner. Je nach ausgewähltem Geschoss und feindlicher Panzerungsstärke sollte man sich seine Ziele genau auswählen. Endgame-Fahrzeuge wie der deutsche Maus-Panzer oder der russische IS 2 sind selbst am Heck so stark gepanzert, dass ein leichter Panzer dort nur den Lack abkratzt.
Zusätzlich gibt es ein Schadensmodell, das die verschiedenen Systeme simuliert. Gegner können euch die Kette wegschießen und euch so für ein paar Sekunden bewegungsunfähig machen, eure Kanone beschädigen und so die Streuung erhöhen oder aber euer Fernrohr ausschalten und so eure Sichtweite stark einschränken. Gerade letzteres ist ein wichtiger Faktor, denn je nach Panzertyp blickt ihr unterschiedlich weit in den Kriegsnebel. Da die meisten Fahrzeuge weiter schießen können als sie sehen, steigt mit einem eingespielten Team der taktische Anspruch.
Grob gesagt gibt es vier Klassen. Die leichten Panzer, um die gegnerische Stellung auszuspionieren und Geschütze im Hinterland auszuschalten. Jagdpanzer zur Verteidigung beziehungsweise als DPS-Austeiler, die zwar über wenig Schutz und keinen drehbaren Turm verfügen, dafür aber ordentlich Schaden machen. Die erwähnten Selbstfahrlafetten, die aus dem Hintergrund durch Artillerieschläge selbst absolute Superpanzer auseinandernehmen. Und last, but not least die Allrounder, die sich als mittlere Version in jeder Rolle wohlfühlen und in der schweren Variante als Tank-Tank mit viel Lebensenergie den Schaden auf sich ziehen.