World of Warplanes - ein Jahr später
Jetzt ist die Beta offen und mein Joystick bleibt im Schrank. Nein, ich schäme mich nicht dafür.
Vor genau einem Jahr hab ich mich erstmals ins Cockpit eines Weltkriegsfliegers aus World of Warplanes gesetzt. Damals in der geschlossenen Beta und mit eigens entstaubtem Joystick. Da lautete mein Credo noch: Wer Flugzeuge mit Maus und Tastatur fliegt, würde auch die Tour de France mit Stützrädern fahren.
So gesehen kann ich mich vom gelben Trikot verabschieden, denn: Kaum hatte ich in der mittlerweile offenen Beta neu angefangen, wanderte mein Joystick auch schon wieder in den Schrank. Fliegen mit dem Steuerknüppel macht Spaß, keine Frage. Aber wozu der Umstand, wenn die Bedienung auch ohne extra Eingabegerät auf dem vollbepackten Schreibtisch funktioniert? Wargaming.net folgen ihrer Leitlinie, die auch schon bei World of Tanks den Erfolg zementierte: unkomplizierte Action ohne Einarbeitung und Schnickschnack, ideal fürs kleine Scharmützel zwischendurch, mit Detailverliebten Modellen für Freaks und genug taktischem Tiefgang für Clan-Feldherren.
Wer World of Tanks kennt, dürfte sich auf Anhieb im Hangar zu Hause fühlen. Im Laufe der geschlossenen Beta hat sich hier einiges getan. Neue Module, Waffen und Flugzeugtypen erforscht ihr im Technologiebaum, derzeit stehen Kampfflieger aus Deutschland, Russland, Amerika und Japan zur Auswahl. Die Unterschiede zwischen den Maschinen machen sich im Handling und der Geschwindigkeit am deutlichsten bemerkbar. Schwerere Panzerplatten bedeuten ein träges Flugzeug, weshalb Bomber meist einen automatisierten Heckschützen mitbringen, der euch Verfolger vom Hals hält.
Eure Piloten erhalten jetzt - wie ihre Kollegen in den Panzern - Erfahrung in den Einsätzen, wodurch sie bei Erreichen der 100-Prozent-Marke ihre Sichtweite erhöhen dürfen oder ihre Überlebenschancen bei Cockpit-Treffern steigern. Eine Baracke zur Unterbringung der Männer fehlt allerdings noch. Ihr könnt also eure Piloten nicht in das nächstgrößere Flugzeug setzen, sobald ihr es gekauft habt.
Zwischen den Einsätzen müsst ihr eure fliegenden Kisten reparieren und mit Munition ausstatten. Auch hier kennen sich Panzer-Veteranen sofort aus. Wer seiner Individualität Ausdruck verleihen möchte, bepinselt seinen Flieger mit diversen Mustern und Motiven.
Flüssiger als Fliegen hinter Fliegen herfliegen
In Sachen Spielmodi gibt es nicht viel Neues zu berichten. Das Standardgefecht bietet noch immer die beiden Siegbedingungen, die schon vor einem Jahr zu erfüllen waren: Die feindlichen Gebäude plätten, um die Karte zu dominieren und / oder alle 15 gegnerischen Spieler vom Himmel pusten.
Dafür sind ein paar Karten hinzugekommen, die jedoch leider erst mit steigendem Rang in die Gefechts-Rotation übernommen werden. Anfangs wechselt ihr nur zwischen den Karten "Harbor" und "El Halluf". Später kommen das Insel-Archipel "Pacific Ocean", der gebirgige "National Park", die Küstenkarte "Lighthouse", die wasserreiche "Bay", die immergrüne "Asian Border", sowie die schneebedeckte "Arctic Region" und das staubtrockene "Plateau" hinzu.
Die Gefechte fliegen sich flüssiger als noch vor einem Jahr, was nicht nur an der optimierten Steuerung und der verbesserten Performance von Engine und Servern liegt. In Sachen Balancing und Flugverhalten haben die Entwickler die Maschinen noch stärker auf Spaß getrimmt, das Interface wurde extrem gut durchdacht, die minimalistischen HUD-Elemente überzeugen. Kein Pixel zu viel, übersichtlich und mit praktischen Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel der Option, während des Ladebildschirms auf die einzelnen Spieler in der Teilnehmerliste zu klicken, um das eigene Flugzeug mit ihrem zu vergleichen. So kann man schon vor der Runde abschätzen, wen man auf's Korn nimmt und wem man besser aus dem Weg geht.
Wenn nur noch ein paar Prozent Panzerung am Chassis hängen, die Waffen überhitzen, und der Booster längst streikt - da lacht das Pilotenherz.
Schön auch, dass nicht automatisch die Flieger mit der dicksten Panzerung den Ton angeben. Während bei World of Tanks die schweren Kolosse nicht selten im Alleingang eine Partie dominieren, kann in der Luft ein schneller und wendiger Jäger selbst dicken Bombern gefährlich werden, solange er stets im toten Winkel der Heckgeschütze bleibt und Schleifen um den Gegner fliegt. Solche Manöver unter intensivem Feindbeschuss zu stemmen, wenn nur noch ein paar Prozent Panzerung am Chassis hängen, die Waffen überhitzen, und der Booster längst streikt - da lacht das Pilotenherz. Ein großartiges Gefühl.
Dass sich neben fliegerischem Können vor allem strategisches Vorgehen auszahlt, merkt man nach wenigen Runden, wenn man Profis beim Spielen beobachtet. Wie schon am Boden, haben auch in der Luft die gut organisierten Clans die Nase vorn. Während die wendigen Jäger die Gegenseite beschäftigen und Feuerschutz bieten, lassen schwere Brummer Bomben auf feindliche Einrichtungen fallen, um die Karte früh für das eigene Team zu entscheiden. Das Matchmaking funktioniert recht gut, doch vereinzelt landete man mangels Spielern vor allem tagsüber in etwas unausgeglichenen Partien. In den Abendstunden waren die Gefechte dafür passend herausfordernd.
Im Grunde brauche ich nicht mehr viel hinzuzufügen. Es lohnt sich auf jeden Fall, in die offene Beta reinzuschnuppern (hier geht es zur offiziellen Seite). Klar werden Simulationsfetischisten zunächst die Nase rümpfen, wenn sie die wilden Manöver auf dem Schirm das erste Mal sehen. Doch auch detailverliebte Historiker dürften die adrenalinschwangeren Luftgefechte nicht kalt lassen. Man findet schnell rein und erlebt immer wieder großartige Momente. Schade ist ein wenig, dass man erst mit steigendem Rang auf neue Karten losgelassen wird - andererseits ist das natürlich ein netter Ansporn, sich in den Flugzeug-Kategorien nach Oben zu arbeiten. Zudem kann man auch mittels Team-Training und Bot-Unterstützung die Karten vorzeitig in aller Ruhe begutachten.